Priesterschrift (Gen. 1,1-2,4a)?

Priesterschrift 
1,1-1,29 - (Religion, Bibel, Reli) Priesterschrift 
1,30-2,4a - (Religion, Bibel, Reli)

4 Antworten

M. E. wurde das gesamte Buch Genesis (1. Mose) von Mose selbst geschrieben, wie auch die andere Mose-Bücher (bis auf das letzte Kapitel über seinem Tod, das von Josua aufgezeichnet worden sein könnte)...

Hallo thedaffodils,

die Priesterschrift ist insgesamt umfangreicher als die Textstelle, die du angibst. Einen guten Link hast du schon mal inder Antwort von Herb4372.

Zu deiner Textstelle:

Das berühmte Schöpfungslied der sieben Tage ist keine naturwissenschaftliche und auch keine historische Darstellung.

Der Text ist etwa um das Jahr 520 v. Chr. entstanden. Die Situation: Die Oberschicht der Juden (die zu dieser Zeit z.Tl. noch mit Steinmessern die Beschneidung durchführten), befindet sich in der sog. Babylonischen
Gefangenschaft. Das neubabylonische Reich hatte eine hohe Kultur (chemische Farben, Ziegelglasur, Lösung von Gleichungen mit drei Unbekannten, viele Götter, Zahlenwerte bis 2 Billionen, hohe Bau- und Waffentechnik, auch Mythen über die Entstehung der Welt, Kalender, umfangreiches Schrifttum, Berechnung von Mond- und Sonnenfinsternissen).

Die Fragen der Juden an ihre Priester waren etwa: Wenn wir uns da schon in einer so hohen Kultur bewegen: Ist die Sonne ein Gott, gibt es mehrere Götter, müssen wir Angst vor Mond-, Fluss-, Berg-, Naturgöttern haben, dürfen wir hier Forschung betreiben. bestimmen die Sterne unser Schicksal, welche Stellung haben Mann und Frau und schließlich – sehr wichtig – haben wir einen Anspruch auf einen freien Tag pro Woche?

Die theologische Antwort wäre: Nein, ihr müsst vor nichts Angst haben, dürft forschen, alles ist Schöpfung Gottes, sie ist nicht böse, sondern gut, Mann und Frau sind gleich, eure innere Uhr, der Sabbat, ist gottgewollt, und ihr braucht euch nicht durch die Babylonier zur Arbeit zwingen zu lassen.

Aber der Orientale theoretisiert nicht, er erzählt und dichtet: Als Muster nimmt er die bereits bestehende Siebentagewoche und den neubabylonischen Schöpfungsmythos (google mal darunter!) und verfasst einen Hymnus, der im Gottesdienst eingesetzt wurde. Diese Schöpfungsgeschichte wird deshalb auch mit dem Begriff „Priesterschrift“ bezeichnet. Dass es ein Gedicht ist, sieht man an verschiedenen Dingen: Der Stil ist feierlich-rhetorisch, es gibt listenartige Aufzählungen. Es gibt einen Refrain (Kehrvers) in Formulierungen: „Es ward Abend und es ward Morgen, erster Tag …“ und es gibt sich wiederholende Formen wie Und Gott sprach: Es werde …. „ - „Gott sah, dass es gut war“  (Gemeint ist übrigens nicht, dass es perfekt war, sondern, dass es eben nicht böse war.).