Mentalität der Südafrikaner?

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Vom Namen her kannst du nicht unbedingt auf die Abstammung deines Gastes schließen, - während der Apartheit wurden viele indigene Afrikaner von der selbsternannten Herrenrasse einfach umbenannt.

So hieß Nelson Mandela in echt Rolihlahla Mandiba, aber "Unruhestifter vom Stamme Mandiba" klang den Weißen wohl nicht so angenehm in den Ohren... ;), also wurde er als Junge in der Schule einfach umbenannt - ob er oder seine Eltern das wollten oder nicht wurde nicht gefragt.

Es gibt deshalb jede Menge Schwarze in SA, die Frits de Fries oder so heißen, zudem Alle die, die z.B. einen holländischen oder deutschen Großvater hatten.

Die meisten Kinder bekamen von den Missionaren irgendeinen christlichen Namen verpasst sowie Manieren eingebleut. Es ist erstaunlich, wieviel davon noch erhalten ist und sich in extrem gutem Benehmen, aber in Form freundlicher Höflichkeit weiterentwickelt hat - zum Glück inzwischen auf Augenhöhe.

Im Grunde kann es dir ganz egal sein ob dein Gast schwarz, braun, weiß, rot oder gelb ist (in Südafrika leben auch viele Inder und Libanesen;)), - du kannst auf jeden Fall davon ausgehen, dass sein Englisch wesentlich flüssiger und geschliffener ist als deins (selbst wenn du es studiert haben solltest, denn es kommt auf´s ständige Sprechen an ;)) und dass er sich ebenso eloquent benehmen kann: intelligent, weltoffen, freundlich und äußerst höflich..

Das ist jedenfalls eine Gemeinsamkeit, die ich völlig unabhängig von Alter und Bildungsschicht in afrikanischen Ländern als eine Art Mentalität - oder besser Kultur und Weltoffenheit - kennengelernt habe. Ansonsten sind die Leute so unterschiedlich wie hier bei uns Bayern und Ostfriesen ;D!.

Ich würde jedenfalls an deiner Stelle ab sofort versuchen, möglichst viele englische Selbstgespräche zu führen um bei seiner Ankunft nicht wie ein Primaner rumzustottern - unser Schulenglisch ist ja eher dürftig und ich brauche erfahrungsgemäß immer 1-2 Tage um mein Pidgin wieder zu aktivieren - aber wenn du solche Kollegen empfängst, dann hast du ja vielleicht ein Austauschjahr in Cambridge verbracht und ein gepflegtes Business-English gelernt ;). Wobei Wortschatz und Flüssigkeit mehr gelten als eine perfekte Grammatik - letztere sehen Afrikaner meist ziemlich entspannt ;).

Für den gelungenen Aufenthalt würde ich - bei jedem Gast, egal woher- ein paar typische Gerichte deutscher Hausmannskost in Ruhe zubereiten und in die Truhe legen, so z.B. Rinder. und Kohlrouladen, Eisbein, Reibekuchen, Erbsen/Bohnen/Linseneintopf; - Sauerkraut oder Matjes aber nur als Beilage, denn beides dürfte beim ersten Mal ziemlich exotisch schmecken ;). Nach Saison nat. auch Spargel, Erdbeerkuchen oder Grünkohl mit Pinkel :D.

Empfehlenswert ist natürlich auch ein schöner Wein oder boarisches Bier, je nachdem wo du wohnst. Aber auch alkoholfreie Getränke sollten nicht fehlen. So kannst du ihm eine Menge typisch deutsches auftischen woran er sich bestimmt gerne erinnern wird :)!

Damit er kein Heimweh kriegt kannst du ihm auch noch einen Obstkorb mit Früchten und ner Flasche Wein aus seiner Heimat auf den Tisch stellen (Trauben, Birnen, Avokado etc. gibt es ja in jedem Supermarkt) - das wird er bestimmt als eine besonders warme Geste erkennen und sich entsprechend heimisch bei euch fühlen.

Wenn er sich nach ein paar Tagen gut eingelebt hat würde ich ihn bitten, doch auch mal etwas typisch südafrikanisches zu kochen (natürlich vorausgesetzt, dass Kochen sein Hobby ist...;))) - vielleicht einen zünftigen Stampot (Eintopf) oder Poffertjes, falls seine Vorfahren Holländer sind ;D,

Wenn nicht, finden sich die Zutaten in jeder größeren Stadt, in der es einen oder mehrere Afro-Shops gibt - kannst ja schon mal die Augen danach offen halten weil die nicht alle im Internet zu finden sind. Es gibt viele Gerichte, die wohl in ganz Afrika vertreten sind wie geröstete o. frittierte Kochbananen oder gegrillte Cassava - beides mit div. Saucen sehr lecker und leicht zuzubereiten ;).

