Napoleons Bild interpretieren?

2 Antworten

WTF das ist einfach der Lebenslauf Napoleons mit den verschieden Stufen seiner Karriere. Das sollte wirklich kein Problem sein, das zu erkennen

Woher ich das weiß:Hobby – Ich beschäftige mich seit Jahren mit diesen Themen

Die anonyme Karikatur (sie wird Johann Michael Voltz zugeschrieben) – in Variationen mit einem Titel wie „Buonapartes Stuffenjahre“, „Napoleon auf der Stufenleiter“, „Lebenstreppe Napoleons“, „Bonapartes Lebenslauf in auf- und absteigender Linie“ oder ähnlich verbreitet - zeigt in einzelnen Stationen Napoleons Aufstieg und Niedergang/Fall.

Eine Lebens(alter)treppe führt dabei wie eine Brücke über eine Hafenausfahrt. Sie ist symmetrisch aufgebaut. In der Mitte ist mit dem Erreichen der Kaiserwürde die höchste Stufe erreicht. 5 Stationen führen hinauf, 5 Stationen herunter. Der Aufstieg vollzieht sich beständig auf ordentlich behauenen Stufen, der Abstieg auf weniger regelmäßigen Stufen.

Titel für die Bilder, die Napoleons Position und Situation darstellen

Auf der Karikatur heißen die Stationen:

1) Knabe auf Corsica

2) Schüler zu Brienne

3) Lieutenant zu Toulon

4) Bürger General zu Arcola

5) Erster Consul der Republic

6) Kaiser des großen Reichs

7) Abschied von Spanien

8) Heimkehr aus Rußland

9) Flucht aus Deutschland

10) Sturz in Frankreich

Der Sache nach geht es um:

1) Kindheit/Kinderzeit auf Korsika

2) militärische Ausbildung an der Militärschule von Brienne

3) Artillerieoffizier bei der Belagerung der Stadt Toulon

4) General in den Revolutionskriegen/General des Italienfeldzuges

5) Erster Konsul der Republik

6) Kaiser des Französischen Kaiserreiches

7) Rückkehr aus Spanien

8) Heimkehr vom gescheiterten Rußlandfeldzug

9) Flucht/Rückzug aus Deutschland

10) erzwungene Abdankung/Sturz in Frankreich

11) Verbannung auf Elba

Zuordnung biographischer Informationen zu den Situationen

1) Napoleon Bonaparte wurde am 15. August 1769 in Ajaccio geboren, auf der Insel Korsika (korsisch: Corsica, französisch: Corse). Seine Eltern Carlo und Letizia Buonaparte gehörten zum korsischen Kleinadel und hatten Wurzeln in Italien. Auf dem Bild spielt Napoleon als Kind mit Waffen und einer Trommel.

2) Am 15. Mai 1779 kam Napoleon Bonaparte (bis 1795 schrieb er seinen Namen Napoleone Buonaparte), dank eines Stipendiums des Königs, auf die Militärschule von Brienne-le-Château (Champagne). 1784 bestand er im ersten Anlauf das Abschlußexamen.

3) Napoleon hat sich 1793 bei der Belagerung der Stadt Toulon ausgezeichnet. Napoleon wurde 1791 wurde nach zeitweiser Abwesenheit wieder als Artillerieoffizier in die französische Armee aufgenommen (als Leutnant), 1792 zum Hauptmann ernannt, 1793 zum Major im Rang eines Bataillonschefs und stellvertretenden Befehlshabers der Artillerie der französischen Armee, die das von aufständischen Föderalisten an Großbritannien ausgelieferte Toulon belagerte. Napoleon erreichte durch Einsatz der Artillerie (vor allem starkes Beschießen von Befestigungsanlagen), die britisch-spanische Flotte zum Rückzug zu zwingen, und die Stadt konnte zurückerobert werden (17. - 19. Dezember 1793). Dies war Napoleons erster großer militärischer Erfolg. Napoleon wurde anschließend zum Brigadegeneral ernannt.

4) Napoleon war Oberbefehlshaber der Italienarmee der Französischen Republik beim Italienfeldzug 1796 – 1797. In der Schlacht bei Arcole, einem kleinen Ort in der Nähe von Verona, im Oktober 1796 gegen ein österreichisches Heer ging der General Napoleon Bonaparte mit einer Fahne in der Hand voran beim Kampf um eine Brücke. Dieser Sturmangriff war erfolglos. Allerdings befahl bei den sich fortsetzenden Kämpfen der österreichische Oberbefehlshaber schließlich Rückzug, weil er sich für von Umzingelung bedroht hielt. Der Feldzug endete mit einem französischen Sieg. Napoleon hat die Schlacht bei Arcole als großen Sieg dargestellt. Der Maler Antoine-Jean Gros hat mit dem Gemälde „Bonaparte au pont d’Arcole“ (Bonaparte/Napoleon auf der Brücke von Arcole) in Fassungen 1796 und 1797 eine verherrlichende Darstellung eines heldenhaften Einsatzes geschaffen.

