Rettungssanitäter während dem Studium (in Bayern /Regensburg)?

3 Antworten

Vorweg: Ich finde, dass der Rettungsdienst ein toller Studentenjob ist. Naja, so wie ich es habe: Ich bin mit 25% angestellt, kann mein Fahrrad zwischen den RTWs parken, habe meine eigene Bettwäsche an meiner Stammwache und in der Nachtschicht gibts zwischen 0 und 3 Einsätzen, das heißt man kommt regelmäßig ausgeschlafen von der Arbeit heim. Und auf dem Land rufen die Leute tendenziell nur dann an, wenn sie tatsächlich Hilfe brauchen.

und bin mir auch sicher das dieser Beruf etwas für mich ist

Das ist löblich, nur bin ich der Meinung, dass man eigentlich erst nach einigen Schichten im Rettungsdienst annähernd eine Ahnung haben kann, ob einem der Job liegt. Zumindest so viele Schichten, dass man merkt wie wenig die ganzen Dokus im TV oder auf Youtube mit der Realität zu tun haben.

Gibt es in einer Studentenstadt wie Regensburg überhaupt Teilzeit/'Studentenstellen'/gibt es überhaupt Einstellungschancen?

Ich habe nun auf die Schnelle keine Stellenanzeigen für Regensburg gefunden, das heißt aber nicht viel. Am Ende hilft nur, dort direkt zu fragen.

Wie sehen die von den Arbeitszeiten in etwa aus?

Vorweg: Das Jahr hat 365 Arbeitstage zu je 24 h. Das heißt, Heiligabend 20:00 Uhr ist normale Arbeitszeit. Und als Student freust du dich sogar darüber, da du dein Geld verdienen kannst, ohne zeitlich mit dem Studium in Konflikt zu kommen.

Meistens arbeitet man im deutschen Rettungsdienst in 12h-Schichten. Davon abweichend gibt es teilweise 8h-Schichten und noch 24h-Schichten. Grundsätzlich hast du keine Wahl, später zu beginnen oder früher wieder zu gehen... entweder du machst die komplette Schicht, oder eben nicht. Dir sollte auch klar sein, dass das Schichtende eher eine grobe Orientierung ist... wenn du 20min vor Schichtende noch in einen zweistündigen Einsatz musst, dann hast du keine andere Wahl als hinterher die Überstunden aufzuschreiben.

Und mit wie viel Gehalt kann man in etwa rechnen

Die meisten Rettungsdienste gehören entweder zu einem öffentlichen Tarif oder haben einen Haustarif. Ich in meinem Fall werde nach DRK-Reformtarifvertrag in EG 6b bezahlt und habe schon ein paar Jahre Betriebszugehörigkeit, was bei 25%-Anstellung in einem monatlichen Grundgehalt von 679€ mündet. Dazu brauche ich mir keine Gedanken bezüglich der Krankenversicherung machen. Die muss ein Student, der nicht sozialversicherungspflichtig angestellt ist, ja auch noch bezahlen. Dafür, dass ich im Dienst die meiste Zeit schlafe (das meine ich ernst!), echt nicht schlecht.

Was die Rechnung natürlich verunstaltet: Du musst natürlich vorher erstmal qualifiziert sein, im Rettungsdienst arbeiten zu können. Das bedeutet mindestens eine Qualifikation zum Rettungssanitäter und obendrein einen Führerschein der Klasse C1. Das wirst du beides nicht umsonst bekommen. Manche Rettungsdienste in verzweifelter Personalsituation lassen zwar durchaus mal beide Ausbildungen springen, um Leute zu bekommen... aber dann nur, wenn die sich für ein, zwei Jahre Vollzeittätigkeit verpflichten.

Ein Weg, kostenlos an die RS-Qualifikation zu kommen, wäre ein FSJ oder BFD im Rettungsdienst. Nachteile: 1. von dem Taschengeld, das du da bekommst, kannst nicht leben. Und 2. gibts nicht in jedem Rettungsdienst FSJ-Stellen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Helloitsme293 
Beitragsersteller
 06.12.2019, 16:15

Vielen Dank für die Antwort!

Noch eine Frage, denkst du es ist realistisch das man bei 25% Anstellung noch einen zweiten Nebenjob schafft?

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RedPanther  06.12.2019, 17:34
@Helloitsme293

Sagen wir es mal so: Wenn du irgendein Studium antrittst, bei dem geistige Anwesenheit nicht nötig ist, die Klausuren reine Formsache sind und die Bachelorarbeit mal eben nebenbei geschrieben wird, dann dürfte das wohl gehen.

Die Sache ist halt, dass Vollzeitstudium nicht Vollzeitstudium ist. Im einen Studium kommst du mit den 40h pro Woche gut hin; im anderen reichen 50h nicht.

In meinem Studium (Naturwissenschaften, ich schreibe grad Bachelorarbeit) ginge es nicht. Ich nehme mir im Vergleich zu manchen Mistudenten schon recht wenig Zeit fürs Studium.

