Rettungssanitäter? Zufrieden?

5 Antworten

Naja, das ist ja eigentlich persönlich Empfindung.

Die wenigen, dramatischen Einsätze belasten mich körperlich, nicht seelisch. Diese Einsätze sind in der Unterzahl.

Was belastend ist, ist die Schichtarbeit, die Arbeit bei Hitze in voller Schutzkleidung, nachts für Schwachsinn aus dem Bett geklingelt zu werden.

Was man mitbringen sollte ist: körperliche Belastbarkeit, seelische Ausgeglichenheit, ein stabiles privates Umfeld, Verständnis für medizinische und technische Zusammenhänge, die Fähigkeit, mit verschiedenen Menschen schnell zurecht zu kommen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
seit ihr mit euch und der Arbeit zufrieden?

Ja. Als Studentenjob und als Überbrückung bis zu einer definitiven Ausbildung absolut zu empfehlen.

Ist der Beruf wirklich so schwer, wie es aussieht?

Welchen Teil meinst du denn, der schwer aussieht? Die meisten Leute bekommen nicht mit, dass Rettungsdienstler ihre Patienten oft mit purer Muskelkraft aus der Wohnung bis vor den Rettungswagen tragen. Dieser Punkt ist definitiv schwerer, als er aussieht.

Auch ahnt der Normalbürger nicht wirklich, wie wenig Spaß der Job machen kann, wenn man in Übungen und Fortbildungen lernt, hier und da nochmal 1% mehr Überlebenschance 'rauszuholen... und dann nach einer Woche mit 40 Einsätzen feststellt, dass kein einziger richtiger Notfall dabei war.

Auf der anderen Seite denkt der Normalbürger gerne daran, dass es für ihn eine absolute Ausnamesituation wäre, plötzlich vor einer Leiche zu stehen... und denkt daran, wie er sich in dieser Ausnahmesituation fühlen würde. Für den Rettungsdienstler ist es aber gerade keine Ausnahmesituation. Also einfacher, als es aussieht.

Was muss man wirklich unbedingt mitnehmen um den Beruf auszuüben ?

Improvisationstalent, die Fähigkeit schnell von 0 auf 100 zu schalten und ein Privatleben, das nicht mit dem Schichtdienst kollidiert. Auch eine gewisse Akzeptanz von "ich will das jetzt nicht, aber es muss sein" ist nötig.

Wie psychisch belastend ist das?

Unterschiedlich. Ich bin mit Depressionen psychisch vorbelastet, für mich ist der Rettungsdienst ein wichtiger Stabilitätsfaktor. Andere treibt der Job in ein tiefes Loch.

Ist der Beruf auch für sensibelchen geeignet?

Definiere Sensibelchen...

Was muss, das muss. Wenn der Patient seit drei Tagen in seinen eigenen Exkrementen liegt, muss man sich halt gedanklich die Nase zuhalten und akzeptieren, dass nach dem Einsatz eine Reinigungsaktion von Händen, Schuhen und Einsatzgerät ansteht. Und wenn die Feuerwehr eine Tür geöffnet hat und man durch eine fremde Wohnung läuft, kann man eben auch mal über eine Leiche stolpern. Und manchmal muss man auch einem verzweifelten Angehörigen sagen, dass der Mensch zwar vor 'ner Stunde noch ganz normal war, aber jetzt tot ist.

Wenn du zu sensibel bist, zu sagen "okay, das macht jetzt keinen Spaß, aber es muss sein", dann ist es der falsche Job.

Körperlich ist diese Tätigkeit schon sehr herausfordernd. Der Rettungsdienst bringt eben nicht nur die notfallmedizinische Komponente mit sich sondern immer auch den Transport der Patientinnen und Patienten. Das Heben und Tragen von zum Teil auch übergewichtigen Menschen, ist das tägliche Brot eines jeden Rettungsdienstmitarbeiters, auch das Wetter spielt hierbei natürlich keine Rolle, man macht das in 40 Grad Hitze und auch im Vollschutzanzug bei Infektionserkrankungen! Da klebt man dann im wahrsten Sinne des Wortes am gesamten Körper wie ein Kaugummi.

Die psychische Belastung ist natürlich auch ein Teil der Arbeit im Rettungsdienst, wobei jeder auch etwas anderes unter starker psychischer Belastung definiert. Für den einen ist es der Tod, für den anderen schwere Verletzungen und für den anderen wiederum sind es die Schicksale und die Einsamkeit mancher, besonders alter Menschen. Was man sagen kann ist, dass Tod und schwere Verletzungen (zum Glück) nicht das alltägliche Geschäft im Rettungsdienst sind. Die allermeisten Einsätze im Rettungsdienst, sind aufgrund internistischer oder neurologischer Notfallerkrankungen, also unter anderem Herzinfarkte, Notfälle mit der Atmung, Schlaganfall und Krampfanfall. Die überwiegende Mehrheit chirurgischer Notfälle, stellen dann isolierte Knochenbrüche und kleinere Schnittverletzungen bzw. kleinere Verletzungen im allgemeinen dar.

Für "Sensibelchen". Dass muss man für sich selber herausfinden, sensibel sind Viele, man darf die Einsätze jedoch nicht zu sehr an seine Psyche heranlassen und muss eine gewisse profesionelle Distanz bewahren. Gibt es einen besonders belastenden Ausnahmeeinsatz, so hat die Leitstelle aber auch Verständnis dafür und gibt einem danach nach Möglichkeit eine längere Pause.

Mfg

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.

Naja was heißt schwer.. der Beruf ist körperlich schwere Anstrengung, weil man oft Menschen jeder Gewichtsklasse von der Wohnung ins Auto tragen muss.
Es ist auch schwer, nachts aufzustehen und direkt einsatzfähig zu sein.
Mit der Zeit lernt man, belastende Einsätze nicht mehr an sich ranzulassen. Das ist alles Erfahrungssache.

Dass man im Rettungsdienst täglich schwerstverletzte Menschen sieht, ist ein Irrglaube. Diese Einsätze machen vielleicht 10% der Gesamteinsätze aus.

Man sollte ein wenig körperliche Fitness und emotionale Distanz mitbringen. Den Rest lernt man im Lehrgang und vor allem mit der Erfahrung.

liebe Grüße

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Ich denke nicht, dass der Beruf was für sensible Menschen ist. Dein Job dann ist es schließlich verletzten oder schwerverletzten Menschen zu re helfen. Sowas ist nichts für jeden. Du siehst alle möglichen nicht sehr leckeren Verletzungen


RedPanther  20.06.2021, 21:01
Du siehst alle möglichen nicht sehr leckeren Verletzungen

Joa, über die Jahre kommen ein paar zusammen.

Aber bei Weitem nicht so viele, wie Otto Normalbürger denkt. Man kann durchaus auch mal 1-2 Monate Dienst haben, ohne auch nur eine "schlimme" Verletzung zu sehen.