Rettungshubschrauber Betankung?
Moin Kollegen der rettenden Zunft!
Mir ist da mal eine Frage bezüglich der Flugdurchführung eines Rettungshubschraubers durch den Kopf gegeistert, und zwar: Wie wird ein RTH betankt?
Ein Flächenflugzeug wird ja der Strecke (zzgl. Alternates, Wetter, Taxi-Distanz und Reserven) entsprechend betankt, aus Gründen der Ökonomie so wenig wie möglich.
Bei einem RTH sind Zeitpunkt des Fluges und die Distanz ja nie vorhersehbar (ja, bei Sekundäreinsätzen schon), wie betankt man also ein solches Fluggerät?
Vielleicht sind ja hier HEMS, Notärzte, Piloten oder sonst wie auf dem Gebiet der Luftrettung erfahrene Kollegen unterwegs, die mir das beantworten können.
Viele Grüße, Dennis
4 Antworten
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Das größte Problem eines Rettungshubschraubers ist das Gewicht. Der übliche Primärrettungshubschrauber in Deutschland ist die EC 135. Die hat ein maximales Abfluggewicht von 2,9 Tonnen und ein Eigengewicht von knapp 1,9 Tonnen- entsprechen kann er 1000 Kilo zu laden. Rechnet man jetzt also drei Besatzungsmitglieder plus Patient zu je 100 kg sind schon mal 400 Kilo davon weg. Dann kommt noch die medizinische Ausrüstung, die auch ein bisschen was wiegt - hier sind etwa 150 kg zu veranschlagen. Damit sind wir bei 550kg angekommen (teilweise hypothetisch, denn der Patient ist ja nicht an Bord am Anfang) und es bleiben 450kg für Kerosin frei.
Ziel der Betankung eines Hubschraubers ist es, ihn in seinem Einsatzradius frei einsetzen zu können. Daher muss er genug Sprit an Bord haben, um 60 Minuten in der Luft zu bleiben. Ist vorgegeben. Bei einem ungefähren Verbrauch von 4 Kilogramm pro Minute benötigt er also beim Start mindestens 240 kg Sprit im Tank.
Durch diese zwei Zahlen ergibt sich also der Bereich, in dem ein Pilot seinen Flieger betanken wird. Sind vor einem Start weniger als 240 Kilo drin, wird er nachtanken, aber nicht mehr als 450 kg (eventuell auch etwas mehr, wenn der Pilot das wirklich genau an das Gewicht der Besatzung anpassen möchte). Maximal möglich sind bei einer EC-135 übrigens 680l, die in der Luftrettung so gut wie nie ausgeschöpft werden. Diese Rechnung gilt parallele übrigens natürlich auch für alle anderen Hubschraubertypen mit ihren jeweiligen Abfluggewichten und Verbräuchen
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Ich denke, das wird sich so handhaben wie bei den anderen Rettungsmitteln (RTW, NEF etc.): Einsatzfähigkeit > Umweltschutz.
Sprich: Immer voll bzw. voll genug für einen Einsatz im Einzugsbereich.
Bei uns an der Wache wurde es so gehandhabt, dass bodengebundene Fahrzeuge (waren kein Standort eines RTH) immer mit > 3/4 Kraftstoff übergeben wurden zwischen den Schichten.
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Ich würde mal sagen nach jedem Flug wieder ganz voll, da man ja nicht weiß was für ein Einsatz als Nächstes kommt. Kann ja auch ein längerer sein und dann kann man nicht einfach sagen, dass man vergessen hat aufzutanken, es geht ja um Menschenleben hier.
Bin allerdings ein absoluter Laie der sich nicht mit dem Thema beschäftigt hat.
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Ich hab da mal eine Frage zum ADAC geschickt. Hättest du auch machen können.
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Man könnte auch einfach keinen Kommentar abgeben, wenn man es nicht weiß. Aber trotzdem danke für die Bemühungen in deinem bescheidenen Rahmen.