Mobbing am Arbeitsplatz - warum immer ich?
Hallo zusammen!
Mir geht es zurzeit beruflich bedingt nicht gut. Immer wieder habe ich das Pech in einer Firma zu arbeiten, in der viel über mich gelästert wird. Nun bin ich seit einem Jahr mit meinem Zweitstudium fertig. Seitdem arbeite ich im Einzelhandel als stellvertretende Filialleiterin. Mir gefällt es dort wieder mal gar nicht.
Alles ist sehr chaotisch, mein Chef nutzt mich nur aus und ständig sind wir unterbesetzt. Die Mitarbeiter sind sehr engstirnig. Sind kaum offen für Verbesserungsvorschläge (auch von anderen Kollegen), vor allem die „Älteren“, die dort seit Jahrzehnten beschäftigt sind. Außerdem muss ich Überstunden machen, weil der Chef ins Kino will usw. Einer muss schließlich immer da sein....
Es ist ein Familienbetrieb. Der Bruder vom Chef arbeitet dort auch schon sehr lange. Er hat jedoch nichts in dem Bereich gelernt, sondern ist gelernter Koch. Hat mir daher und den anderen eigentlich nix zu sagen. Mein Chef zieht außerdem manchmal „riskante“ Sachen ab (will nicht näher darauf eingehen, aber diese könnte mir große Probleme machen), um die Kunden zu halten. Ich verweigere dies aber, da ich es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann. Ich werde deswegen von der Kundschaft und von den Mitarbeitern stark angegriffen...
Wenn der Chef im Urlaub ist, müssen eigentlich alle an meine Anweisungen handeln, da ich ja die Chefvertretung mache. Anstatt auf mich zu hören, ziehen der Bruder und ein paar Mitarbeiter ihr eigenes Ding durch, obwohl ich absolut gegen einige Sachen war. Zum Beispiel werden weiterhin „riskante“ Sachen gemacht ohne mich zu informieren und obwohl ich es ausdrücklich untersagt habe, so lange ich Vertretung mache. Schließlich habe ich in dem Moment die Verantwortung. Ich werde gar nicht ernst genommen, auch von den Kunden nicht.
Am Anfang waren noch alle nett zu mir. Seit ich die Kunden durch mein „anständiges Verhalten“ vertreibe, wird oft über mich gelästert. Alles wird auf die Goldwaage gelegt. Passieren mir mal Fehler (was wirklich allen passiert, wenn nicht sogar noch mehr), wird gleich gelästert. Bei anderen machen die Kollegen das nicht. Mittlerweile beschweren sich auch Kunden über mich. Auch dies wird gleich zum Chef getragen.
Was soll ich nur tun? Könnt ihr dieses Verhalten der Kollegen verstehen? Ich zweifel schon an mir selber, ob ich nicht zu dumm für die Berufswelt bin. Viele meiner Freunde meinen auch, dass ich mir zu viel gefallen lasse und sie deswegen immer auf mir rum hacken. Ich finde es sehr schade, dass mir das immer wieder passiert. Habt ihr ne Erklärung für so Lästereien? Es sind wirklich immer andere Gründe, mal bin ich zu streng, mal zu dumm...wegen des Arbeitsklimas hab ich mittlerweile auch oft schlechte Laune...
13 Antworten
Begründest du deine Verweigerung mit deinem Gewissen oder mit Fakten?
Im ersten Fall = unerheblich.
Hast du Fakten, dann benenne sie deutlich und zeige den Betreffenden, welche Schwierigkeiten mit großer Wahrscheinlichkeit auf sie zukommen.
Wenn ein kleiner Betrieb schon immer mit - ich nenn es mal hintenherum Aktionen - durchgekommen ist, werden Chef und Co. kaum zu einer Person, die relativ neu dabei ist, freudestrahlend "hast recht...wir machen das ab jetzt immer korrekt" sagen wird.
