Mein Bruder (schwul) hat ein Verhaeltnis mit einer Frau, ist das "normal"?
Hallo. Also als allererstes weiss ich natuerlich dass mich das liebes leben meines bruders prinzipiell nichts angeht, aber er liegt mir am herzen und ich mache mir sorgen. Mein bruder ist der typ mensch der das haus nie verlassen wuerde wenn es nicht notwendig waere. Er ist das gegenteil einer froh-natur und immer alleine. Am computer, an der playstation oder auf der arbeit (im buero am pc). Er ist nicht ungepflegt oder unordentlich, er hat sein leben schon im griff, aber er ist ein aussenseiter und er - so sagt er - hat lieber seine ruhe. Dass er schwul ist weiss ich schon immer eigentlich. Wir sind Irische zwillinge, also weniger als ein jahr auseinander vom alter her, daher wuchsen wir doch sehr eng zusammen auf und hatten immer ein offenes verhaeltnis was das angeht. Er lebt alleine und einen partner hat er nicht und auch sonst keine bekanntschaften. Er meint immer er haelt nichts von den klischee-schwulen oder davon fremde in gay-clubs aufzugabeln. Seine letzte, und einzige, beziehung ist lange her. Am wochenende wollte ich bei ihm vorbeischauen und als er nicht oeffnete rief ich ihn an. Zu meiner erstaunung war er die nacht ueber bei einer frau gewesen die bei ihm im haus wohnt. Wir tauschten einen all-wissenden blick aus und ich fragte ihn was es damit auf sich habe. Er meinte die beiden haben ueber die zeit hinweg eine freundschaft aufgebaut und sie wisse dass er schwul sei, also er macht ihr nichts vor, aber sie sei eben so wie er einsam und sie geniessen die zweisamkeit und die intimitaet. Ich konnte das nicht verstehen, ob er bi sei fragte ich. Er meinte nein, er sei natuerlich nach wie vor schwul, er findet frauen ansich sexuell nicht anziehend, aber er mag sie sehr und die koerperliche naehe zu ihr auch einfach aus sympathie heraus und der sex ergaebe sich da er auch beduerfnisse hat die anderweitig nicht gestillt werden, also bei keinem anderen mann. Ich persoenlich kann mir das schwer vorstellen. Er sagt er liebt sie als mensch, aber nicht als frau, denn eine frau in dem sinne lieben koenne er nicht. Ich glaube ihm natuerlich dass das alles so ist wie er sagt und ich freue mich dass er anschluss gefunden hat, das ist eine kunst dass ein mensch so nah an ihn heran kommt. Aber ich mache mir sorgen da ich es schwer verstehen kann. Hat jemand mit so etwas erfahrung, ist das tatsaechlich mehr positiv als negativ wenn man gegen die eigene sexualitaet geht (schon irgendwie)?
10 Antworten
Ich habe mir deine Frage mal ganz durchgelesen und es ist mal wieder eine sehr komplexe Frage, die man nicht so leicht mit ja oder nein beantworten kann. Erst einmal finde ich gut, dass du deinen Bruder so akzeptierst, wie er ist, ihr ein so gutes Verhältnis zueinander habt und du dir Sorgen um ihn machst.
Sein Außenseitersein kann ich verstehe, auch dass sich Partnersuche für Schwule schwerer gestalten kann. Allerdings würde ich deine Ansicht entgegen Marco1978s Aussage gar nicht als Schubladendenken abtun. Wenn man sich als schwul outet, dann legt man sich fest - klar, dass sich das ändern kann - aber man hat sich vor seinem Coming out genügend Gedanken gemacht.
Und ich finde, wenn das über eine platonische Liebe hinaus geht, ist er nicht ehrlich zu sich selbst, was seine sexuelle Orientierung angeht oder es ist wirklich nur platonische Liebe und er meint, er ist ihr diesen "Dienst" schuldig.
Es kann auch sein, dass er sich da selber zu zwingt, weil er keinen Partner findet - zugegeben, für einen Außenseiter, und nicht nur für ihn, schwer. Ich will ihn jetzt auch gar nicht unter Druck setzen, aber evtl. sollte er, wenn er wirklich auf der Suche ist, mehr suchen (ich weiß, dass das blöd klingt). Vielleicht kannst du ihn bei der Suche unterstützen.
Du denkst zu sehr in Schubladen.
Der Mensch ist ein hochkomplexes Wesen und unserer Sexualität hat sich schon längst befreit von hormongesteuerten Trieben, wir lieben und hassen, wir begehren und verabscheuen, unabhängig von Befriedigung und Vermehrung.
Auch ich als schwuler Mann kann eine Frau lieben, einfach den Menschen, die Seele, den Charakter - nicht unbedingt ihren Körper oder die diversen Attribute. Genau so, wie eine Frau eine andere Frau als allerbeste Freundin haben und sie lieben kann, ohne lesbisch zu sein.
Meine allerbeste Freundin ist eine supersexy Frau, alle Heteros hächeln ihr nach. Ich sehe in ihr aber nicht ein Lustobjekt, sondern den Menschen. Und auch wir kuscheln ab und zu, küssen uns - auch wenn wir keinen Sex haben. Aber ich glaube nicht, dass ich mich wehren würde, wenn es dazu käme. Ich liebe diese Frau.
Schubladen sind für Socken, Etiketten für Marmeladengläser. Dein Bruder ist schwul, das heisst, er begehrt sexuell nur Männer. Aber das heisst natürlich nicht, dass er Frauen abstossend findet - er liebt sie als Menschen. Und wenn man zärtlich ist mit einem Menschen, dann hat das eben nicht unbedingt etwas mit sexueller Begierde zu tun, sondern tatsächlich mit der Sehnsucht nach Zärtlichkeit.
Ob schwul oder hetero, bi oder (ganz modern) pansexuell, alles das sind nur Etiketten. Und diese gilt es zu überwinden. Wir alle sind Menschen und wenn zwei erwachsene und mündige Menschen sich lieben, sich streicheln oder Sex miteinander haben - spielen da Etiketten wirklich eine Rolle?
Gefühle sind immer subjektiv und da Du nicht Dein Bruder bist, kannst Du auch nicht feststellen, welche Gefühle er hat.
Also kannst Du Dich nur auf seine Angabe verlassen. Und die hast Du ja gehört. Und für ihn wird es wohl normal sein, er fühlt ja die Gefühle anderer nicht.
ich habe mir jetzt ebenfalls nicht alles durchgelesen - sorry, aber es gibt durchaus auch Menschen, die "Bi" sind und sich für beide Geschlechter interessieren.... Ein "Normal" gibt es schon lange nicht mehr, soll doch jeder auf seine Art glücklich werden....
Dann ist er nicht schwul, sondern bi.
Du kannst sein:
Hetero -> nur anderes Geschlecht lieben Homosexuell (schwul/lesbisch) -> nur gleichgeschlechtliche Menschen lieben Bisexuell -> beide Geschlechter lieben
So einfach ist das ;-)
Gruss NetTipps