massenatheismus definieren?
In der Schule haben wir einen Text bekommen und ich versteh ihn nicht wirklich.
Ich zitiere mal was dort steht:
“An die Stelle der früher fraglos-selbstverständlichen Christentums in der breiten Bevölkerungsmehrheit tritt ein ebenso fraglos-selbstverständlicher Atheismus mit einem sehr geringen Gefühlswert, also eher eine Gegnerschaft. Diese Erscheinung des Massenatheismus wird oft auf den Lebensstil der Menschen in der Industriegesellschaft zurückgeführt, der einerseits eine hohe Arbeitsdisziplin mit erheblicher Stressbelastung mit sich bringt und auf der anderen Seite eine Konsum- und Freizeitwelt aufbaut, deren Glücksangebote das belohnende Gegengewicht darstellen.
Beide Lebenswelten stehen dem Nachdenken des Menschen über Gott und den Sinn seines Lebens feindlich gegenüber. Wie ihm der unerbittliche, fremdbestimmte Takt der Arbeitswelt keine Zeit zur Reflexion lässt, so sind die bunten Sachen der Konsumwelt eher dazu geeignet, ihn zu betäuben und einzulullen.”
7 Antworten
Was da beschrieben ist, ist völliger Unsinn.
"Massenatheismus" ist der Lieferzustand des Menschen. Theismus ist das Bekenntnis zu einem Gott.
Atheist ist, wer kein Bekenntnis zu einem Gott ablegt. Das gilt für Neugeborene ebenso wie für Tiere oder einen Stuhl.
Wir werden alle als Atheisten geboren und Manche geben dann später ein Bekenntnis zu einem Gott ab, Manche nicht. Letztere bleiben dann Atheisten.
Und weil das so ist, ist ein
fraglos-selbstverständlicher Atheismus
schlicht der Grundzustand.
wird oft auf den Lebensstil der Menschen in der Industriegesellschaft zurückgeführt,
Ein kläglicher und zudem völlig unnötiger Versuch, einen Erklärungsrahmen herbei zu fabulieren, der Atheismus als Folge gesellschaftlicher Prozesse definiert. Wie oben beschrieben ist das das Pferd von hinten aufgezäumt.
Was wir heute beobachten ist, dass immer mehr Menschen durch gute Bildung eine rationale Weltbetrachtung bevorzugen. Das ist also Folge einer positiven Entwicklung. Im Text werden negative Kriterien als "Ursache" des Atheismus postuliert. Als wären Atheisten überforderte Hedonisten, die ihr Leben nicht auf die Kette bekommen.
Das ist ziemlich vermessen und herabsetzend.
Beide Lebenswelten stehen dem Nachdenken des Menschen über Gott
Wer sich einer rationalen Weltbetrachtung verpflichtet fühlt, hat zum Nachdenken über Götter die gleichen Ambitionen wie zum Nachdenken über den Weihnachtsmann oder die Zahnfee. Alles völlig beleglose Enitäten, deren Annahme immer irrational ist.
und den Sinn seines Lebens feindlich gegenüber.
Religion und Götterglaube steht dem Sinn des Lebens feindlich gegenüber. Denn diesen Sinn muss jeder seinem Leben selbst entwickeln. Einen extern vorgegebenen Sinn als alternativlos zu unterstellen, entfremdet den Menschen seiner selbst. Es reduziert ihn.
der unerbittliche, fremdbestimmte Takt der Arbeitswelt
Ja, der ist manchmal nicht sehr schön. Aber der fremdbestimmte Takt des Götterglaubens mit Zwang zur Übernahme evidenzloser Dogmen ist ein deutlich verwerflicheres Hamsterrad.
keine Zeit zur Reflexion
Was hier mit dem Nimbus der Zivilisationskritik den Anspruch erhebt, einen Freiraum zu definieren ist vielmehr ein Euphemismus. Glaube ist immer eingeschränkt in Dogmen, die sich keinerlei Reflexion im Sinne kritischer Bewertung öffnet. Glaube verhindert Reflexion, weil er sich als nicht falsifizierbar betrachtet.
Erst die Überwindung von Götterglauben schafft die geistige Offenheit und Freiheit, in der Reflexion wirklich Raum greifen kann.
zu betäuben und einzulullen...
...ist Markenkern von Götterglauben. Formalien, repetetive Praktiken, Drogen, mangelnde Reflexion, Dogmatik, Heilsversprechen, Jenseitshoffnungen, Belohnungsköder für Wohlverhalten... all das soll die Gläubigen gewogen halten, den Blick vernebeln, den Verstand zurück drängen.
