Realität hinterfragen, wie nennt man dieses Phänomen? Hat jemand das auch schon erlebt?
Hallo zusammen...Ich erlebe/kenne dieses Phänomen schon seit meiner Kindheit. Ich starre irgendetwas an, am besten etwas was sich bewegt. Und das für eine kurze Zeit. Danach werde ich panisch, weil ich mir denke: " Passiert das gerade wirklich? Bin ich wirklich gerade in diesem Körper und lebe?". Es ist ehrlich gesagt genau so komisch wie es klingt. Ich versuche dann mich zu beruhigen, denn sonst würde ich durchdrehen. Wie vorher erwähnt, hatte ich das schon öfters in meiner Kindheit. Meine Frage ist, ob 1. mir jemand sagen kann wie man dieses Phänomen nennt und 2. ob noch jemand schon einmal das Gleiche erlebt hat.
6 Antworten
Das wird wohl eine Art leichte Derealisation sein:
https://de.wikipedia.org/wiki/Derealisation
Ich habe so etwas auch hin und wieder in verschiedenen Ausprägungen. Es kommt durchaus vor, dass mir die Realität auf die eine oder andere Art und Weise merkwürdig oder fremd vorkommt.
Und ich habe sogar mal eine alte chassidische Geschichte gefunden, in der so etwas Ähnliches beschrieben wird:
Frühmorgens einmal, nachdem er das Gebet gesprochen hatte, sagte der Kozker Folgendes: "Heute, beim Aufstehen, hatte ich das Gefühl, nicht wirklich am Leben zu sein. Ich öffnete die Augen und sah mir meine Hände an und wurde gewahr, dass ich im Stande bin, sie zu gebrauchen und ich reinigte sie; und ich sah mir meine Füße an und wurde gewahr, dass ich im Stande bin, mit ihnen zu gehen, und ich lief ein wenig umher. Segnend kam's mir darauf über die Lippen: >Gesegnet seist Du, Ewiger, Wiederbeleber der Toten (Tefillah)<, und ich gewahrte, dass ich wirklich am Leben bin."
Das wäre ein Beispiel für einen produktiven Umgang mit so etwas - die veränderte Realitätswahrnehmung verleitet den Kozker in der Geschichte zu einem Dankgebet. Und ich denke durchaus, dass so ein Umgang möglich und auch wünschenswert ist. Es kann doch eine Bereicherung sein, die Realität mal für kurze Zeit aus einer ganz anderen Perspektive wahrzunehmen. Und nicht alles, was anders ist, muss man deswegen gleich "wegmachen".
Wenn das Entfremdungserleben allerdings all zu krass und quälend ist, helfen dagegen Tranquilizer oder bestimmte Neuroleptika, die Du Dir verordnen lassen kannst.
Das ging mir früher auch so, ich hatte teilweise extreme Angstzustände. Manchmal schaute ich in den Spiegel und dachte mir:" Wer oder was bin ich eigentlich und warum kann ich so denken?" Danach überfiel mich immer Angst. Irgendwann hat es mir gereicht und ich sagte zu mir selbst in Gedanken:" Jetzt ist endlich Schluss, ja das BIST DU, das passiert gerade WIRKLICH und mach dir lieber über wichtigere Dinge Sorgen!" Seitdem komme ich alleine und unter Leuten lange mit diesem Gefühl aus und es stört mich nicht wirklich, ich mag es sogar ein wenig. Die Zeit davor kam mir irgendwie wie eine Schlafphase vor und als ob ich jetzt aufgewacht wäre. Wenn es aber wirklich schlimm ist, lenk dich ab, so dass du es vergisst. ;-)
Das ist absolut normal.
Grob vereinfacht, besteht der Mensch aus drei Körpern: der materielle Körper, der innere (geistige) Körper, der Ego-Körper (Denk- oder Verstandeskörper). Der mittlere ist der Energiekern, die anderen zwei können nicht ohne ihn, jeder hat aber sein eigenes Bewusstsein, das sich gottseidank in Verbindung mit den anderen befindet. Für den Traumkörper, der eine viel größere Freiheit hat als die anderen zwei, erscheint manchmal der Körper als ein Gefängnis. Vor allem, wenn er mitleiden muss.
Was glaubst du, was kleine Kinder für ein Trainingsprogramm durchlaufen, um zu lernen, den Körper zu steuern?
Ja ich kenne das, hin und wieder erlebe ich das auch, manchmal wenn ich vorm Spiegel stehe und länger mein Spiegelbild betrachte z.B.
Weiß jetzt nicht pauschal womit das zusammenhängen könnte. Vielleicht baut man durch enorm viel rotierende Gedanken eine Illusion auf...
Ich bin kein Psychologe, doch würde ich mutmaßen, dass es sich um eine Verschleppung einer kindlichen Phase der Selbst- und Welterkennung handelt. Nach der Theorie, dass wir im Erwachsenwerden auch die Phasen der Menschwerdung durchleben von der totalen Abhängigkeit von äußeren Einflüssen über eine Phase der Unsicherheit, wer denn jetzt das handelnde und erkennende Ich ist bis hin zur Trotzphase der Pubertät, der offensiven Selbstbehauptung. Diese Phasen lassen sich menschheitsgeschichtlich in verschiedenen Mythen widerfinden. Da ist die Zeit der Ergebenheit gegenüber der übermächtigen Natur (Opferung der eigenen Kinder). Da ist die Phase der Unsicherheit des Ichbewusstseins als Abgrenzung zur Weltrealität, ausgedrückt in Vorstellungen, dass alles um einen herum "belebt" ist, Mythen der Geister und Elfen und es kommt dann die Trotzphase, die Mythen der Helden, die sich gegen die Götter auflehnen wie Prometheus oder Herkules. Noch in der ersten Zeit der Abnabelung greifen Philosophen auf Mythen zurück wie Heraklit, Parmenides oder auch Platon. Die Fähigkeit, sich mit dem eigenen Ichbewusstesein in jemand anderen zu versetzen kann bereichern, wenn man sich bewusst ist, dass es sich dabei um eine sehr frühe Entwicklungsphase des Selbst handelt, die man sich als Fähigkeit bewahrt hat.