Radikalische Polymerisation (Verzweigungen)?
Hallo!
Meine Frage is im Prinzip relativ kurz aber in meinem Buch hab ich diesbezüglich ein paar Widersprüche gefunden (bzw. es kommt mir so vor als wären es welche).
Bei der radikalischen Polymerisation werden ja Monomere über C=C Doppelbindungen verbunden, d.h. im Prinzip sind nur lineare Moleküle (Thermoplasten) möglich. In meinem Chemiebuch stehen allerdings als Beispiel die Eigenschaften von PE erklärt, und da erklären sie dessen geringe Dichte damit, dass die Makromoleküle viele Verzweigungen haben, was aber doch eigentlich nicht sein kann, weil PE durch radikalische Polymerisation von Ethen entsteht (also keine Verzweigungen) oder?
Wenn überhaupt könnten solche Verzweigungen doch eigentlich nur stattfinden, wenn es mehrere C=C Doppelbindungen gibt oder?
Könnten dann durch diese Verzweigungen theoretisch auch z.B Elastomere oder Duroplaste entstehen oder bleibt es trotzdem bei Thermoplasten?
Vielen Dank schonmal!
laurafab00
2 Antworten
Was Sialbo13 geschrieben hat ist leider nicht richtig, da auch Polymere wie Polyethylen verkettet sein können bzw. in den meisten Fällen verkettet sind.
Während der radikalischen Polymerisation ist es möglich, dass Radikale innerhalb einer Kette zurückgeschlagen werden (Backbiting). Dabei wird ein Wasserstoffatom von einem inneren Kohlenstoffatom der Kette auf das radikalische Ende übertragen. Das radikalische Kohlenstoffatom ist nun nicht mehr am Rand der Kette, wodurch eine Verzweigung im Molekül vorliegt.
Ebenfalls ist es möglich, dass ein Radikal ein Monomor aktiviert, indem es ein Wasserstoff aus der Polymerkette entfernt. Dadurch ist wieder ein mittelständiges Kohlenstoffatom als Radikal vorhanden, welches als Verzweigung weiter polymerisiert.
Also reines Polyethylen hat, wie du richtig festgestellt hast, keine Seitenketten. Es gibt aber verschidene Arten von PE, wobei verschiedene Seitengruppen angehängt sind (z.B. PE-LD). Wenn man als Beispiel Schwefel statt Wasserstoff anhängen würde, können sich Disulfidbrücken ausbilden, wodurch (je nach Menge des Schwefels) Duroplasten entstehen können. Längere Seitenketten können auch entstehen, wenn längere Alkene (auch mit nur einer Doppelbindung) polymerisiert werden, wie etwa 1-Octen. Welche Art von Kunststofff am Ende herauskommt hängt dann wieder von den zusätzlichen Seitengruppen ab usw.
Ich hoffe das beantwortet deine Frage