5) In einem Staatsstreich wurden am 19. Brumaire des Jahres VIII (10. November 1799) Napoleon Bonaparte, Emmanuel Joseph Sieyès und Roger Ducos die Mitglieder einer vorläufigen Regierung. Am 13. Dezember 1799 wurden in einer beschlossenen Verfassung neben Napoleon Bonaparte, der in der Französischen Republik den Titel Erster Konsul erhielt, Jean Jacques Regis de Cambacérès und Charles-François Lebrunneu Konsuln. In einem Plebiszit vom 7. Februar 1800 wurde die Konsulatsverfassung bestätigt. Am 2. August 1802 wurde Napoleon Bonaparte Konsul auf Lebenszeit.

6) Napoleon wurde 1804 Kaiser. Eine Verfassung eines Französischen Kaiserreiches („dies ist mit dem großen Reich gemeint) wurde ausgearbeitet und durch Plebiszit bestätigt. Die Krönung zum Kaiser fand am 2. Dezember 1804 in Notre Dame de Paris statt.

7) Napoleon ernannte seinen Bruder Joseph Bonaparte 1808 zum König von Spanien. Dagegen erhob sich Widerstand. Napoleon führte zeitweise persönlich dort Krieg und hatte in Schlachten gegen reguläre Soldaten Erfolge, aber ein erbittert geführter Kleinkrieg bereitete Schwierigkeiten. Am 17. Januar 1809 brach Napoleon von Vallaloid nach Paris auf, wo er am 23. Januar eintraf. Joseph Bonaparte wurde 1813 zur Abdankung gezwungen.

8) 1812 unternahm Napoleon einen Feldzug gegen das russische Reich. Nach anfänglichen Siegen, die allerdings mit erheblichen Verlusten verbunden waren, und Einmarsch in Moskau trat Napoleon am 18. Oktober 1812 mit seiner Armee den Rückzug aus Moskau an. Im Dezember verließ er in einem Schlitten die Armee und fuhr nach Paris. Im 29. Bulletin der Grande Armée erklärte Napoleon den katastrophalen Verlauf des Feldzuges mit Winterkälte und endete mit der Aussage, die Gesundheit Seiner Majestät sei niemals besser gewesen.

9) In als Befreiungskriegen/Befreiungskriegen bezeichneten Kämpfen wurden die französischen Truppen aus Deutschland vertrieben. In der Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. bis 19. Oktober 1813 wurde Napoleon mit seinen Truppen besiegt. Die französische Herrschaft in Deutschland brach zunehmend zusammen. Die französischen Truppen zogen sich hinter den Rhein zurück. Napoleon reiste am 7. November 1813 von Mainz aus nach Paris ab. Im Bild verreiben vier Soldaten mit Bajonetten (ein Österreicher mit weißer Jacke, ein bärtiger Russe, ein Preuße und ein Schwede) Napoleon.

10) Nach Niederlagen kam es 1814 zum Sturz Napoleons. Der Senat erklärte ihn im April 1814 für abgesetzt und die gegen Napoleon verbündeten Staaten nötigten ihn zur Abdankung. Im Bild fällt Napoleon in ein Boot/einen Kahn/einen Nachen aus Holz.

11) Napoleon kam in Verbannung auf die Insel Elba, die er im Vertrag von Fontainebleau am 11. April 1814 als Herrschaftsgebiet erhalten hatte. als Am 20 April 1814 verließ er Fontainebleau. Am 28. April schiffte sich Napoleon in Fréjus an Bord der englischen Fregatte „The Undaunted“ ein, die unter Befehl des Kapitäns Thomas Usher stand. Am 4. Mai 1814 landete er in Elba. Auf dem Bild ist Napoleon wie ein Einsiedler auf einer kleinen Insel bei einer Trauerweide auf den Boden gelagert. Er betrachtet die Seifenblasen verlorener Reiche (Rom, Piombino, Königreich Italien, Spanien, Großes Reich, Königreich Westphalen, Königreich Holland; die Abkürzung „Kön.“ heißt „Königreich“; ) und zeigt mit der rechten Hand in ihre Richtung. Vor ihm liegt ein Zettel mit dem lateinischen Satz Sic transit gloria mundi („So vergeht der Ruhm der Welt“/„So geht der Ruhm der Welt vorüber“), der auf die Vergänglichkeit des Ruhms hinweist. Auf dem Meer fahren Sschiffe.

Absichten

Das Bild veranschaulicht Napoleons Aufstieg und Niedergang/Fall. In der Karikatur von 1814 ist die politische Laufbahn Napoleons als endgültig gescheitert dargestellt. Die Rückkehr Napoleons von Elba nach Frankreich 1815, die „Herrschaft der Hundert Tage“, die Niederlage in der Schlacht bei Waterloo/Belle-Alliance und die Verbannung Napoleons auf die Insel St. Helena geschahen später.

