Novemberrevolution und Rückkehr zu alten Zuständen?

1 Antwort

Die Novemberrevolution war nur eine halbe Revolution, wenn man es genau nimmt - es änderten sich zwar die politischen Verhältnisse (neues Staatssystem, neue Regierung), die gesellschaftlichen Verhältnisse blieben aber im Großen und Ganzen gleich (insbesondere mit Blick auf Marx's Klassenkampftheorie).

Die herrschende Klasse (reiches Bürgertum, Adel) verlor zwar einige Privilegien (Adel sein Adelsprivileg), behielt aber ihre politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Macht. Auch blieben Verwaltung und Militär weitgehend unangetastet.

Wäre die Novemberrevolution wirklich eine Revolution (insbesondere nach marxistischer Auffassung) gewesen, wäre neben einer politischen auch eine wirtschaftlich/ gesellschaftliche Umwälzung gekommen, wie z.B. Enteignung der Industriellen, Verstaatlichung der Betriebe (ähnlich wie in Sowjetrussland), Zerstörung der Klassengesellschaft.

Das wollte die SPD aber mit Zeitpunkt ihrer Machtübernahme nicht mehr. Im Gegenteil - sie fürchtete ein revolutionäres Chaos, dass ggf. zum Bürgerkrieg hätte führen können, weshalb sie mit den alten Mächten des Kaisereichs eine Übereinkunft fand (Ebert-Groener-Pakt, Stinnes-Legien-Abkommen).

Daher kommt auch die alte linke Kampfparole "Wer hat uns verraten, Sozialdemokraten!".

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich habe einmal im Reichstag das WC benutzt

batteries91 
Beitragsersteller
 09.10.2023, 22:40

Vielen Dank für die ausführliche Antwort! An einige der Aspekte habe ich nicht gedacht :)

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