Neuer Kater eingezogen, Erstkatze zieht sich zurück?

4 Antworten

Grundsätzlich stellt die Zusammenführung zweier Fellnasen eigentlich keine Zauberei dar, wenn Ihr ein paar grundlegende Dinge berücksichtigt.

Zunächst sind Katzen Gewohnheitstiere und hassen Veränderungen, daher bedeutet der Einzug einer weiteren Fellnase natürlich einen besonderen Stress für beide Tiere. Wenn Eure Kira im Augenblick also verunsichert und ängstlich ist, sich versteckt und vielleicht auch noch um ihre Schwester trauert, dann dürfte dies sicherlich der Situation geschuldet sein.

Lasst sie auf alle Fälle erst mal zur Ruhe kommen und bedrängt sie nicht, sondern lasst sie auf Euch zukommen, wenn ihr danach ist. Wenn sie sich ein wenig an die neue Situation gewöhnt hat, sollte sich ihre Aufregung eigentlich bald legen.

Bei Zusammenführungen wird zumeist empfohlen, dass die Katzen idealerweise von möglichst ähnlichem Charakter, in etwa gleichem Alter und vom gleichen Geschlecht sein sollten, wobei die beiden erstgenannten Punkte m.E. die wichtigeren sind.

Wenn der Neuzugang jünger ist als die vorhandene Katze, dann wirkt sich das meist positiv aus. Spätere Revierstreitigkeiten wird man nie ganz ausschließen können, zunächst ist es i.d.R. aber günstig, wenn der jüngere Neuzugang sich einer vorhandenen älteren Katze unterordnen kann, die die Revierhoheit hat, und auch behalten sollte. Falls der Altersunterschied aber sehr groß ist, besteht auch die Möglichkeit, dass der aktive Jungspund der älteren Dame vielleicht zu lebhaft ist, und sie sich zurückzieht, um ihre Ruhe zu haben.

Zusammenführung bedeutet immer Stress für alle Beteiligten, und es erfordert mitunter viel Zeit und Geduld, die Katzen aneinander - dabei den Neuankömmling an seinen neuen Lebensraum, und die bereits vorhandene Katze an den plötzlichen "Eindringling" in ihrem Revier - zu gewöhnen.

Der (Erst-)Kontakt zwischen Katzen verläuft oftmals ziemlich "rustikal". Naturgemäß finden sich die beiden Fellnasen anfangs ziemlich doof, und müssen sich - manchmal leider im wahrsten Sinne des Wortes - erst "zusammenraufen". Wenn die Katzen also fauchen und knurren, oder zwischen ihnen auch mal die Fetzen fliegen, dann ist das soweit vollkommen normal - falls dabei allerdings auch mal Blut fließen sollte, müsst Ihr natürlich unbedingt einschreiten.

Natürlich kann bei einer Zusammenführung niemand eine Erfolgsgarantie abgeben. Manche Katzen kuscheln nach wenigen Tagen zusammen im Körbchen, andere werden sich - weil die "Chemie" eben nicht stimmt - vielleicht auch nach längerer Zeit nur respektieren.

Habt Geduld, eine erfolgreiche Zusammenführung kann, muss aber nicht, durchaus ein paar Wochen oder Monate dauern - lasst Euch davon aber nicht entmutigen! Nach nur 5 Tagen lässt sich da jedenfalls noch gar keine gesicherte Prognose abgeben, und in Eurem Fall sieht bislang soweit doch alles recht normal aus.

In vielen Fällen ist die bereits vorhandene Katze durch den "Eindringling" in ihrem Revier zunächst verunsichert und u.U. auch verängstigt, das scheint bei Kira der Fall zu sein.

Auf der einen Seite ist es daher wichtig, dass Ihr Euch - auch wenn es vielleicht schwerfällt - jetzt nicht zu ausführlich mit Mikesch beschäftigt, damit sich Kira nicht zurückgesetzt fühlt (das könnte dann zu Eifersucht führen).

Behandelt Eure Kira wie immer, und ggf. solltet Ihr Euch - zumindest anfangs - vielleicht noch etwas intensiver um sie bemühen als vorher. Wenn sie dann merkt, dass sie keinen Grund dazu hat sich zurückgesetzt zu fühlen, sollte sich ihr Verhalten eigentlich bald normalisieren.

Auf der anderen Seite besteht bei Zusammenführungen die Herausforderung stets auch darin, beide Katzen möglichst gleich zu behandeln (auch der Neuankömmling darf sich ja nicht vernachlässigt fühlen), und dabei keine zu bevorzugen - mithin also eine klassische Gratwanderung.

Idealerweise solltet Ihr möglichst viel Zeit für eine intensive Beschäftigung (gemeinsames Spiel, Schmusestunden, Leckerchen futtern, etc.) mit beiden Fellnasen einplanen. Dabei kommt es einerseits darauf an, mit ihnen gemeinsam zu spielen, sie ausreichend geistig und körperlich zu fordern und sie dabei aneinander und an Euch zu gewöhnen.

