Mathestudium (Lehramt) Zweifel?

7 Antworten

Hallo,

die universitäte Mathematik ist auf jeden falls viel abstrakter als die Mathematik, die man auf der Schule kennenlernt.

Das Bedürfnis nach einem Bezug zur Realität ist von Mensch zu Mensch verschieden. Im Lauf der Zeit entwickelt man aber eine Art "abstrakte Anschauung", in der man sich viele Begriffe doch irgendwie vorstellen kann.

Die Glieder einer Cauchy-Folge z.B. verdichten sich, rücken mit wachsendem Laufindex immer näher zusammen. Für mich ist diese Anschauung schon schon recht konkret.

Ein anderer Begriff, die Umgebung eines Punktes z.B. wird später in abstrakteren Räumen definiert. Man kann sie sich in vielen Situationen aber mit einer Zeichnung auf dem Papier, also sozusagen im ℝ² veranschaulichen. Oft funktioniert so eine Veranschaulichung, manchmal aber auch nicht.

Wenn eine intuitive erste Anschauung nicht zutrifft, kann das entweder verstören oder faszinieren, oder beides.

Wenn du mit "was kann ich damit anfangen" eine Anwendung der Theorie meinst, wirst du in der Physik viele Anwendungen finden. Die Mathematik ist die Sprache der Physik.

Vielleicht könnte man folgende Analogie aufstellen: Physiker sprechen Mathematik, um mit ihr die Gesetze der Natur zu beschreiben, während Mathematiker eine Art Linguisten sind, die ihre Sprache - die Mathematik - untersuchen und weiterentwickeln.

Es ist bestimmt eine gute Idee, noch etwas durchzuhalten.

Was du immer machen kannst ist, dir zu bestimmten Begriffen (z.B. Cauchyfolge) Videos auf youtube anzuschauen.

Ich weiß nicht, ob der Tip, zu versuchen, dich von der Frage der Anwendung etwas zu lösen und die Probleme der Mathematik als eine Art Denkspiel aufzufassen, hilfreich ist oder funktionieren kann. Für mich z.B. war die Frage nach der Anwendung schon von Anfang an zweitrangig. Vielleicht ist das auch eine Frage der Persönlichkeit? Ändert sich das im Laufe der Zeit?

Von daher wäre es interessant, wenn noch andere von ihren Erfahrungen berichten.

Alles Gute für dein Studium!


Farinaaa 
Beitragsersteller
 19.11.2016, 09:15

vielen Dank:)

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Ich habe BWL studiert. Ich weiss bis heute nicht, wozu wir dort eigentlich Vektorrechnung lernen mussten und die ganze induktive Statistik auf diesem hohen Niveau wendet später wohl kaum jemand an, bzw. hat das sehr schnell alles wieder vergessen.

Völlig frustierend sind auch die ganzen tollen mathematischen Verfahren zur Kostenstellenumlage im Controlling (Gauss Algorithmus, Matrixinversion etc.), wo ich mir dann später in einem SAP Controllerkurs sagen lassen musste, das würde heutzutage der Rechner per Approximation machen, da die aufwendigen mathematischen Verfahren viel zu fehleranfällig und unsicher wären. LOL

Studierst Du noch ein Zweitfach? In der Physik findet Vieles zunächst abstrakt wirkende Anwendung. Wenn nicht muss ich Dir eher zu denken geben, dass es weniger anschaulich wird. Auch die Vektorrechnung hat mit Schulmathematik nichts mehr gemein. Die Frage ist letztendlich ja nur in welchem Grad das ganze Realitätsnah ist. Die Steigung einer Funktion ist ja in dem Sinne auch nur indirekt Realität. Cauchy-Folgen zum Beispiel sind ja auch irgendwo anschaulich. Was die Skills angeht so kann ich Dir sagen, dass die meisten, die bis zum zweiten/dritten Semester durchhalten auch ein besseres Verständnis gewinnen. Die meisten meiner Studenten lernen viele Sätze auch erst später schätzen.

mach dir nicht zuviele Gedanken-es geht den meisten so in den ersten Semestern; man sitzt da, wie im falschen Film, bis es "klack" macht und plötzlich wirst du Cauchy-Folgen lieben; ganz viel Arbeit und schlaflose Nächte und Willen etwas zu kapieren, gehört dazu. Wenn du das geschafft hast, wirst du eine gute Lehrerin, besonders für Schüler, die nicht gleich alles sofort raffen.Viel Erfog und gutes Durchhaltevermögen!

Das Fachwissen eines Lehrers sollte immer über das der Schüler hinaus gehen. Das sollte dir wohl klar sein. Den Schulstoff hast du selbst in der Schule gelernt.