Moin Leute! Eine frage zur Bundeswehr Musterung.

6 Antworten

Hallo,

wer hier bei GF kann Dir diese Frage schon korrekt beantworten? Die Zahl der hier angemeldeten Fliegerärzte strebt doch eher gegen Null und was hilft Dir die Antwort "Geht schon", wenn die Untersuchungskommission anderer Meinung ist?

Dabei ist die Sache ist doch ganz einfach: Du wirst nicht "T1" gemustert und dann ist gut, sondern es erfolgt eine Untersuchung auf "Wehrfliegerverwendungsfähigkeit", die sich doch in vielen Punkten von einer "normalen" Musterung unterscheidet.

Wie auch in der zivilen Fliegerei durch Gesetzgeber, Airlines und Flugmediziner haben auch für die Militärfliegerei die Verantwortlichen, hier also die Bundeswehr und das FMI (seit Ende 2013 heißt es ja "Zentrum für Luft- und Raumfahrtmedizin der Bundeswehr") den "idealen Piloten" kreiert. Und jetzt sucht man Bewerber, die dieses Ideal erfüllen oder ihm doch ziemlich nahe kommen und die Toleranzen, bei denen man sagen kann, ja, das funktioniert noch, sind in der Militärfliegerei eben sehr eng gesteckt.

Passt Du da noch hinein, kommst Du einen Schritt weiter, wenn nicht, wird es nichts mit der Karriere als Himmelsstürmer.

Ob Du geeignet bist, hängt also nicht von Deinem persönlichen Empfinden ab, sondern von den Messungen unbestechlicher Apparate, die nach dem heutigen besten Stand der Medizintechnik jede Abweichung herausfinden.

Laut Zeitschrift "Luftfahrtberufe 2014" im Interview mit General Katz, Leiter des Stabes "Ausbildung des fliegenden Personals“ im Kommando Einsatzverbände der Luftwaffe, hatte die Bw 2012 etwa 2.000 Bewerber, davon blieben 86 für die Militärfliegerei übrig, davon wurden 24 Kampfpiloten. Katz: "Je mehr Bewerber, desto besser, denn dann können wir uns die Besten auswählen.“

Das wären also, wenn mein Taschenrechner richtig gerechnet hat, 1,2 % der Bewerber. Wieso sollte man also ausgerechnet Dich mit Deiner „ Normabweichung" wählen, wenn es genug andere gibt, welche die Anforderungen erfüllen? Das ist die Realität.

Außerdem, was sagt Deine eigene Beurteilung zum Aufbau von 9 g innerhalb einer Sekunde, die der Eurofighter macht, bzw. zu den 7 Rollen, die er in einer Sekunde schafft? Halten Deine Wirbelsäule, Dein Brustbein, Deine Gelenke das aus? Wie sieht es bei einem Schleudersitzausschuss aus, bei dem bis zu 14 g auftreten? Bei jungen Leuten ist ja immer viel Wunschdenken dabei: Schnelle Flugzeuge, schnelle Autos, schnelle Frauen. Aber der Job hat nichts mit Hollywood oder Computerspielen zu tun!

Dazu kommt, dass die Bundeswehr keine Piloten sucht, sondern Offiziere, die auch fliegen. Der Ansatz zur Bewerberauswahl ist also genau anders herum. Piloten sind in erster Linie Soldaten und die Aufgabe eines Soldaten ist es, zu töten, Punkt. Dafür werden sie ausgebildet. Und Offiziere nehmen Führungsaufgaben wahr und erst dann fliegen sie. Du musst also auch noch die Eignungsprüfung zum Offizier überstehen.

Wie immer im richtigen Leben gibt es nur eine Empfehlung: Versuch' es einfach! Du hast doch nichts zu verlieren. Entweder Du schaffst es und kommst Deinem Traum ein wenig näher oder Du schaffst es nicht - wie die meisten Bewerber. Solche Enttäuschungen sind aber im Leben normal und dienen dazu, zu reifen und über Alternativen nachzudenken. Das solltest Du aber jetzt schon tun und nicht erst in letzter Minute.

Viel Erfolg!


maxi9988 
Beitragsersteller
 09.03.2014, 16:47

Danke für diese wirklich ausführliche Antwort! Ich habe vergessen dazu zu sagen, das ich nicht anstrebe in einem Kampfjet zu sitzen, sondern eher etwas in dem Bereich Personen- oder Frachttransport. Macht das einen Unterschied oder ist das im Endeffekt das gleiche. Die Belastung des Körpers wäre ja nicht wirklich so hoch wie im Jet.

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rudim1950  09.03.2014, 23:19
@maxi9988

Ok, die körperlichen Belastungen sind bei den Transportpiloten weniger hoch. Aber es bleibt halt dabei, dass die finale Antwort nur nach Abschluss aller Eignungsfeststellungen gegeben werden kann - und zwar durch das Auswahlgremium der Bw.

Du kannst ja mal in die EU-Verordnung 1178/2011 schauen, welche Anforderungen an zivile Piloten gestellt werden. Der Unterschied zu den Militärpiloten liegt halt darin, dass diese eben Soldaten sind, also noch eine militärische Ausbildung bekommen und die Offiziersprüfung bestehen müssen.

Die Transportpiloten (Transall, Orion P3) machen ja sogar einen Teil ihrer Ausbildung an der Lufthansa-Flugschule in BRE.

Die EASA-FCL 1178 findest Du hier:

http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=CONSLEG:2011R1178:20120408:DE:PDF

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Es gibt auch im zivilen Bereich Ärzte mit der Zusatzqualifikation "Flugmedizin" und auch Ärzte, die normal praktizieren, aber auch als Truppenarzt arbeiten. Die können Dir ganz genau Auskunft geben, sind aber an die Schweigepflicht gebunden, falls Du Dir wegen einer möglichen nicht "T1-Musterung" eine Ausrede einfallen lasen möchtest.

Viel Erfolg, dass es trotz der "Behinderung" mit Deinem Traum klappt!

Nein, man muss nicht T1 gemustert sein, um in die fliegerische Ausbildung gehen zu dürfen. Man muss dazu sehr viele ärtzliche Tests in Fürstenfeldbruck bestehen, das geht weit über die Musterung hinaus. Sehr viele Piloten sind T2 gemustert, wegen Dingen, die mit der Fliegerei nicht zu tun haben.

Mit Deiner Kielbrust kann es sein, dass Du z.B. nicht für Schleudersitze tauglich bist. Dann bleiben noch Transportflieger und Hubschrauber.

Rein vom Bauchgefühl her würde ich sagen, dass es ggf. schon Probleme mit dem Jetpiloten geben könnte, Hubschrauber ist aber auf jeden Fall noch drin. Trotzdem würde ich mich aber auf jeden Fall untersuchen/mustern lassen,

Also zunächst brauchst du nicht unbedingt eine T1 Musterung, das entscheidet noch der Fliegerarzt. Da ich keine Mediziner bin, kann ich nicht 100% sagen, ob es möglich ist, aber solange es keine Knochen/Einschränkung ist wird es kein Problem sein.