Rettungssanitäter als Nebenberuf?

2 Antworten

Grundsätzlich, gibt es relativ viele Personen, welche auf nebenberuflicher oder auch auf ehrenamtlicher Basis im Rettungsdienst tätig sind. Häufig, handelt es sich hierbei auch um ehemalige Absolventen eines Freiwilligen sozialen Jahres (FSJ) im Rettungsdienst. Diese haben dann natürlich aber den Vorteil, dass sie bereits über mehrere Monate an Praxiserfahrung aus ihrem FSJ verfügen. Zumeist, muss die Ausbildung zum Rettungssanitäter als Selbstzahler absolviert werden, die Kostenübernahme durch die Hilfsorganisation, erfolgt lediglich im Rahmen eines FSJ oder ggf. auch bei einer vorherigen, langjährigen ehrenamtlichen Tätigkeit im Sanitätsdienst auf Veranstaltungen. Theoretisch, ist die Kostenübernahme allerdings möglich, wenn man sich dazu verpflichtet, im Anschluss für einen gewissen Zeitraum bei dieser Hilfsorganisation aktiv zu sein. Grundsätzlich sei gesagt, dass die Qualifikation zum Rettungssanitäter trotz oder gerade aufgrund von ihrer kurzen Dauer doch sehr lernintensiv ist. Um im Rettungsdienst tätig zu sein, bedarf es nach den Rettungsdienstgesetzen (RDG) der Länder anschließend auch noch mindestens 30 Stunden an Fortbildung im Jahr. Der Einsatz in der Notfallrettung auf dem Rettungswagen (RTW), erfordert neben der Qualifikation auch noch eine Fahrerlaubnis der Klasse C1, weil die modernen RTW eine zulässige Gesamtmasse von über 3.500Kg aufweisen und somit zum Fahren die Fahrerlaubnis der Klasse C1 erforderlich ist. Hier auf die geplante EU- Führerscheinreform zu hoffen, was ich unten in einem Kommentar gelesen habe, das macht meiner Meinung nach keinen Sinn. Es kann noch Jahre dauern, bis diese EU- Richtlinie beschlossen worden ist und im Anschluss daran, werden die einzelnen Mitgliedsstaaten der EU auch noch jahrelang Zeit für deren Umsetzung in national geltendes Recht haben. Geplant ist zudem lediglich, dass man mit der Klasse B Fahrzeuge bis 4,25 Tonnen zulässiger Gesamtmasse fahren können soll und das meines Wissens nach auch nur dann, wenn das höhere Gewicht durch einen Elektroantrieb, das Batteriegewicht, begründet ist. Die allermeisten RTW, liegen zudem bei ungefähr 5 Tonnen, sodass auch nach der Reform jetzt schon die Klasse C1 unabdingbar wäre.

Mfg

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.

FDrum 
Beitragsersteller
 27.06.2024, 21:08

Danke für die Antwort. Das mit der Fortbildung ist interessant, sind das eher so 4Tage Auffrischunglehrgang am Stück oder lernt man da eher neues? Was? Oder sind das eher einzelne kleinere Fortbildungen? Das die Qualifikation nicht ohne ist, hab ich auch schon gelesen, hab mir aber auch schon sagen lassen, dass sie an sich auch nicht so schwer ist, wenn man bisschen was auf dem Kasten hat. Die Durchfallquote soll ganicht so hoch sein. Und ich hab ja auch zumindest ein kleines bisschen Vorerfahrung, das hilf vllt. auch.
Wie gesagt ist mir bewusst, dass auf die Reform hoffen recht optimistisch ist, aber am C1 solls nicht scheitern. Für Krankenwagen, Sonderfahrzeuge (z.B. Feuerwehr) und Wohnmobile sollen die 4,25t unabhängig vom Antrieb gelten, nur für andere Fahrzeuge ist mit Elektro https://www.adac.de/verkehr/rund-um-den-fuehrerschein/fuehrerscheinaenderungen-2024/). Und zumindest die RTW vom DRK hier haben nur 4,11t. Da in RLP der RTW zusätzlich zur DIN noch weiter standartisiert ist, und auch die miesten Fahrzeuge von System Strobel sind (die max. 4,1t anbieten), gehe ich mal davon aus, dass die 4,25t nicht überboten werden.

