Ich brauche Pro und Contra Argumente über "eine Ohrfeige hat noch keinem geschadet?"

Ich bin 1947 geboren. Früher hat mit uns im Elternhaus, Schule oder Lehre niemand groß diskutiert, wenn etwas nicht passte, bekam man eine auf die Backe. Ob das geholfen hat oder nicht, weiß ich nicht, geschadet hat es uns nicht, denn das war damals die übliche Standarderziehung, wenn man etwas nicht richtig machte, kannte man die Konsequenzen. Seelisch haben wir das schnell weg gesteckt, es war eben so üblich.  

Pro: Wir hatten auf jeden Fall mehr Achtung gegenüber Älteren und wir waren hilfsbereiter, die Älteren hat man eben respektiert. Aus uns ist ohne aus zu schweifen etwas geworden. Für das Elternhaus war es sicher einfacher, durch eine Ohrfeige ihrem Willen  Nachdruck zu verschaffen, anstatt sich in endlose Diskussionen zu verstricken. Wir lernten dadurch besser und schneller zu gehorchen.

Contra: Es wurden keinerlei Diskussionen über sinnvoll oder nicht geführt, es war damals alles autoritärer. Dadurch versuchte sich die Jugend von den Älteren  zu distanzieren, es gipfelte schließlich in den 1968-er Unruhen.  Die Trennung vom Elternhaus ist viel leichter gewesen.

Contra (nur Ergänzungen)

-Es gibt Fälle, bei denen bei einer Ohrfeige das Trommelfell gerissen ist
-Schläge sind Körperverletzung
-Schläge sind immer eine Machtdemonstration

-um Gewalt gegen andere zu reduzieren und sich verbal wehren zu können sollte man die in einer gewaltfreien Erziehung gelernt haben.

Argumente wurden schon genannt. Von mir ein Erlebnis in der Unterstufe des Gymnasiums vor -zig Jahren. Damals wurde noch geprügelt. Es war Regenpause, Schüler durften sich in der Pause also in den Gängen der Schule aufhalten, in jedem Flur ein Lehrer als Aufsichtsperson. Einer meiner Klassenkameraden lief durch den Flur durch das Gedränge und bekam vom Lehrer eine Ohrfeige. Er ging dann weiter, nach einigen Minuten wieder Lauferei, als er an dem Lehrer vorbeilief, noch eine Ohrfeige, diesmal auf die andere Seite. Zu Hause stellten sich dann Probleme ein, zum Arzt, der stellte dann auf beiden Seiten einen Riss im Trommelfell fest. Wirklich passiert, kein narratives Experiment meinerseits!

Mir fällt dazu kein Pro-Argument ein, weil es in meinen Augen für diesen Spruch keines gibt.

Auch derjenige, der es vom Stapel lässt, hat letztendlich nicht wirklich etwas gewonnen dabei.
Dieses "eine Ohrfeige hat noch keinem geschadet" zeigt, wie wenig die betreffende Person über Alternativen nachdenkt.

Auch scheint diese zu ignorieren oder gar nicht zu wissen, dass Ohrfeigen sehr wohl schaden.
Und zwar physisch und psychisch.

Ich geh das mal von einer etwas anderen Seite an:

"PRO": simple Konditionierung mit aversiven Reizen, entgegen mancher Vorsprecher: doch das funktioniert erwiesenermaßen.

Dieses Argument wird aber in einem Erziehungskontext völlig entkräftet durch all die negativen Seiten davon!

CONTRA: 

Modelllernen - Kinder werden dabei zu mehr Gewaltbereitschaft erzogen.

Aversive Reize führen eher dazu, dass die "verbotenen" Handlungen nur solange unterlassen werden, als auch eine Bestrafung in Aussicht steht.

Unverhältnismäßige Bestrafungen, wie Ohrfeigen es meistens sind, können zu erlernter Hilflosigkeit oder anderen psychischen Problemen führen.

Die Wichtigkeit von Geborgenheit, Sicherheitsgefühl und Vertrauen für Kinder in der Entwicklung.

Gerade ins Gesicht geschlagen zu werden ist überaus herabwürdigend, das merken auch Kinder.

Und all die anderen genannten Argumente von den anderen natürlich.

Bestimmt, von einem einzelnen kleinen Klaps im Leben haben wohl die wenigsten wirklich bleibenden Schaden davon getragen. Das heißt aber nicht dass man es dann auch gutheißen soll und setzt eine grundlegende wertschätzende und liebevolle Erziehungsstruktur voraus - und oft bleibt es dann nur nicht beim einen kleinen Klaps, wie man ja auch an den Beispielen hier sieht.