Mauerbau : Was kritisiert der Karikaturist und mit welchen Mitteln bringt er dies zum Ausdruck?

4 Antworten

Die Karikatur zeigt die zunehmende Entfremdung zwischen den Deutschen in Ost und West nach 1945.

Hintergrund: Nach dem 2. Weltkrieg wurde Deutschland geteilt. Der Osten wurde von der Sowjetunion besetzt und kommunistisch. Der Westen wurde von den Westmächten besetzt und Teil des freien Westens.

1949 entstand im Osten die DDR und im Westen die BRD. In diesem Jahr entstand die Karikatur. Der Zeichner befürchtet, dass sich die beiden deutschen Staaten auseinanderentwickeln werden.

Erst wollen sich die Deutschen aus Ost und West noch stürmisch über die Grenze hin umarmen ("Bruder!"). Dann schreibt man sich schon etwas etwas kühl ("lieber Vetter") Briefe. Schließlich bleibt lediglich eine vage Erinnerung an einen "entfernten Verwandten".

Im ersten Bild sind die beiden Figuren noch deutlich als "deutscher Michl" zu erkennen. Später wird man im Westen (links) immer amerikanischer ("Stars and Stripes" auf der Mütze) und im Osten (rechts) immer kommunistischer (Hammer und Sichel und Stern auf der Mütze).

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Geschichte

Als die Mauer noch so schwach war, dass man sie leicht hätte überspringen können, gab es Verzweiflungsschreie auf beiden Seiten.

Als die Mauer dann kaum noch zu überwinden war, haben sich die Völker praktisch auseinander gelebt und betrachteten sich gegenseitig als nur fern verwandt miteinander. So wurde es den nachfolgenden jeweils eigenen Generationen vermittelt.

Stichpunktartig:

zwei Verwandte -> West- und Ostdeutschland

offene Arme -> Sehnsüchte durch plötzliche Teilung

Größerwerden der Mauer (+ Stacheldraht) -> Mauerausbau, Auseinanderleben, Abschottung, Verhärtungsfronten

Mützen mit USA- und UdSSR-Motiven -> Großmächteabhängigkeit (West: USA; Ost: UdSSR/Sowjetunion)

Betitelungsänderung (Bruder, Vetter, entfernter Verwandter) -> Auseinanderleben, Eigenentwicklung, Abschottung

Text:

Die beiden Teile Deutschlands werden durch zwei Verwandte dargestellt, jeweils mit Mützen, auf denen einmal für den Westen Streifen und Sterne als Symbol der USA, und einmal für den Osten ein Hammer und eine Sichel für die Sowjetunion zu sehen ist. Kurz nach der Teilung, im Jahr 1955, hatte man gegenseitig noch Sehnsüchte, weil man ja davor immer zusammen und plötzlich getrennt war - deshalb die offenen Arme und die Betitelung mit "Bruder!". Zehn Jahre später, 1965, war man durch die Trennung nicht mehr so eng beieinander, das symbolisiert auch die höhere und dickere Mauer. Dennoch schrieb man sich aus Bedauern gegenseitig noch Briefe. Man hatte sich langsam auseinandergelebt und getrennt entwickelt. Wieder 10 Jahre später sehen sich die beiden Verwandte als "entferntere Verwandet im Ausland" - man hat sich als Länder praktisch gänzlich auseinandergelebt und betrachtet sich gegenseitig als nur fern verwandt. Auch wird das jeweils andere Land schlicht als "Ausland" betitelt, obwohl es ja de facto jeweils nur Teile von Deutschland sind.

Woher ich das weiß:Hobby

Das der Dialog abbricht und das sich die Deutschen auch gedanklich zweiteilen

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich studiere Geschichte und bin an Politik interessiert