Psychologische Hilfe nachdem man Ersthelfer bei einem schweren Verkehrsunfall - mit Todesfolge - war?
Hallo an alle! Mein Mann war gestern Abend Ersthelfer bei einem tragischen Unfall. Er ist weder Rettungsassistent, noch bei der Feuerwehr, er ist "nur" Ersthelfer in seiner Firma. Mein Mann ist zufällig kurz nach den Unfall an der Unfallstelle vorbei gefahren und hat geholfen. Die Rettungskräfte haben gesagt dass er alles richtig gemacht hat, aber darum geht es gar nicht.
Jetzt steht in der Zeitung dass dieser junge Mann leider verstorben ist. Ich weiß, ICH hätte Probleme mit der Verarbeitung. Mein Mann tut immer so stark, er hatte aber gestern Nacht und heute früh ständig diese Bilder (unmengen von Blut etc.) im Kopf. Dabei weiß mein Mann noch nicht einmal,dass der Fahrer verstorben ist.
Gäbe es denn (falls es nötig wäre) für solche Fälle irgendwelche spez. Direkthilfe? Ich kenne mich da überhaupt nicht aus. Man hört halt immer dass man sehr lange Wartezeiten für einen Termin beim Psychologen einplanen muss. Außerdem weiß ich nicht ob ein regulärer Psychologe ausreicht. Es soll ja für Rettungskräfte spez. Hilfe geben. Könnten sich dort auch andere Helfer mit extremen Erlebnissen melden?
Vielen Dank in voraus für die Antworten!
5 Antworten
Ja, solche Hilfe gibt es. Ich kann euch nur den guten Rat geben euch Hilfe zu suchen. Hilfe suchen ist kein Eingeständnis von Schwäche, es ist der verantwortungsvolle Umgang mit so einer Situation.
Wo bekommt man solche Hilfe her? Als Feuerwehrmann rufe ich einfach meine Leitstelle an, die schicken mir dann einen Notfallseelsorger bzw. ein Einsatznachsorgeteam. Die kommen zu jeder Zeit, auch Nachts oder am Wochenende, weil die können genauso alarmiert werden wie die Einsatzkräfte.
Ich empfehle deinem Mann dringend sich mit einem ENT (Einsatznachsorgeteam) zu unterhalten. Das kostet ihn nichts, es wird hinterher Keiner davon was erfahren und er kann hinterher immer noch entscheiden wie er weiter damit verfährt. Solche Erlebnisse sollte man in keinster Weise unterschätzen. beobachte deinen Mann ob er sich in den nächsten Tagen verändert.
Erreichen kannst du die Kräfte über deine zuständige Leitstelle von Feuerwehr und Rettungsdienst. In dem Fall kannst du auch einfach mal über den Notruf 112 die Leitstelle erreichen. Wenn du die Situation schilderst wirst du da keine Problem bekommen. Es gibt aber auch für jede Leitstelle eine normale Telefonnummer. Einfach mit dem Namen der Leitstelle aus der Liste: http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_BOS-Leitstellen#Brandenburg mal googeln.
Solltet du weitere Fragen haben einfach einen Kommentar schreiben.
Naja, wenn er Ersthelfer seiner Firma ist, wird er ja entsprechend ausgebildet worden sein. Zudem wird er bei dieser Schulung entsprechende Kontakte für eine mögliche psychologische Betreuung bekommen haben.
Mach dir mal nicht so viele Sorgen! Männer sind halt etwas härter im Nehmen als Frauen. Nicht gleich rumjammern! Wenn er sagt das alles ok ist, dann glaube ihm mal!
Ein echter Mann hält sowas locker aus. Was meinst du, was ich ihm Krieg alles miterlebt habe. Da haben wir auch keinen Firlefanz von gemacht....
@ Stephan:... ja du bist bestimmt ganz toll...echter Kerl und so.. ganz ehrlich so eine Machogehabe Antwort ist bestimmt wenig hilfreich
@Stefan...echt unhilfreiches Macho-Gehabe hier....ja bist bestimmt ganz toll!
Ich habe in der Firma auch eine Ersthelferausbildung gemacht, aber über Anlaufstellen zur psychologischen Nachbetreuung wurde nichts gesagt.
"Was meinst du, was ich ihm Krieg alles miterlebt habe." Ja, das glaube ich dir. Nur die meisten stecken das leider nicht so einfach weg bzw. vergraben es tief im Inneren und wundern sich über komische Symptome (Stichwort "Ganzkörperschmerzen").
"Ein echter Mann hält sowas locker aus. "
na klar und Männer zeigen erst recht keine Gefühle oder sonstwas.
So eine EInstellung ist wenig förderlich für die Verarbeitung von Geschehnissen.
Sehr viele Männer haben nämlich immer noch die Einstellung "man darf keine Schwäche zeigen", was evolutionstechnisch und vllt auch im Laufe der Geschichte im Einzelfall vllt durchaus sinnvoll gewesen ist aber es heutztage schwer machen kann sich effizient mit seinen Erfahrungen auseinanderzusetzen, sie zu beurteilen und eine angemessene Bewätigungsoption zu wählen.
Vielmehr ist so eine Einstellung sehr defensiv - man vermeidet die bewusste Konfrontatiion mit seinen eigenen Empfindungen; das könnte man, wenn man das bewusst tut sogar durchaus als "Schwäche" sehen (wobei das natürlich auch nicht angemessen wäre das so zu sagen, aber jetzt gerade mal als "Konter" zu diesem "ein Mann hält sowas locker aus")
Was meinst du, was ich ihm Krieg alles miterlebt habe.
das heißt was?
Weder heißt das, dass das nicht noch nachträglich zu Problemen führen kann noch heißt das, dass du da von allem erhaben bist: Nichts desto trotz (oder je nach Wechselwirkung gerade) könnte dich beispielsweise eine solche Situation wie hier geschildert auch psychisch enorm belasten.
Es gibt jede Menge ambulante Notfallkliniken. Im Zweifel können diese Einrichtungen ihn weitervermitteln. Oder den Hausarzt fragen.
Auch wenn es schon eine "hilfreichste Antwort" gibt, hier noch ein zusätzlicher Tipp: Aus einem solchen Erleben kann sich ein Trauma entwickeln - was übrigens rein garnichts mit "richtigem Mann" o.ä. zu tun hat. Nach dem Gespräch mit dem ENT solltet ihr aber schauen, wie sich das in den nächsten etwa vier Wochen entwickelt. In den meisten Fällen ist das Problem dann verschwunden.
Wenn ihn dann aber weiterhin die Bilder vom Geschehen überfallen, dann ist es sinnvoll, eine Traumatherapie zu machen, die in diesem Fall wahrscheinlich recht kurz sein wird, weil das ja noch alles frisch ist. Sehr effektiv ist EMDR (augebildete Therapeuten suchen in der Therapeutenliste bei EMDRIA [googeln]), da kann das in ein paar Sitzungen wieder gut werden.
Bei der Therapeutensuche ist es übrigens sinnvoll, schon am Telefon zu sagen, dass es sich um ein ganz frisches Trauma handelt und vorher alles ok war. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, schnell einen Platz zu bekommen.
Zu Unfällen werden oft Notfallseelsorger gerufen. Du oder dein Mann, ihr könnt euch auch jetzt noch an einen wenden (Religiösität spielt keine Rolle):
http://www.notfallseelsorge.de/ (das wäre dann die Telefonseelsorge, die euch dann weitere beratende Stellen nennen können)