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Rollerfreake  28.06.2024, 16:04
@FDrum

Die Fortbildung ist ganz verschieden gestaltet, leider. Laut dem Gesetz, müssen aktive Mitarbeiter im Rettungsdienst unabhängig von ihrer konkreten fachlichen Qualifikation mindestens an 30 Stunden Fortbildung im Jahr teilnehmen. Diese dienen einerseits zur Auffrischung von vorhandenen Kenntnissen und Fähigkeiten aber anderseits auch zum Erlernen von neuem Wissen, weil zum Beispiel die Leitlinien der medizinischen Fachgesellschaften im Durchschnitt alle fünf Jahre aktualisiert werden und sich manche Dinge durch neu gewonnene wissenschaftliche Erkenntnisse durchaus auch verändern. Leider ist es aber so, dass die Fortbildungen je nach Arbeitgeber ganz unterschiedlich ausfallen. Der eine, hat eine gut strukturierte Fortbildung, in denen man auch wirklich dann neue Dinge erlernt und der Andere, macht betriebsintern überhaupt gar keine Fortbildungen und sagt, dass man sich seine 30 Stunden im Jahr durch die Teilnahme an externen Fortbildungsangeboten selber "zusammensammeln" muss. Wiederum ein Anderer, hält drei Jahre in Folge genau die gleiche Fortbildung ab, Hauptsache, die Stunden werden erfüllt.

Was die Qualifikation zum Rettungssanitäter als solche betrifft, so ist einfach der Umfang seit deren Einführung gleichgeblieben, die Ansprüche sind aber kontinuierlich weiter gestiegen und werden dies auch weiterhin. Zwar wird zumeist kein besonders tiefgreifendes Wissen in den einzelnen Themenbereichen vermittelt, es ist jedoch einfach die schiere Masse an Lehrstoff in der kurzen Zeit, welche es anspruchsvoll macht. Die Lehrbücher, werden mit jeder neuen Auflage immer dicker, sodass man in der gleichen Zeit immer mehr zu lernen hat. Ein häufig verwendetes Lehrbuch, hat in seiner aktuellen Auflage knapp 800 Seiten und das ist bei einer Lehrgangsdauer von vier Wochen bzw. in manchen Bundesländern mittlerweile jetzt auch sechs Wochen im Grundlehrgang natürlich schon sehr viel Lehrstoff und das macht es durchaus anspruchsvoll. Während der anschließenden Praktika, bleibt nicht mehr allzuviel Zeit übrig, um die theoretischen Inhalte zu erlernen.

Mfg

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Von Experte Rollerfreake bestätigt

Hi,

Was haltet ihr davon nebenberuflich, also mit z.B. nur einer Tagschicht pro Woche, als RS zu arbeiten (primär RTW), grade auch wenn man frisch aus der "Ausbildung" kommt? Hat man da zu wenig Praxis um auf Zack zu beliben? Ist das ungern gesehen?

Nebenberuflich im Rettungsdienst arbeiten - geht, und ist gar nicht mal selten. Das betrifft sowohl Studenten als auch Leute, die aus anderen Berufen kommen.

"Ungern gesehen" ist allenfalls die Vorstellung, mit null Erfahrung und vier Mal im Monat kommen nur RTW fahren zu wollen...zumindest auf Seite der Kollegen. Ob sich Arbeitgeber darauf einlassen, hängt dann stark von der Personalsituation ab.

Bisweilen gibt es da auch betriebsinterne Regelungen, ab wann und unter welchen Umständen ein RS auf dem RTW eingesetzt werden kann.

In Rheinland-Pfalz gibt es zudem kaum noch "leichte" RTWs < 3,5 t zGM; heißt: ohne Führerschein Klasse C1 wird es mit dem RTW fahren sowieso erstmal nichts.

Hab mir auserdem überlegt, dass es für mich ganz praktisch wäre, wenn ich anfangs ein niedigeren Gehalt bekomme, ich dafür aber die Qualifizierung bezahlt krieg. [...] Denkt ihr es besteht ne Changse, dass das ein Arbeitgeben mit macht?

Eine Kostenübernahme gegen Rückzahlung oder Verpflichtung ist prinzipiell möglich. Ob ein Arbeitgeber sich darauf einlässt, hängt ebenfalls von der Personalsituation ab - und dem eigenen Verhandlungsgeschick.

Per se ist das allerdings kein unlösbares Problem.

