Moralverständniss durch Märchen fördern und vermitteln?
Hallo Leute. Ich muss für die Schule eine Zielformulierung erstellen. Ich habe das Thema Märchen für Kinder. ein Ziel ist das Moralverständnis bei Kindergartenkindern zu fördern und zu vermitteln. Jedoch weiß ich nicht genau, wie das gehen soll. habt ihr da Ideen für mich?
Vielen dank schon mal im vorraus
5 Antworten
Ich würde dir empfehlen, dich auf die neueren Fassungen der Märchen zu konzentrieren - und keine brennende Hexe, abgeschnittene Fersen und Zehen, ausgehackten Augen und Vergewaltigungen zu thematisieren.
Was das Märchen fördern kann, ist die Hoffnung auf ein Happy End (ja, Once Upon a Time lässt grüßen). Und dass man es bekommt, indem man Gutes tut, sich um meine Mitmenschen kümmert, selbstlos ist - und so dann am Ende wahres Glück findet.
Ich würde sagen, dass Märchen eine sehr archaische Art der Erziehung verkörpern. Es geht meistens um grausame Bestrafungen als Abschreckungsmittel. Außerdem ist das Frauenbild extrem fragwürdig. Ich sehe Märchen daher als pädagogisch sehr bedenklich. Würde man diese Geschichten heute schreiben, würde man sie vermutlich nicht ohne Altersbeschränkung veröffentlichen dürfen.
Du kannst das zum Beispiel mit Bildern machen. Erst mal sollen die Kinder die dargestellten Figuren oder Szenen erkennen. Dann sollen sie sagen, was ihnen daran gefällt, also gut ist und was ihnen nicht gefällt, also schlecht. Und vielleicht haben die Kinder auch selbst schon etwas erlebt oder gemacht, was auf ein Verhalten von Märchenfiguren passt.
Zum Beispiel Frau Holle. Ist es gut oder schlecht, dass Frau Holle die zwei Mädchen gleich behandelt? War es richtig oder falsch, dass das fleißige Mädchen mit Gold belohnt und das faule Mädchen mit Pech bestraft wurde?
So zwei, drei Fragen zu den Märchen stellen, die die Kinder beantworten sollen.
Märchen sind ein Spiegel des Lebens.
Im richtigen Leben steckt man selber mittendrin und sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht. Nur der Außenstehende erkennt die Strukturen der Beziehungen und die Logik der Geschehnisse.
Erzählt man jemandem eine Geschichte, in dem das Gute belohnt wird und das Böse bestraft oder der Fleißige und Ehrliche ans Ziel kommt und der Hinterhältige und Faule versagt, erschließt sich die Moral durch Betrachtung der Zusammenhänge.
Ich hab meiner Tochter einst eine Märchenplatte mit 4 Kasperlgeschichten geschenkt, die sie gerne anhörte. Besonders gefiel ihr "Der verzauberte Spiegelsee." Darin tut die Prinzessin etwas, das der König ihr verboten hatte, um sie zu schützen. Meine damals 4-5-Jährige dachte nach und sagte: "Gell Mami, Du bist der König und ich die Prinzessin." - Sie hatte also die Moral von der Geschicht über die Identifikationsfiguren in die Realität übertragen.
Umgekehrt kannst Du eine typische Konfliktsituation aus dem Leben der Kinder in eine Märchenwelt projizieren, um den Kindern zu zeigen, was passiert, wenn...
Das Problem mit Märchen ist das sie zwar erklären das gutes tun, Fleiß und so weiter sich auszahlen, während boshaftes Verhalten bestraft wird, aber viele Märchen sind massiv sexistisch. Vor allem König Drosselbart. Außerdem stellen Märchen Rache als etwas sehr wünschenswertes da. "Und sie soll in diesen glühenden Eisenschuhen tanzen bis sie tot umfällt." Ich bezweifle deshalb das Märchen sehr viel mehr als Unterhaltungswert enthalten.