Andererseits tut es beiden aber auch gut, sich mit ihnen mal getrennt voneinander zu beschäftigen, um dabei voll und ganz auf sie eingehen zu können. Dazu sind (neben Schmusestunden) z.B. Spiele hilfreich, die Erfolgserlebnisse bescheren (z.B. Futterlabyrinth, Katzenangel, Fummelbox, Clickertraining o.ä.).

Hilfreich ist es zudem, wenn Eure Katzen sich bei Bedarf in der Wohnung in ihre eigenen Bereiche (z.B. getrennte Zimmer, Katzenhöhlen, Kartons, abgesicherter Balkon, etc.) zurückziehen können, um sich ggf. ein wenig aus dem Weg zu gehen.

Eine zusätzliche Hilfe könnten eventuell noch Verdampfer für die Steckdose (z.B. Feliway "Friends" oder "Classic", beim Tierarzt oder im Fachhandel erhältlich) bieten, die spezielle Duftstoffe (Pheromone) freisetzen, und dadurch einen entspannenden Wohlfühleffekt auf Katzen haben können.

Auf alle Fälle solltet Ihr stets Ruhe bewahren (sonst überträgt sich Euer Stress noch zusätzlich auf die Katzen), den Fellnasen mit Aufmerksamkeit, Zuwendung, Geduld und Nachsicht begegnen, und sie keinesfall bestrafen oder mit Liebesentzug reagieren (Katzen können Strafe ohnehin nicht mit ihrem Verhalten in Verbindung bringen).

Ich drücke die Daumen, dass die Zusammenführung problemlos und schnell gelingen wird.

Alles Gute und viel Erfolg!

P.S.: "Kater Mikesch" - da werden Kindheitserinnerungen wach, seufz... :)


Mary5189 
Beitragsersteller
 13.06.2017, 22:59

Hallo Katzenkumpel :-) ganz ganz lieben Dank für die super ausführliche Antwort. Kira nicht zu bedrängen und gleichzeitig zu bevorzugen und intensiver mit ihr umzugehen ist der große Konflikt, den ich zur Zeit habe. Ich geh immer mal schauen was sie mach, wenn sie mich dann miauend empfängt und sich Strecke, streichle und kraule ich sie, gebe ihr ein paar Leckerchen und versuche zu spielen ( aber da war sie noch nie so für). Wenn sie nicht auf mich reagiert, lasse ich sie zufrieden. Sie frisst aber gut und ist vor allem zu mir super lieb, wenn ich auf sie zugehe. Mein Mann und ich wurden bei angefaucht, nur der Kater verunsichert sie scheinbar, so wie Du sagst.

Gerade hatten wir die Situation: Sie stiefelte wie normal ins Wohnzimmer. Mikesch schlief auf der Couch. Kira sah ihn wohl nicht, sprang auf die Couch, quasi mit der Nase auf ihn rauf, schnuppert kurz, faucht ihn wach und sprintet davon... Ui da fiel es mir schwer ich einzugreifen, weil Mikesch war echt im Tiefschlaf :-(

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Haben derzeit genau das selbe Problem!

Aber kein Grund zur Sorge, das kann bei Katzen oft Monate dauern bis sie sich mögen!
Kann sein das Morgen alles passt, oder erst in 5Monaten.

Nur selten hassen sich Katzen wirklich auf Lebzeiten.


Mary5189 
Beitragsersteller
 13.06.2017, 20:26

Das lässt mich schon mal hoffen, Danke! Ich muss wohl dazu sagen, gehe ich auf Kira zu wenn sie den Kleinen nicht sieht ist alles gut. Sie lässt sich streicheln, kraulen, auf den Arm nehmen und miaut mich an, wie immer. Nur wenn der Stöpsel dann reinkommt und sich ihr bis auf einen Meter ca. nähert, wird gefaucht, geknurrt und dann der Raum verlassen. Im nächsten Raum kapselt sie sich dann wieder für Stunden ab ... fressen tut Kira auch, Leckerchen nimmt sie auch an. Sie darf halt nur den Kater dabei nicht sehen

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Lass die Katzen machen, aber Du solltest, wann immer möglich, Kira streicheln, kraulen und vor allem mit ihr reden.

Es kann je nach Charakter der beiden Katzen einige Tage, Wochen oder sogar Monate dauern, bis sie sich gegenseitig akzeptieren und ich denke mal, wenn Du die nötige Geduld und Liebe aufbringst, werden sich auch Deine beiden Katzen aneinander gewöhnen.

Hallo habe Nelly aus dem Tierheim, damit sie nicht allein ist, nach 6 Monaten Charlie dazu geholt. Er wollte sofort der Chef sein,Nelly zog sich zurück. Damit er wieder geht, hat sie angefangen unsauber zu werden. War eine tolle Schweinerei, ich habe aber durchgehalten und Charlie blieb. Freunde werden sie nie,fressen getrennt , aber sie leben noch bei mir.