Und für die Leute aus dem Gebiet Rheinhessen/Nahe: Ne empfehlung wo man sich mal Bewerben könnte?

Nun, Rheinhessen-Nahe ist durchaus ein...sehr großes Gebiet.

Die DRK-Rettungsdienst Rheinhessen-Nahe gGmbH ist die größte rettungsdienstbetreibende Organisation (und die einzige, die im gesamten Bereich tätig ist).

Ansonsten gäbe es noch die ASB-Kreisverbände Bad Kreuznach und Mainz, dort auch die entsprechenden Gliederungen der Malteser, in Mainz zusätzlich die Johanniter sowie in Münster-Sarmsheim/Gensingen Corneli als privaten Rettungsdienst.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent

FDrum 
Beitragsersteller
 26.06.2024, 12:35

Danke für die ausführliche Antwort!
Kannst du das mit der Erfahung näher erklären? Also klar möchte man als NS jemand an der Seite haben, der was auf dem Kasten hat. Aber ich hatte den Eindruck bekommen, dass man auf dem KTW vorallem Transporte, Tragehilfe etc. macht. Welche Erfahrung sammelt man da, die man für den RTW braucht?
Bezüglich Führerschein ist meine (optimistische) Hoffnung, das sich die EU und Deutschland mit der Führerscheinreform beeilen, dann darf man wahrscheinlich mit B RTWs bis 4,25t fahren. Sonst mach ich halt nen C1.
Wegen dem Gebiet: für mich ist vorallem das Grenzgebiet relevant, also Kreuznach, Bingen, Ingelhim aber auch Münster-Samheim und Stromberg oder Mainz. Ansonsten ist die Erreichbarkeit mit den Öffentlichen zu schlecht. Welche Organisationen es hier gitb, kann man ja recht leich googlen. Mir ging es eher darum, ob z.B. wegen Aussattung, Betriebklima, besonderen Mitarbeiterbenefits oder so ein Betrieb besonder empfehlenswert ist.

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SaniOnTheRoad  26.06.2024, 17:27
@FDrum
Danke für die ausführliche Antwort!

Gerne!

Aber ich hatte den Eindruck bekommen, dass man auf dem KTW vorallem Transporte, Tragehilfe etc. macht. Welche Erfahrung sammelt man da, die man für den RTW braucht?

Der Eindruck ist durchaus richtig - die Frage ist, was man daraus macht...

KTW fahren (so sehr man es verteufelt) ist ideal um die absoluten Basics zu erlernen. Klinikstrukturen, Gepflogenheiten, Basisuntersuchungen, "wie kriege ich den Patienten ins Auto" bis zur Ortskenntnis. Vor allem: ohne Zeitdruck.

Und genau an den Punkten scheitert es dann in der Notfallrettung (und nicht daran, eine Thoraxdrainage nicht richten zu können).

Wenn man sich mal den Spaß macht und die typische KTW-Einweisung untersucht, fällt durchaus auf, dass nicht wenige der Patienten richtig krank...und so mancher KTW-Einsatz eigentlich kein KTW-Einsatz ist.

Mir ging es eher darum, ob z.B. wegen Aussattung, Betriebklima, besonderen Mitarbeiterbenefits oder so ein Betrieb besonder empfehlenswert ist.

Das Klima unterscheidet sich schon innerhalb eines Betriebs auf den einzelnen Wachen erheblich, insofern ist es schwer, hier überhaupt eine belastbare Aussage zu treffen - allein schon, weil kaum jemand alle Wachen des Gebiets persönlich kennt.

Die Unterschiede sind im Großen und Ganzen marginal, was die Ausstattung angeht. Diese ist landesweit weitestgehend standardisiert.

Ansonsten ist vieles schlicht Geschmackssache.

Wegen dem Gebiet: für mich ist vorallem das Grenzgebiet relevant, also Kreuznach, Bingen, Ingelhim aber auch Münster-Samheim und Stromberg oder Mainz. Ansonsten ist die Erreichbarkeit mit den Öffentlichen zu schlecht.

Denkanstoß: dann mag es durchaus überlegenswert sein, einen eher kleineren Leistungserbringer ins Auge zu fassen. Nicht alle bieten Aushilfen/GFBlern eine "Stammwache" an, sondern erwarten bisweilen die Einsetzbarkeit auf allen Wachen.

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