Macht programmieren Spaß? inwiefern für die Leute die das auch beruflich machen?

7 Antworten

Denke das betrifft dann eher den konkreten Job als das Programmieren. Routine und Langeweile gibt es immer mal und je nach Bereich besteht die Arbeit aus nicht viel Neuem, das hat aber nix mit der Tätigkeit Programmieren zutun.

Ist Code eintippen sonderlich spannend? Eher nicht. Die Probleme der Kunden, die man probiert zu lösen und dafür eine gute Lösung zu finden schon.

Auch kommen immer mal wieder Updates, neue Frameworks und Techniken, man lernt Neues und oft erspart einen das viel Arbeit oder man kann Probleme die man vorher umständlich gelöst hat beim nächsten mal viel eleganter lösen.

Klar gibt es auch Tage mit Routinearbeit und nervigen Kunden, die den ganzen Tag lang anrufen aufgrund von Bedienerfehlern. Oder Aufgaben die schlicht Fleißarbeit sind aber einem geistig nix abverlangen.

Generell entwickelt sich der IT Bereich aber schneller als die meisten anderen Bereiche und overall hat man mehr Abwechslung. Ansonsten kommt es sicherlich auch noch drauf an wie spezialisiert man ist. In einem Startup oder KMU ist man eben Mädchen für alles und hat auch von den Tätigkeiten her sehr viel Abwechslung. In einem großen Unternehmen ist man wohl eher in einer Fachabteilung und springt nicht groß zwischen Bereichen hin und her.

Hobbyprojekte machen mir persönlich meist auch mehr Spaß, einfach weil man über den Tellerrand schauen kann, sich neue Technologien anschauen kann usw. Das der Arbeitgeber nicht auf jeden Zug aufspringt und seine Software komplett umstellt ist klar. So hat man in dem Bereich oft relativ große Projekte mit alter Software, was man natürlich auch als langweilig empfinden kann.

Hat aber wieder alles nix mit dem Programmieren zutun. Der Freelancer hätte das Problem z.B. nicht.

Soweit meine Sicht und das obwohl ich mich auch ziemlich langweile aber eben aus den oben genannten Gründen, nicht weil das Programmieren langweilig wäre.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Softwareentwickler/Projektleiter seit 2012

deinFragebaer  03.11.2022, 21:42

und wie viel prozent der zeit machen die fließbandarbeit aus, weil das wäre ja ein grund das nicht zu studieren

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apachy  04.11.2022, 06:50
@deinFragebaer

Das lässt sich glaube ich schwer einteilen, das kommt immer wellenartig, zumindest bei uns im Projektgeschäft bezogen auf einen Kunden. Das könnte Beispielsweise so aussehen:

Erst einmal die Planung. Je nach Laden gibt es dafür dedizierte Projektleiter. Bei uns machen das einige der Entwickler quasi nebenbei. Bedeutet Lastenheft durcharbeiten, Grundgerüst des Pflichtenhefts erstellen. Dann über Monate verteilt immer wieder Pflichtenheftgespräche beim Kunden. Dort dann meist ein paar leitende Angestellte, Leitstandspersonal, Leute von der IT des Kunden, ggf. noch andere Gewerke usw. Nach den Gesprächen immer Protokolle schreiben, Pflichtenheft ergänzen etc. pp.

Dann kommt irgendwann die technische Umsetzung. Da ist auch erstmal ein wenig Infrastruktur. Der Kunde muss den Server stellen und den Fernzugang. Dann gibt es nerviges hin und her bzgl. Sicherheit, Portfreigaben etc. pp. und es vergeht erst einmal eine ganze Zeit bis das passt.

Nebenbei beginnt dann die Entwicklung bei uns im Haus. Da gibt es dann spannende Probleme und viel Programmierung. Aber eben auch Fleißarbeiten. Wir machen Lagerverwaltung und ich sag mal sowas wie ein Prozess der Host-Daten rüber holt und ummappt ist nur stumpfes übertragen. Auch sowas wie eine Fördertechnik im System anlegen mit paar hundert Plätzen ist Fleißarbeit oder eine Matrix, wohin jeder Förderer fördern kann oder die Visualisierung des Ganzen usw. Da gibt es also durchaus auch ein paar Wochen Arbeit die ein dressierter Affe ausführen könnte.

Danach geht es zum Kunden Vorort für die Inbetriebnahme und Schulungen mit anschließender Produktivbegleitung. Das dann auch je nach Projektgröße. Da gibt es Sachen die nur 1-2 Wochen gehen aber auch mal Sachen die sich 2-3 Monate ziehen.

In der Phase wird es dann meist stressig. Der Kunde brauch das System und muss es stark belasten aber es kommen auch gerade dann noch Fehler oder Fehlplanungen zum Vorschein, die dann quasi zeitnah am offenen Herzen angepasst werden müssen.

Anschließend gibt es eben weiterhin Remote Support, was sich gerade die ersten zwei Monate sehr häuft und dann langsam abflacht. Nebenbei gibt es dann hier und da Erweiterungen. Meiste Remote, je nach Umfang dann doch mal wieder mit Inbetriebnahme und co.

Zu all dem haste natürlich viele Absprachen, ob im Team, mit dem Kunden, mit anderen Gewerken, ob wegen Erweiterungen, der Umsetzung vorweg oder Fehlerfällen.

Das dann bezogen auf ein Projekt. Natürlich hat man schon viele Projekte gemacht von denen Support und Erweiterungen dann parallel weiterlaufen zu neuen Projekten usw.

Von all den ab, "Programmieren" studiert man nicht. Das was am nächsten an der Tätigkeit rankommt ist wohl die Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung. Sicher studieren viele stattdessen, auch weil es ein höheres Einstiegsgehalt bietet usw.

Am Ende ist das aber ein wenig so als studierst du Chemie um Barkeeper zu werden. Das eine ist eine Wissenschaft, das andere eine praktische Tätigkeit. Das macht dich nicht unbedingt zu einem guten Barkeeper, auch wenn du weißt warum welche Stoffe wie zusammen wie reagieren, ihre Geschmäcker oder Farben bilden.

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Also programmieren habe ich noch nie als langweilig empfunden. Das hineinklopfen des Codes ist dabei ja nur einer der letzten Schritte. Im Vorfeld geht es ja um Problemanalysen und Fragen der Machbarkeit etc. Das ist aber bei jeder Aufgabe anderes. Und dann natürlich noch die spannenden Testläufe. Weil ein Programm, dass von Anhieb an fehlerfrei läuft, ist sicherlich falsch programmiert.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Mich langweilt es nicht. Du kannst die Sprache, aber die zu lösende Probleme sind nicht immer die gleichen. Da steht man immer wieder vor neuen Problemen und bereits bekanntes versucht man immer noch besser zu machen. Der Beruf ist geistig immer fordernd. Man schüttelt sich nicht alles aus dem Ärmel, nur weil man die Sprache kann. Das lernen einer Sprache ist in meinem Beruf das kleinste Problem. Designen, komplexe Zusammenhänge verstehen und in Code gießen, die Übersicht in grossen Projekten behalten, vor allem, wenn man selbige leitet, dass ist ein Problem. Zu verstehen, was der Kunde braucht. Der wird dir alles mögliche erzählen. Widersprüchliches zu erkennen und aus den Anforderungen eine technisch umsetzbare Spezifikation formen, dass fordert. Was Sinn und Unsinn ist, musst du erkennen. Setzt du 1:1 das um, was der Kunde über den Zaun wirft, wirst du nie eine funktionierende Anwendung bekommen.

Alles wird irgendwann langweilig, wenn es zur Routine wird.

Das schöne ist halt, wenn man einmal vernünftig eine Programmiersprache beherrscht, kann man seiner Fantasie freien Lauf lassen und sein Leben oftmals vereinfachen, zb. in Bezug auf die Schule.

Das ist so wie bei einem Künstler: Wenn man den Dreh raus hat und zeichnen kann, kann man immer wieder mit neuen Ideen aufkommen und neues erschaffen, was es zuvor nie gab.

Wichtig ist nur, dass man sich immer fortbildet und viele verschiedene Programme entwickelt, anstatt nur an einem zu hängen. Das ist glaube ich das, was dir gesagt wurde, weil die Person nicht frei programmieren kann, was sie möchte, sondern eine bestimmte Aufgabe übernimmt.