Deine Entscheidung, ob du weiterhin dort arbeitest oder dir etwas anderes suchst.
Ich denke, hier sollte man zwei Sachen trennen.
Das eine ist der Faktor "Familienbetrieb". In solchen Unternehmen kann und sollte man nur arbeiten, wenn man sich wirklich absolut mit so einem Betrieb identifiziert, voll hinter dem steht, was dort gemacht - oder auch nicht gemacht - wird. Du hast in so einem Unternehmen keine Chance, irgendwas nachhaltig zu verändern. Und gegen den Bruder (oder auch die Ehefrau, die Kinder, Nichten und Co.) des Chefs kommst du nicht an. Diese haben IMMER eine Sonderstellung, sind quasi per Verwandtschaftsverhältnis anderen Mitarbeitern übergeordnet, auch wenn Arbeitsverträge und Organigramme das nicht vorsehen. Da gilt die Regel "Blut ist dicker als Wasser!" ;).
Das andere ist der Faktor "Immer ich, alle anderen sind schuld!". Und genau daran musst du dringend arbeiten, auch gerade im Hinblick auf zukünftige Stellen!
Du bist anscheinend auf einer Qualifikationsstufe angekommen, wo Stellen, die du besetzen möchtest, Führungsverantwortung und Weisungsbefugnisse beinhalten, und sei es nur in vertretender Position. Auf dieser Stufe musst du dich vor allem selbst hinterfragen, wenn deine Mitarbeiter nicht auf dich hören, sich sogar gegen dich wenden. Denn offensichtlich führst du dann nicht gut - und machst somit deinen Job ebenfalls nicht gut und richtig!
Immer dran denken: gute Führung ist eine, die der Mitarbeiter quasi gar nicht bemerkt. Sehr autoritäre Führungsstile, schlecht kommunizierte Aufgaben oder Ziele (immer an die SMART-Regel denken!), Führen mit Angst statt "positiver Verstärkung" oder gar eigene Planlosigkeit - das dürften so ziemlich die häufigsten Fehler sein, die Führungskräfte, die von ihren Mitarbeitern Gegenwind ernten, machen.
Sei an diesem Punkt selbstkritisch, such aktiv nach deinen Fehlern, mach Kurse und Weiterbildungen, um dort besser zu werden. Ansonsten wirst du tatsächlich immer wieder die Erfahrung machen, dass es nicht klappt. Aber eben nicht wegen der anderen, sondern wegen dir selbst...
Ich sehe das Problem ganz klar bei Dir, so wie Du es schilderst. Vielleicht solltest Du mal etwas lockerer werden.
Du schreibst ja selber, seitdem Du dieses schrecklich anständige Verhalten an den Tag legst, sind die so zu Dir.
Ich kann es verstehen, wenn ich ehrlich bin. Da kommt jemand neues, in ein Familienbetrieb, und führt sich eben wie ein Chef auf.
Das Ding ist, Du bist in einem Familienbetrieb, da laufen die Dinge ganz anders, wie in großen Firmen. Ganz anders.
"Er hat jedoch nichts in dem Bereich gelernt, sondern ist gelernter Koch. Hat mir daher und den anderen eigentlich nix zu sagen"
Man muss nichts lernen, um was zu sagen zu haben. Erstens ist Blut dicker wie Wasser. Und zweitens, wer sich beweist, klettert die Leiter auch ohne Ausbildung, etc. hoch. Das ist einfach so. Und dann kommt noch hinzu, wie lange jemand schon da ist und zu dem Ganzen gehört. Da kommt selbst der gescheiteste Mensch nicht ran. Letztendlich zählt, was man macht und wie man drauf ist. Das beeinflusst die Menschen letztendlich am meisten in ihren Entscheidungen.
Ich kann Dir garantieren, wenn Du in einem Familienbetrieb die freundschaftliche Schiene fährst, dass Du deutlich weiter kommen wirst.