Beachte bitte auch, dass Rettungsdienst in Großstädten normalerweise auch nachts eine arbeitsreiche Angelegenheit ist und du am Folgetag zumindest den Vormittag zum Schlafen einplanen musst.

Meiner Meinung nach solltest du erst deine Grundvoraussetzungen so einrichten, dass du nicht von zwei Jobs abhängig bist, wenn du studierst.

Außerdem können sich die Jobs durchaus in die Quere kommen. Ich habe vergessen zu erwähnen, dass ich mir nicht aussuchen kann, wann ich zur Arbeit komme... ich bekomme den Dienstplan und kann dann nur noch versuchen, die Schichten wegzutauschen die mit Terminen an der Hochschule kollidieren. Ich weiß nicht, wie die das in anderen Rettungsdiensten machen.

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Helloitsme293 
Beitragsersteller
 10.12.2019, 17:18
@RedPanther

Okay, vielen Dank! Eine Frage hätte ich noch und zwar hast du ja geschrieben das du bei einer 25% Anstellung 679€ verdienst... Ich hab aber schon oft gelesen das man im Studium bei einem einfachen Nebenjob höchstens 450€ verdienen darf, sonst verliert man seinen Studenten Status...

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RedPanther  10.12.2019, 17:31
@Helloitsme293

Das stimmt so nicht. Es darf nur nicht der Eindruck entstehen, die Arbeitstätigkeit sei deine Hauptbeschäftigung. Das heißt, die Arbeitstätigkeit muss überwiegend außerhalb der Studienzeit stattfinden und darf für die meiste Zeit des Jahres höchstens 20 Wochenstunden aufweisen. Eine gewisse Zeitspanne (die reicht für 2x Semesterferien) darfst du aber sogar in Vollzeit arbeiten.

Oberhalb von 450€ bist du allerdings sozialversicherungspflichtig, das heißt es kommt nicht alles auf dem Konto an, was du theoretisch verdient hättest. Kann aber auch wieder von Vorteil sein...

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Nun, wichtig für den RS ist das man den Führerschein C1 (oder höher) hat, das stärkt die einstellungschanchen. Der Bedarf an RD-Personal ist im Moment (zumindest hier in NRW) recht hoch. Beachte allerdings, dass in Bayern immer noch ein veraltetes Rettungsdienstgesetz herrscht, dieses fordert für den Fahrer des RTW lediglich eine „geeignete Person“. Darüber hinaus darf der RS als Transportführer im KTW und als Fahrer im NEF eingesetzt werden.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Hi,

Gibt es in einer Studentenstadt wie Regensburg überhaupt Teilzeit/'Studentenstellen'/gibt es überhaupt Einstellungschancen?

Das ist tatsächlich hochgradig unterschiedlich - der Mangel an Rettungssanitätern ist bei weitem nicht so groß, wie der an RettAss/NotSan. Insofern kann es tatsächlich sein, dass alle Planstellen für Rettungssanitäter besetzt sind - würde in dem Fall also auf eine rein ehrenamtliche Tätigkeit (geringfügige Beschäftigung) hinauslaufen.

Ich möchte ferner zu bedenken geben - in Bayern sind die RTWs alle über 3,5 t zulässiges Gesamtgewicht. Willst Du RTW fahren, kommt zu der Rettungssanitäter-Qualifikation auch noch der Führerschein Klasse C1 dazu.

Wie sehen die von den Arbeitszeiten in etwa aus?

In der Notfallrettung sind 12-Stunden-Schichten üblich, im Krankentransport üblicherweise kürzere Schichten, oft 8 Stunden. Die normale, wöchentliche Höchstarbeitszeit (bei Vollzeitstelle) liegt in der Regel bei über 40 Stunden.

Und mit wie viel Gehalt kann man in etwa rechnen

Abhängig von Arbeitgeber, Tarifvertrag, Erfahrung, Zulagen und auch dem Arbeitsvertrag.

Als Vollzeitkraft kann man mit rund 2400 € brutto monatliches Grundgehalt rechnen - bei Steuerklasse I sind das etwa 1500 € netto. Zuzüglich Zulagen. Bei einer 50- oder 25-%-Stelle entsprechend anteilig.

Geringfügig Beschäftigte (ugs. 450-€-Basis) werden meist nur mit dem Mindestlohnsatz bezahlt.

Was empfehle ich?

Unbedingt vor Beginn der RettSan-Ausbildung bei den Hilfsorganisationen/privaten Unternehmen vor Ort informieren, wie der Bedarf aussieht. Ansonsten kann es tatsächlich sein, dass Du das Geld für die Qualifikation sehr lange nicht durch die Arbeit hereinholen kannst.

Ich empfehle auch mal grundsätzlich, mal ein Paar Tage auf der Rettungswache zu hospitieren. Meine Erfahrung zeigt, dass selbst die "Top-Informierten" meist einen recht falschen Eindruck vom Arbeitsalltag haben, auf den sie sich eingelassen haben.

Zum Wachen- und Einsatzalltag sowie zu Dingen, die ein RS können muss, habe ich in meinem Blog etwas geschrieben.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent