Regeln für Längenstrich im Lateinischen?

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Hallo,

Aus dem Studium sind mir neben der genannten "vocalis ante vocalem corripitur/brevis est"-Regel - eben die, die besagt, dass im Normalfall der erste bei zwei aufeinanderfolgenden Vokalen kurz ist - auch nur die Faustregeln für Längen bekannt, die in den meisten Fällen greifen:

- Umlaute generell (-ae)
- a-/o-/e-/u-Deklination: Ablativ Singular (-ā, -ō, -ē, -ū)
- a-/o-Deklination: Dativ + Ablativ Plural (-īs)
- a-/o-/konson (m. u. f.): Akkusativ Plural (-ās, -ōs, -ēs)
- konson. Deklination: Nominativ Plural (m. u. f.) (-es)
- a-/o-Deklination: Genitiv Sg. (-ī, -ae, -ī)
- a-/o-/konson. Deklination: Dativ Sg. (-ae, -ō, -ī)
- a-/o-Deklination: Genitiv Plural (-ōrum, -ārum)

in den Fällen, in denen nichts davon zutrifft, steht zu vermuten, dass es evtl. mit einer Kürze ausgesprochen wird, was aber auch nicht unbedigt sicher ist. Oft muss man wirklich nachschlagen, oder es wissen. 

(Das populärste Beispiel ist wohl bonus, das im Dt. oft als bōnus  - mit langem -o - ausgesprochen wird, im lat. aber eigentlich kurz ist.)

Ich hoffe, ich konnte dir weiterhelfen.

Schönen Gruß

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium der lateinischen Philologie

Das Makron verwendet man ja eben deshalb, weil man sonst in den meisten Fällen nicht ohne weiteres erkennen könnte, wann der Vokal lang und wann kurz ist. Es gibt zwar ein paar Regeln, die decken allerdings nur einen relativ kleinen Teil der Fälle ab, z. B.: Vokal vor Vokal ist kurz, außer es steht noch ein weiterer Vokal davor (wie bei diēī), oder in Entlehnungen (z. B. Aenēās). Auch vor auslautendem -m und -t ist der Vokal seit klassischer Zeit fast immer kurz. Im allgemeinen muss man das aber tatsächlich auswendig lernen (oder nachschlagen).

Solche Regeln sind wohl eher zweifelhaft und sind nur für die Schüler gut, die einen Text einigermaßen verständlich (mit Wiedererkennungswert) vorlesen müssen. Die Lateiner wussten schon, wie sie zu sprechen hatten, und trotz eines gewissen Bildungsstands war die Schreibkunst nicht so verbreitet, dass es sehr vieler allgemeiner Regeln bedurft hätte.

Im deutschen Mittelalter war das ja auch nicht anders.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Unterricht - ohne Schulbetrieb