Ich vermute mal, dass Du diesen Text von einer/m Religionslehrer/in bekommen hast. Von mir aus kannst Du meine Antwort gerne ausdrucken und dort vortragen. Würde sicherlich eine spannende Unterrichtsstunde.
Wen interessiert eine Note in Religion? Man sollte so eine Indoktrination aber nicht unwidersprochen lassen.
Mich jedenfalls nicht, aber den* Fragesteller* ja vielleicht schon. Man könnte es ganz diplomatisch als Position aus dem Netz vortragen, dann hätte man nichts zu befürchten außer fauchende Quoten-Gläubige in der letzten Reihe, die sich ein Bibelvers ins Hausaufgabenheft gekritzelt haben und meinen Gott damit zu Genüge befriedigt zu haben.
Früher, als die Menschen noch kein Feuer hatten, waren Menschen auch getresst. Mit dem Feuer kam dann die Geselligkeit und die Zeit, sich Gedanken zu machen. Blöd nur, dass die Menschen dann sich neben sinnvollen Dingen auch über Unsinn Gedanken gemacht haben, wie zum Beispiel Götter. Jetzt kommen wir langsam wieder in den Zustand zurück.
Ich kann Meatwad nur zustimmen, das ist Propagandamaterial der feinsten Sorte.
Vereinfacht besagt der Text:
Früher waren die allermeisten Menschen Christen. Heute sind viele Menschen Atheisten. Atheismus hat keine Emotionen. Atheismus ist der Gegner von Emotionen. Schuld daran dass es so viele Atheisten gibt, ist die Gesellschaft weil man nur mehr arbeitet und sich mit Freizeit belohnt.
Weil das so viel Zeit in Anspruch nimmt, denkt niemand mehr über Gott und den Sinn des Lebens nach. Arbeit nimmt die Zeit weg und Freizeit ist zu schön um sich darüber Gedanken zu machen.
Und das alles ist völliger Schwachsinn. Früher mussten die Menschen weitaus mehr arbeiten als heute. Im Mittelalter zum Beispiel (also in der Zeit als das Christentum die größte Macht hatte) hieß es "arbeiten oder hungern". Es gab keine Freizeit, man musste den ganzen Tag schuften um zu überleben (Adelige Ausgenommen).
Die tatsächliche Ursache für das Ansteigen des Atheismus ist dass die Kirchen ihren Unsinn nicht mehr mit Feuer und Schwert verbreiten dürfen (Keine Hexenverbrennungen mehr) und dass die Menschheit einen nie dagewesenen Zugang zu Information und Bildung hat.
"Betäuben und einlullen" wollen die Religionen, denn wer die Augen vor der Welt verschließt, dem bleibt nichts anderes übrig als zu glauben.
Ich würde mich an deiner Stelle über diese unverschämte Propaganda beschweren. Das geht ja auf keine Kuhhaut mehr.
Keine unnötigen Überlegungen. Einfach ausleben und das beste draus zu machen.
Die Kirchen leiden darunter, dass ihnen scharenweise die Gläubigen davon laufen und dafür suchen sie krampfhaft irgendwelche Erklärungen. Aber anstatt sich mal selber an die Nase zu packen und zu überlegen, wen sie mit ihren Märchen eigentlich noch beeindrucken wollen, suchen sie den Schuldigen irgendwo, hier z.B. in der Industriegesellschaft und der Vergnügungssucht, lügen sich dabei aber selber in die Tasche. Auf das naheliegendste, dass nämlich Bildung und Aufklärung der Feind aller Märchen ist, sowohl politischer als auch religiöser, kommen sie nicht. Und dass die Menschen früher ganz selbstverständlich nach außen hin so taten, als seien sie Christen, indem sie ihre Kirchensteuern bezahlten und Sonntags in den Gottesdients gingen, lag schlichtweg am gesellschaftlichen und kirchlichen Zwang dazu, der heutzutage zum Leidwesen der Kirchen schlichtweg nicht mehr funktioniert. Keiner kommt heute mehr auf den Scheiterhaufern oder kann erfolgreich von den Priestern diskriminiert werden, wenn er sich deren Glaubensdiktat nicht mehr unterwirft.
Damit die ganze sinnlose Jammerei über ihren Macht- und Geldverlust nicht so auffällt, wird das Ganze eben in unheimlich gebildet und intelektuell wirkende Sätze gekleidet wie in deinem Text.
Das wäre ne glatte 4 im Religionsunterricht, oder eine 1 je nachdem wie der Lehrer drauf ist. Ich hatte schon beides, also vieren und einsen und das eben kraft offenem Widersprechen der vorgefassten subtil manipulierenden Textchen im Reli-Unterricht, die neben Mandalas, Dokus und Bibelkunde, den gesamten Kursinhalt in 13 Jahren Schulzeit darstellten.