Hallo,
eine interessante Frage.
Zur Einordnung: ich bin 66 Jahre alt und Rentner.
Im Rûckblick ist die Zeit schnell vergangen, und ich habe den Eindruck, dass sie heute schneller vergeht als zu der Zeit, wo ich jünger war.
Einerseits finde ich es schade, dass das Leben so schnell vergeht, aber es gibt auch viele Momente, wo es mir egal ist. Das sind die Momente, wo ich es schaffe einfach im Hier und Jetzt zu leben. Dann denke ich über solche Sachen nicht nach und freue mich meines Lebens. Das ist natürlich kein permanenter Zustand, aber solange es solche Momente gibt, finde ich das Leben lebenswert.
Natürlich ist der Alterungsprozess von Mensch zu Mensch verschieden. Leider sind Gesundheit und Widerstandskraft gegen negative Einflüsse im Leben ungleich verteilt. So kann ein Mensch mit 50 manchmal aussehen, als sei er knapp 70, und ein anderer ist 70 und sieht aus wie 53, und das hängt natürlich auch von davon ab, wie gesund oder ungesund man gelebt hat und aktuell lebt. Genetik spielt sicher auch eine Rolle.
Ich selbst habe typische altersbedingte Beschwerden, z.B. in den Kniegelenken, die bewirken, dass ich leider nicht mehr Joggen kann (was ich geliebt und lange praktiziert habe). Aber ich kann schnell gehen, Fahrrad fahren, Schwimmen und Krafttraining machen.
Ich habe eine gute Ausdauer. Wenn ich mit meinem Fahrrad, dass ich mir zu meiner Rente geschenkt habe, längere Steigungen hochfahre, fühle ich mich aktuelle ziemlich fitt und das macht richtig Laune.
Dann mache ich seit ungefähr 6 Monaten Kraftraining in Form von Calisthenics, das sind Kraftübungen mit dem eigenen Körpergewicht, also ohne Maschinen, wie man sie in Sportstudios vorfindet. Ich habe mir vorgenommen, bevor ich diese Welt verlasse, mindestens 10 Klimmzüge sauber schaffen zu können. Darauf trainiere ich hin. Im Moment schaffe ich noch keinen einzigen, aber ich komme der Sache näher. :-)
Dieses "Projekt" als alter Mann finde ich einerseits ein wenig verrückt, aber es amüsiert und motiviert mich beim Training. Ich bin im Freien an der frischen Luft, egal ob es darußen warm oder kalt ist, es kostet mich Null Euro und ich spüre und sehe die Fortschritte, die ich im Laufe der Zeit mache. Nach einem Training fühle ich mich immer gut. Das finde ich aufregend und ermutigend, denn es bedeutet, dass man auch im Alter trainieren und Fortschritte machen kann. Das gilt sowohl für die Ausdauer als auch für die Kraft.
Ich kann noch ziemlich schnell zu Fuß gehen, manchmal mache ich 7-8 km Sportgehen (der Laufstil ist zwar nicht sehr ästhetisch, weil da das Becken so hin- und herdreht, ihr kennt das vielleicht aus Wettkämpfen), aber dadurch trainiere ich meine Ausdauer, und nach einem Lauf bin ich zufrieden und entspannt.
Es gibt sicher junge untrainierte Menschen, die ich mit dem Fahrrad am Berg abhängen würde. Also anstatt Angst vor dem Altern zu haben, kann man auch versuchen, sich im Rahmen seiner physischen Möglichkeiten fitt zu halten, es lohnt sich.
Was ich an meinem Alter genieße, ist, frei über meine Zeit verfügen zu können. Ich habe quasi Ferien bis ins Grab. Ich habe erst mit 55 die japanische Anime-Kultur entdeckt, und sie begeistert mich bis heute. Ich habe Zeit für Museumsbesuche in der Woche, Zeit, eine Stadt in Frankreich zu besuchen, die ich noch nicht kenne. Ich kann außerhalb der Schulferien in Urlaub fahren, Freunde und Familie in Deutschland besuchen (lebe in Frankreich).
Ich würde dir raten, einigermaßen gesund zu leben, körperlich aktiv zu sein und die Sachen, die dir Freude machen, nicht zu vergessen . Wenn du das tust und dir das Pech einer schweren Krankheit erspart bleibt (das jeden jeder Zeit treffen kann), bleibst du die ganze Zeit fitt und denkst weniger über das Altern nach.
Alles Gute dir.