Medizin studieren ohne Biologie in der Oberstufe belegt zu haben?

3 Antworten

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Hi,

Denkt ihr (Mediziner), man kann Medizin studieren, ohne in der Oberstufe in der Schule Bio gehabt zu haben?

Kann man definitiv - ich gehöre zu denjenigen, die Biologie in der Oberstufe komplett abgewählt haben und es ist mir nicht "auf die Füße gefallen". An Biologie scheitert im Studium kaum jemand.

Biologie an sich ist im Medizinstudium ein eher kleines Fach des ersten Semesters und besteht per se nur aus Zytologie, kleineren Teilen der Mikrobiologie und grundlegende Genetik. Die Themen werden alle in Vorlesung/Praktikum behandelt und sind mehr oder weniger reine Fleißarbeit. Da bringt die Oberstufenbiologie keinen signifikanten Vorteil.

Einzig für die Biochemie-Anteile wäre der Bio-LK interessant - gleichermaßen geht die Biochemie im Medizinstudium in Tiefe und Umfang deutlich darüber hinaus und einen nennenswerten Vorteil hat man hier im Prinzip dann auch wieder nicht.

Kurzum: die Oberstufen-Biologie hat nur marginale Schnittmengen mit dem Stoff des Medizinstudiums - man hat hier keinen Nachteil, wenn man Biologie abgewählt hat.

Oder hat man dann zu große, irreversible Wissenslücken?

Wesentlich mehr Probleme bereiten da eher die Physik (und die damit verbundene höhere Mathematik) und die Chemie - diese Grundlagenfächer sind für viele eher ein Grund des Scheiterns.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent

cxward88 
Beitragsersteller
 09.07.2024, 12:20

Danke für die Antwort. Denkst du, Medizin ist etwas für mich, wenn ich schwere Verletzungen nur unangenehm mir ansehen kann? Wenn ich daran denke, zu operieren oder irgendwie eine Wunde zuzunähen oder Fäden zu ziehen, kommt in mir ein unangenehmes Gefühl hervor. Ich weiß nicht, ob das etwas für mich ist. Man muss ja auch ein Jahr in einer Klink sein, glaube ich. 

Andererseits gibt es ja auch andere Bereiche, in denen man wenig bis nichts mit Verletzungen zu tun hat (Anästhesie, Forschung) oder?

Habe auch vorhin etwas von einem Präp-Kurs gelesen, bei dem die Studenten Teile einer Leiche präparieren mussten. An einer Leiche irgendwelche Eingriffe vorzunehmen ist auch nicht gerade meins.

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SaniOnTheRoad  09.07.2024, 13:07
@cxward88

Naja...Tatsache ist, dass man als Mediziner praktisch immer mit kranken und verletzten Menschen in Berührung kommen wird. Zwingend im Studium, meist in der beruflichen Tätigkeit.

Insofern sollte man sich durchaus die Frage stellen, ob die Wahl die "Richtige" ist. Im Studium kommt man an diesen Dingen definitiv nicht vorbei. Das umfasst neben entsprechenden Kursen im Studium selbst (z.B. den Präpkurs) auch Famulaturen und das Praktische Jahr.

Man kann allerdings auch feststellen: vieles ist einfach Gewöhnungssache.

Andererseits gibt es ja auch andere Bereiche, in denen man wenig bis nichts mit Verletzungen zu tun hat (Anästhesie, Forschung) oder?

Nun, die Anästhesiologie ist doch etwas mehr, als hinter dem Vorhang im OP zu sitzen. Teilgebiete sind neben der Anästhesie auch die Intensiv- und Notfallmedizin - also viel Patientenkontakt, und dazu traditionell schwer krank/verletzt.

Übrig blieben dann entsprechend klinisch-theoretische Fachgebiete.

Mit dem Ziel der Forschung tendiere ich eher dazu, zu einem Studium zu raten, welches unmittelbar dafür qualifiziert - der Forschungsaspekt ist im Medizinstudium eher nebensächlich.

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cxward88 
Beitragsersteller
 09.07.2024, 14:31
@SaniOnTheRoad

Dann sollte ich das besser nicht machen, oder? Mein Vater zwingt mich halt mehr oder weniger dazu.

Zahnmedizin könnte ich mir eher vorstellen. An den Zähnen Operationen durchzuführen macht mir nichts aus - zumindest aus meinen Erfahrungen beim Zahnarzt/Kieferorthopäden. Oder ähnelt das auch sehr dem normalen Medizinstudium, sodass es doch nichts für mich wäre?
Danke für deine Hilfe, schätze das sehr wert, weil ich kann sonst mit niemandem darüber sprechen.

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SaniOnTheRoad  10.07.2024, 07:04
@cxward88
Oder ähnelt das auch sehr dem normalen Medizinstudium, sodass es doch nichts für mich wäre?

Im vorklinischen Bereich sind beide Studiengänge nahezu identisch - und man hat genügend Kurse gemeinsam, darunter auch den Präpkurs. Ob das jetzt den Unterschied macht, stelle ich mal zur Debatte.

Dann sollte ich das besser nicht machen, oder? Mein Vater zwingt mich halt mehr oder weniger dazu.

Sowohl Medizin als auch Zahnmedizin sind Studiengänge, in denen einem nichts geschenkt wird. Harte und zähe Phasen erwarten einen in beiden Fällen.

Und hier sollte die Wahl wirklich eine "Wunsch-Wahl" sein, nicht die Wahl des geringsten Übels. Wenn man nicht selbst die Motivation zum Durchhalten mitbringt, gehört man dann oft genug zu den 10 % der Studierenden, die abbrechen.

Am Ende solltest Du dir bewusst machen: Du musst das Fach studieren, niemand sonst - Du musst durch (teils wirklich undankbare) universitätsinterne und drei staatliche Prüfungen kommen, und Du musst mit dem Beruf nach dem Studium leben können.

Ich sehe in Deinem Fall bislang eigentlich keine wirkliche Motivation für ein solches Studium. Dementsprechend würde ich eher dazu raten, ein Studium zu wählen, welches auch wirklich zu Deinen Interessen und Neigungen passt.

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irreversibel ist nichts, die fangen auch bei 0 an, jedoch in einem zügigen Tempo. Das kann man dann mit Bio LK nicht mehr vergleichen. Also sicher kannst du das machen.


cxward88 
Beitragsersteller
 08.07.2024, 23:12

Danke für die Antwort. Denkst du, Medizin ist etwas für mich, wenn ich schwere Verletzungen nur unangenehm mir ansehen kann? Wenn ich daran denke, zu operieren oder irgendwie eine Wunde zuzunähen oder Fäden zu ziehen, kommt in mir ein unangenehmes Gefühl hervor. Ich weiß nicht, ob das etwas für mich ist. Man muss ja auch ein Jahr in einer Klink sein, glaube ich.
Andererseits gibt es ja auch andere Bereiche, in denen man wenig bis nichts mit Verletzungen zu tun hat (Anästhesie, Forschung) oder?

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CliffBaxter  08.07.2024, 23:19
@cxward88

du ich bin Biolehrer kein Mediziner :D Aber ich kenne natürlich das Wahlverhalten von künftigen Medizinstudenten, wo die Eltern sagen, du machst auf jeden Fall Bio LK. Daher hatte mich deine Frage angesprochen. Ich würde mal zur Studienberatung an einer Uni gehen. Die können dir bestimmt Perspektiven aufzeigen.

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Medizinstudium ist eh so anspruchsvoll, da fallen selbst Abiturienten mit 1er im Bio Abi nach 1 Semester die Kinnlade runter.