Muss mehr auf Blackwashing geachtet werden?

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Wir sollten einfach mal anfangen einen Scheiß darauf zu geben wie viele Weiße und wie viele Schwarze in einem Film mitspielen oder wie viele Frauen irgendwo vertreten sind oder sonst welche dämlichen Quotenregelungen.


Kapitalkleber 
Beitragsersteller
 20.04.2023, 18:44

Sehe ich auch so aber die Gesellschaft ist noch nicht so weit. Die brauchen die Ungleichheit für ihrrn Kampf zum ewigen Paradies.

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Es geht bei dieser Debatte nicht um die korrekte Hautfarbe der Cleopatra Philopator. Es geht um die Deutungshoheit über und die Identifikation mit der altägyptischen Kultur.

Hautfarbe ist nebensächlich. Cleopatra VII hatte einen Vater aus der makedonischen Linie, aber die Identität ihrer Mutter ist nicht gesichert. Sollte diese Mutter aus Oberägypten gewesen sein, dann ist der Hautton der Schauspielerin durchaus im Bereich des Möglichen.

Zudem haben die Ptolemäer zwar ihre Dynastie durch massig Inzest erhalten, aber nach 300 Jahren in Ägypten wird sich das ein oder andere nordafrikanische Gen eingeschlichen haben.

Ich weiß auch nicht, ob man eine griechische Oberschicht nach 300 Jahren in einem unabhängigen Land immer noch so ohne weiteres als "Makedonisch" oder "Griechisch" bezeichnen kann. Ich meine, in den USA wurde auch die Englische Sprache durchgesetzt und es wird regiert von Abkömmlingen britischer Eroberer... Aber trotzdem sind das inzwischen getrennte kulturelle Identitäten.

Kurz: es ist unwahrscheinlich, dass Kleopatra so aussah, wie in der neuen Serie. Aber auch nicht völlig unmöglich. Mich stört ja die zu kleine Nase mehr als die Hautfarbe 😁

Solche Dokus sind eh schon immer ein Kompromiss zwischen authentischer Darstellung einerseits und den Anforderungen von Drama, Budget und künstlerischer "Vision" andererseits. Es werden zwar Fachleute einbezogen, aber die können sich in der Diskussion mit Regisseurin, Kostümschneider, Kulissenbauer und Produzentin eh nicht immer durchsetzen.

Und selbst, wenn man der historischen Authentizität die höchste Priorität einräumen würde: dann gäbe es immer noch massenhaft Details, die in der historischen Forschung umstritten oder unbekannt sind.

Die Empörung aus dem modernen Ägypten entzündet sich aber, so vermute ich, an der aktuellen Phase des ägyptischen "Rassestreits." Seit die Errungenschaften der altägyptischen Kultur bekannt sind, versuchen verschiedene Gruppen, diese Kultur zu vereinnahmen. Erst waren es Europäer, die eine "weiße" Oberschicht im Alten Ägypten herbeifantasierten. Heutzutage gibt es den Afrozentrismus, mit Menschen, die Ägypten unbedingt als "schwarz" definieren wollen (was auch immer das genau heißen soll). Der ägyptische Nationalstaat ist ebenso daran interessiert, diese große Kultur für sich zu reklamieren und will weder "weiße" noch "schwarze", sondern nur ägyptische Pharaonen haben.

Der aktuelle Stand der Wissenschaft ist der, dass die ägyptische Bevölkerung schon seit Jahrtausenden relativ stabil ist und dass die altägyptische Kultur von Menschen aus genau dieser Gegend - also Nordostafrika - geschaffen und gelebt wurde. Und deren Hautfarbe war ziemlich variabel. Von daher haben die Ägypter*innen wohl den legitimsten Anspruch.

Aber ich persönlich sehe eine uralte Kultur nicht wirklich als nationales Eigentum eines modernen Staates, sondern eher allgemeines Erbe der Menschheit. Künstlerische Interpretationen sind für mich immer ok; wenn ein historischer Anspruch besteht, dann muss man sich der Kritik der Fachwelt stellen; ein sensibler Umgang mit gesellschaftlichen Themen, Beispiel "whitewashing" und "blackwashing" ist wünschenswert, aber man kann es nie allen Recht machen. So what.

Persönliches Fazit: ich werde mir das anschauen, und wenn ich irgendwo Steigbügel, Pannesamt oder falsch geschriebene Hieroglyphen entdecke, dann werde ich sehr ungehalten sein. Die ethnische Herkunft der Schauspielenden fällt mir gesichtsblinder Autistin eh meistens nicht so auf.

Naja. Bei angeblichen Dokumentationen lege ich mehr Wert auf wissenschaftliche Korrektheit als auf performative Diversität.

Eine schwarze Kleopatra VII. ist historisch gesehen einfach Blödsinn. Kleopatras Dynastie stammte aus Makedonien und war damit ethnisch und kulturell GRIECHISCH. Sie war also höchst wahrscheinlich hauptsächlich mediterran und hatte eventuell noch ein paar persische oder nahöstliche Gene.

Wenn sie schwarze Königinnen zeigen wollen, wieso machen sie denn nicht eine eigene Serie über die diversen auch sehr spannendem afrikanischen Kulturen?