Ich arbeite selber in einem Familienbetrieb (Hotel). Mir haben sogar die Kinder von Chef und Chefin was zu sagen. Und die sind erst 17 und 20 Jahre jung. Das ist einfach so.
Bei uns spielt sich aber niemand zu weit auf. Wir sind dort ein Team. Alle dutzen sich, selbst Chef und Chefin durfte ich von Anfang an dutzen.
Es ging mir nicht darum, was illegales verlangt wird. Es ging mir eher darum, dass Du bzgl. der Arbeit, Aufgaben, Mitarbeiter etc. keine Verbote und Regeln aufstellst, die vorher auch nicht da waren.
Das ist eben ein Familienbetrieb, da läuft nichts so, wie es in "normalen" Firmen läuft.
In Familienbetrieben ist es familiär. Ich wurde z. B. Bar bezahlt, da ich nur auf 450 angestellt war, aber arbeiten durfte, wie die Festangestellten.
Wir entscheiden unter den Mitarbeitern, wer wann frei hat. Der Chef hält sich da raus.
Ist einfach so.
Wir entscheiden, wann wir was machen und ob wir es machen. Genau wie wir alleine entscheiden, wann wir Feierabend machen. Das kann nach 2 Stunden arbeiten sein, nach 5 Stunden, nach 7 Stunden.
Ist einfach so.
Das ist eben ein familiärer Betrieb.
Wir gehen auch mit dem Chef auf dem Freimarkt. Oder erleben ihn auch betrunken, wenn wir dort ne Feier im Hotel haben.
Es kommt auch vor, dass Chef unten rumbrüllt, wenn er schlechte Laune hat. Im nächsten Moment nimmt er einen aber wieder in den Arm und entschuldigt sich.
Er macht auch laut Musik an, wenn wir arbeiten.
Verstehst Du was ich meine? Wenn Du eine Führungsposition haben willst, wo Du auch wirklich das Kommando hast und wo es Regeln gibt, musst Du in einen nicht familiären Betrieb. Ansonsten wird das nichts.
Hallo,
ich kann aber nicht erkennen, wo in deinem Fall Mobbing statt findet. Heute wird bei vielen Leuten schon das nicht Grüßen als Mobbing dargestellt. Das ist nicht korrekt.
Bevor du einen deiner Arbeitskollegen des Mobbings beschuldigst -(Mobbing ist schließlich auch eine Straftat und kann rechtlich verfogt werden) - gebe ich dir hier mal eine Kurzfassung zu dem, wie Mobbing allgemein definiert wird.
Kurz Darstellung Mobbing?
Der Oberbegriff „Mobbing“ kommt ursprünglich aus dem Englischen [„to mob“ = bedrängen, anpöbeln, attackieren, angreifen] und wurde in den 1980ern in der Forschung über das Sozialverhalten von Tieren erstmals durch Lorenz (1986) genannt.
Erst in den 1990ern wird der Begriff in die Arbeitswelt übertragen.
Nach der Definition müssen Mobbingopfer mindestens einmal wöchentlich über einen Zeitraum von einem halben Jahr hinweg angegriffen, angefeindet, schikaniert oder diskriminiert werden.
Bewusst oder unbewusst zielt das Mobbing immer darauf ab, Personen auszugrenzen oder zu entfernen. Somit wird Mobbing charakterisiert durch:
- Konfliktbelastete oder feindselige Kommunikation
- Systematischer und oftmals mehrmals wöchentlich über einen Zeitraum von mehreren Monaten gehender Vorgang
- Unterlegenheit der Person
- Völlige Isolation oder Ausstoß aus dem System
LG *Streifenelch
Fang wo anders an die klingen echt giftig
Wie soll ich da bitte lockerer werden? Mein Chef verlangt von mir Dinge, bei denen ich mich unter Umständen strafbar mache. Sorry, dass ich mich da weigere.