Ansonsten würde ich mich mal nach allen möglichen Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen in meiner Gegend umsehen/hören, bzw. Infos dazu besorgen um ihm je nach Dauer seines Aufenthaltes so viel er mag zeigen zu können.

Alles in Allem: sei ganz entspannt, denn damit machst du ihm den Aufenthalt so angenehm wie möglich - frag dich einfach, was dich alles in seiner Heimat interessieren würde und wie du dich dort wohlfühlen würdest.

Zur Mentalität: ich war zwar noch nie in SA, aber öfters in Ghana/West-Afrika und Marokko, das sind schon völlig unterschiedliche Mentalitäten - aber eins ist ihnen vollkommen gemeinsam: Gastfreundschaft ist authentische, über Jahrtausende bewährte Kultur und somit Ehrensache. Für die Gastgeber ist der Gast keine Last sondern eine Freude weil er Neues aus der Welt mitbringt und dadurch den eigenen Horizont erweitert. Deshalb gilt grundsätzlich: dem Gast nur das Beste :) !

Wenn du dir daran ein Beispiel nimmst, kannst du Nichts verkehrt machen ;)!.


veritas55  15.05.2013, 17:32

Es gehört nicht zum guten Ton, bei politischen und religiösen Themen gleich beim Kennenlernen ins Haus zu fallen - gute Gespräche dazu können sich immer noch entwickeln wenn man sich besser kennt, - sonst kann man wirklich schnell ins Fettnäpfchen treten.

Auch Geschäftliches solltest du ihm ersparen bis er richtig angekommen ist und einen neutralen Ort, also nicht unbedingt die Wohnung für Verhandlungen wählen.

Zum Kennenlernen wird er dir gerne erzählen wie es seiner Familie geht und was seine Kinder so machen, die Eltern gesund sind - Interesse an seiner Person, seinem Beruf und dem, was ihm wichtig ist wird ihm zeigen, dass du ihn als Mensch schätzt.

Falls er Moslem ist, würdest du ihm sicher einen Gefallen tun wenn du mit der linken Hand kein Essen anfasst, (natürlich auch keinen Schwoansbraten servierst), denn das könnte auf ihn eklig wirken weil es einfach seiner Tradition widerspricht - du willst ja nicht, dass ihm schlecht wird - auch wenn er aus Höflichkeit sicher Nichts sagen würde ;)!.

Auf mich wurde einmal soviel Rücksicht genommen, dass meine afrikanischen Gastgeber extra mit Messer und Gabel aßen weil sie dachten, ihre Tradition, mit den Fingern zu essen wäre mir unangenehm. .Das fand ich sehr nett, wenn auch völlig überflüssig :).

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verzeih, ich musste gerade lächeln und stellte mir vor, wie dein südafrikanischer Kollege einer Internet-Comunity die Frage stellt, was er in Deutschland tun kann oder nicht....

Du sprichst von einer deutsch-holländisch-europäischen (nona, Deutschland und Holland gehören meiner Ansicht nach zu Europa....) Abstammung und frägst dann, wie seine Mentalität ist?

Was ist Europäische Mentalität? - sind sich die Schweden und die Sizilianer bezüglich Mentalität ähnlich... sind beides Europäer!....

Wenn er intelligent ist, wird er sich höflich, freundlich und nett benehmen.

Dasselbe hoffe ich von dir.

LG


kaluma 
Beitragsersteller
 15.05.2013, 13:23

Hallo tiepolo,

ich musste auch lächeln, als ich Deine Antwort las und mir den Kollegen beim Abfragen der deutschen Mentallität vorstelle.

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Ich finde Deine Frage gar nicht so dumm. Als erstes möchte ich Dir sagen, dass man alleine vom Namen nicht sagen kann, ob die Person „weiß“ oder „coloured“ ist. Aber egal, ich bin sicher Du triffst einen aufgeschlossenen Menschen. Nicht erwähnen würde ich die Zeit der Apartheid. Darüber kann man man unterschiedlicher Meinung sein und er (wenn er alt genug ist) kennt die Zeit besser als jeder Fremde. Generell sind die Südafrikaner deutsch-freundlich. Die afrikaans sprechenden vielleicht mehr als die englisch sprechenden. Deutsche Traditionen interessieren ihn vielleicht und deutsche Spezialitäten wie Bier, Spätzle, Leberkäs, Bratkartoffeln usw. Ich glaube, Du wirst keinen großen Unterschied zwischen ihm und Deinen anderen Bekannten feststellen.