Manches Buch wirkt wie ein Schlüssel zu fremden Sälen des eigenen Schlosses

2 Antworten

Der menschliche Körper ist das Schloß. Du bist in gewissem Sinne das Schloß, oder der Körper. Doch der Verstand betrachtet den Körper als ein Ding, welches er besitzt, doch Besitz befriedigt niemals auf Dauer. Und außerdem birgt Besitz immer die Verlustangst.

Mit dem Verstand alleine ist Kafka oft nicht zu verstehen, da seine Worte nur auf etwas hinweisen. Die Worte selbst können die Wahrheit niemals beinhalten, sondern nur auf sie hinweisen. Jesus sprach z.B. vom Tempel, als er den physischen Körper meinte. Und Kafka nennt ihn eben Schloß.

Angedeutet wird hier jedes Mal, daß sich der Mensch in den Körper begeben soll, und nicht nur mit dem Verstand über ihn redet und nachdenkt. Symbolisch verläßt der Mensch das Paradies, da er vom Baum der Erkenntnis gegessen hatte. Pflanzen und Tiere sind weiterhin noch dort im Paradies.

Doch auf der Reise durch das Spielfeld des Denkens, hat sich der Mensch so weit selbst vergessen, daß er nun seinen Ursprung nicht mehr kennt. Dafür hat der Verstand eine Ersatzquelle erschaffen, die dem Mensch die Welt erklären soll. Das war die Geburt des Ego-Bewußtseins. Es ist nur ein Echo des größeren Bewußtseins, doch es spielt sich als Quelle auf.

Und so wandert der Mensch durch all diese Erfahrungen, von einem Dasein in ein anderes, um dem Bewußtsein die Möglichkeiten zu eröffnen, sich selbst bewußt werden zu können. Von Saal zu Saal erkennt sich der Schloßbesitzer von mal zu mal selbst. Und hin und wieder liegen in diesen Sälen auch Bücher, welche dem Leser etwas spiegeln.

Ein Buch besteht aus weißem Papier, welches im allgemeinen schwarz bedruckt ist. Man kann es lesen, doch der Inhalt liegt nicht im Papier oder der Druckerschwärze. Wenn du z.B. ein Telefonbuch verbrennst, kannst du anschließend die Teilnehmer immer noch anrufen. In jedem Raum des Schlosses bist du zuhause, obwohl sich jeder Raum von anderen Räumen unterscheidet.

In alten Märchen klingt es noch an, wenn vor dieser 13-sten Tür gewarnt wird, diese ja nicht zu öffnen, bis man nicht alle Räume des Schlusses erkundet hat und sich auskennt. Vermutlich spricht hier Kafka die unbewußte Ablehnung des physischen Körpers an, wie es einige Religionen vom Menschen verlangen.

Und so kommt dem Mensch jeder Saal fremd vor, in den er eintritt, um sich selbst zu erkennen als Schloßbesitzer. Ein Buch kann die Tür zum Saal öffnen, so daß erkannt werden kann, daß diese Türen niemals verschlossen waren. Der Mensch liest ein Buch, und während des Lesens gehen ihm die Augen auf – er sieht klarer als zuvor, was schon immer da ist.

Schriftsteller in jenen Zeiten um die Jahrhundertwende des vorigen Jahrhunderts, sie alle weißen in ihren Schriften auf dieses Schluß symbolisch hin, indem sie den Protagonisten auf die Reise schicken. Kafka hat vermutlich selbst erfahren wie es ist, beim Schreiben der Erleuchtung sehr nahe zu kommen – oder dem Wahnsinn.

Kafka war sich nie so ganz sicher, ob seine Werke auch zu dem führen konnten, was er selbst in sich beim Schreiben fühlte. Aber das ging vielen Schriftstellern damals so. Und vermutlich, aus dieser Sicht heraus, hat er untersagt, daß nach seinem Tod die Texte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Vielleicht hilft das hier Geschriebene ja irgend jemandem

Herzliche Grüße

Der Satz ist ein gutes Beispiel für metaphorische Sprache. Das Buch kann dir bei der Bewussstseinserweiterung helfen, kann dir manches öffnen, das noch ruht, noch schlummert, öffnet dir die Augen. Das sind einige Gedanken dazu. Aber nun mal selbst ran!


kathberry 
Beitragsersteller
 13.02.2012, 18:09

Danke für den Anstoß. Ein paar Zeilen habe ich schon geschrieben und werde es jetzt weiter versuchen! Danke

0