Napoleons Sturz erscheint wie eine notwendige Entwicklung, wie eine Gesetzmäßigkeit entsprechend einer biologischen Entwicklung von Geburt bis Tod.

Sabine und Ernst Scheffler, So zerstieben getraeumte Weltreiche : Napoleon I. in der deutschen Karikatur. Unter Mitarbeit von Gerd Unverfehrt. Herausgegeben von Gisela Vetter-Liebenow. Stuttgart : Hatje, 1995 (Schriften zur Karikatur und kritischen Grafik : Veröffentlichungsreihe der Wilhelm-Busch-Gesellschaft ; Band 3), S. 320:

Buonapartes Stuffenjahre.

Anonym, 1814

Kolorierte Radierung, 181 x255 mm

Privatbesitz

Nachdem Napoleon auf die Insel Elba ins Exil gebracht worden war, schien seine politische Laufbahn beendet. Die nun erscheinenden Lebenstreppen (vgl. Kat.-Nr. 7.27) lassen sein Leben auf Elba ausklingen. Hier führt die Treppe wie eine Brücke über eine Hafenausfahrt. Napoleons Lebensweg beginnt auf dem linken Ufer, wo der Knabe auf Corsica mit Waffen spielen will. Weiter geht es mit den ordentlich behauenen Stufen. Wir sehen Napoleon als Schüler zu Brienne, als Lieutenant zu Toulouse, als Bürger General zu Arcola - auf seiner Fahne die republikanischen Symbole Faszes und Jakobinermütze - , als Erster Consul der Republic, als Kaiser des großen Reichs im Krönungsornat, mit einer kurzen Tunika und in Sandalen unter dem Krönungsmantel, den er wie eine Toga trägt. Der Abstieg vollzieht sich auf unregelmäßigen Stufen. Abschied von Spanien: Von einem Spanier angegriffen, sprengt Napoleon auf seinem Schimmel davon. Heimkehr aus Russland: Von einem Kosaken verfolgt, flieht Napoleon im Schlitten und setzt dabei das XXIX. Bulletin in die Welt. Auf der Flucht aus Deutschland attackieren ihn vier Soldaten, nämlich Österreicher, Russe, Preuße und Schwede, bereits auf dem rechten Ufer, und beim Sturz in Frankreich fällt er von der Kaimauer in einen Kahn. Das Mittelmotiv dieses Blattes ist eine Insel, wo Der Einsiedler auf Elba unter einer Trauerweide lagert; er zeigt auf die Seifenblasen Kon. Italien, Rom, Spanien, Piombino, Kön. Westphalen, Kön. Holland, Das große Reich, ein Bildzitat aus Kat.-Nr. 3.1; der Spruch Sic transit gloria mundi auf dem Dokument neben Napoleon fand als Titel der Kat.-Nr. 2.4 schon früher Verwendung. Das hier besprochene Blatt ist, wenn auch unbezeichnet, sehr wahrscheinlich von Johann Michael Voltz, wenigstens stimmen der Titel und die Bezeichnungen mit den von Hagen zitierten weitgehend überein.“

1803 - Wende in Europas Mitte : vom feudalen zum bürgerlichen Zeitalter ; Begleitband zur Ausstellung im Historischen Museum Regensburg 29. Mai bis 24. August 2003. Herausgegeben von Peter Schmid/Klemens Unger. 1. Auflage. Regensburg : Schnell und Steiner, 2003, S. 567:

„Napoleons Stuffenjahre ist eines der seltenen Beispiele für die politisch-satirische Variante dieses traditionellen Themas.

Die Lebenstreppe führt wie eine Brücke eine Hafeneinfahrt. Napoleons Lebensweg beginnt auf dem linken Ufer als Knabe auf Korsika, der mit Kriegsgerät spielt, und endet auf einer winzigen Insel: Elba. Der kontinuierliche Aufstieg vollzieht sich auf ordentlich behauenen Stufen. Wir sehen Napoleon als Schüler zu Brienne, als Lieutnant zu Toulon, als Bürger General zu Arcola, als erster Konsul der Republik. Als Kaiser des großen Reichs im Krönungsornat hat Napoleon den Zenit seines Lebens erreicht. Der Abstieg vollzieht sich auf unregelmäßigen Stufen: die einzelnen Etappen sind der Abschied aus Spanien, die Heimkehr nach der Katastrophe in Rußland. Auf der Flucht aus Deutschland wird Napoleon von vier Soldaten, einem Österreicher, einem Russen, einem Preußen und einem Schweden, attackiert; beim Sturz in Frankreich fällt er von der Kaimauer in einen Kahn, der ihn nach Elba bringt, wo er als Einsiedler unter einer Trauerweide lagert und den Seifenblasen vergangener Machtfülle nachblickt: Sic transit gloria mundi - so vergeht der Ruhm der Welt.“