Lügen und Herausreden aus Angst vor Fehlern und Zurückweisung?

4 Antworten

Neulich sollte ich einige Dokumente einscannen, sortieren und abspeichern. Da es nicht dringend war, sondern nur, um die Dokumente abzuspeichern, falls sie einmal wieder gebraucht werden sollten, begann ich das zu erledigen, aber tat nebenbei auch andere Dinge wie Emails checken, etc., machte mir also keinen Stress. Mein Kollege fragte dann plötzlich, ob ich schon alles eingescannt habe, was ich, obwohl es nicht so war, bejahte, weil ich eigentlich den ganzen Tag dafür Zeit gehabt habe. Ich hab dann die fertigen Dokumente auf unserer Cloud gespeichert und gesagt, dass ich alles gespeichert habe, aber meine Cloud wieder mal ewig synchronisiert und mir nicht alle Dateien anzeigt (wir haben wirklich immer wieder extreme Probleme mit der Synchronisierung und dass nicht alle die gespeicherten Dateien sehen können) und ich ihm dann Bescheid gebe, wenn alles bei mir fertig geladen hat und er die Änderungen auch sehen sollte. Hab dann noch schnell den Rest fertig gemacht und abgespeichert und gemeint, dass es bei mir jetzt fertig synchronisiert hat und er auch Zugriff haben sollte.

Jetzt fühle ich mich total schlecht und frage mich, warum ich nicht gesagt habe, dass ich noch nicht fertig bin oder keine Zeit dafür hatte, statt mir da so eine Lügengeschichte auszudenken. Ich hab mich einfach nicht getraut zuzugeben, dass ich keine Motivation dafür hatte und herumgetrödelt habe, da ich generell immer das Gefühl hatte, dass mich der Kollege nicht sonderlich mag. Was sich erst neulich als völliger Unsinn herausgestellt hat. Ich habe erfahren, dass er eigentlich eine sehr hohe Meinung von mir hat und mich total gern hat. Total unbegründet also.

Und so geht es mir ständig, dass ich mich bei kleinen Fehlern versuche irgendwie rauszureden oder irgendwelche Geschichten zu erfinden aus Angst, dass ich bei Arbeitskollegen dann unten durch bin und sie denken, ich kann meine Aufgaben nicht richtig erledigen.

Geht es noch jemandem so? Bin ich einfach ein total schlechter, verlogener Mensch?

Wenn Du schon fragst, ob Du ein schlechter, verlogener Mensch bist, würde ich sagen: Keineswegs. Denn die Fragestellung impliziert bereits eine Sorge, dass es so sein könnte.

Dennoch: Du lügst bei Kleinigkeiten und fühlst Dich dann schlecht. Diese Reue ist im Grunde positiv, da es zeigt, dass Du Dir bewusst darüber bist, wie es besser geht. Das ist sehr wichtig. Andere bemerken sich selbst in diesem Punkt nicht bzw. die Selbstwahrnehmung fehlt. Da Du aber scheinbar nicht entsprechend handelst, sondern weiterhin so "bist", liegt der Verdacht tatsächlich nahe, dass Du einfach Angst vor Zurückweisung hast. Wobei Du SELBST diesen Zurückweisungen entgehen könntest.

Mit Spekulationen kommen wir nicht weiter, aber ich frage einfach mal: Kann es sein, dass Du einfach generell unzufrieden bist?

Abgesehen davon halte ich Dich jetzt vom Bauchgefühl für einen tollen, sensiblen Menschen. Ein Mensch, der sich einfach SELBST etwas besser kennenlernen sollte und sich so akzeptieren sollte, wie er ist. So 08/15 das jetzt auch klingt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

muellc 
Beitragsersteller
 14.10.2019, 10:35

Danke für deine Antwort!

Ja, da hast du denke ich recht. Ich bin grundsätzlich ein eher pessimistischer Mensch, der sich durch Kleinigkeiten und Rückschläge sehr schnell verunsichern lässt.

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Curatio  14.10.2019, 10:44
@muellc

Die Wurzel Deiner Unsicherheit sollte mal freigelegt werden. Sind Dir Erinnerungen bekannt, dass etwas - was auch immer - in Deiner Kindheit passiert ist, was Dir dieses Trauma beschert hat?
Ja, Trauma. Ein Trauma muss nicht immer ein dicker Brocken sein. Ein Trauma kann auch ein unspektakuläres Ereignis sein, welches für andere belanglos ist, für den "Empfänger" allerdings so schlimm sein kann, dass man es verschließt..

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muellc 
Beitragsersteller
 14.10.2019, 10:56
@Curatio

Ja, meine Kindheit war insgesamt von sehr viel Unsicherheit geprägt. Mein Vater ist ein sehr ungeduldiger Mensch, der schnell laut wird und nur seine Meinung akzeptiert. Er wollte mir auch immer seine Meinungen, Hobbys usw. aufzwingen, weil, wenn ihm etwas gefällt, muss es ja für alle anderen auch toll sein.

Auch Aussagen wie "Sie kann einfach nichts."und "Aus ihr wird nie was werden." konnte ich mir schon "anhören". "Anhören", weil er das alles immer hinter meinem Rücken zu meiner Mutter sagte und ich es gehört habe.

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Curatio  14.10.2019, 11:11
@muellc

Hmm.... dann kannst Du Dir als Punkt 1 klar machen, dass DU (!!!) nicht so bist. Du wurdest von Außen so "gemacht". Jetzt denkst Du vielleicht "Alter, das weiß ich auch selbst", aber mache es Dir RICHTIG KLAR. Das ist ein Prozess, der ein paar Tage dauern kann, aber konfrontiere Dich immer wieder mit diesem Fakt!!!!! Du BIST NICHT so!
Da das sehr ins Persönliche geht, kannst Du mir eine Freundschaftsanfrage schicken und wir schreiben dann privat weiter.

Wenn Du es möchtest, versteht sich.

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Du weißt, dass du Fehler machst, aber du hast nicht den A... in der Hose, dazu zu stehen und nicht die Disziplin, etwas zu ändern.

Kein Wunder, dass du dich schlecht fühlst, deine Ausflüchte und Erklärungsversuche machen es nur noch schlimmer. Und damit meine ich auch die "Ich bin ja so unsicher!"-Nummer. Sicherheit erwirbt man nicht, indem man um Verständnis bettelt, sondern indem man sich der Realität stellt, auch wenn es schwer ist.

Viel Erfolg dabei!

Meiner Meinung nach war es sehr unklug, den alten Job aufzugeben, vielleicht hast du im neuen den Stress, den du dir immer gewünscht hast und wirst plötzlich damit nicht fertig. Gerade dein lockerer Arbeitstag sollte Anspron sein, an dir selbst zu arbeiten, anstatt die Zeit ungenutzt vergehen zu lassen.

Bist du bei einer Behörde, oder wer kann es sich heutzutage noch leisten, Mitarbeitern zu wenig Arbeit zu geben?

Lügen ist natürlich dumm, weil es Vertrauen zerstört. Mach es einfach nicht mehr, ab sofort!


muellc 
Beitragsersteller
 14.10.2019, 10:30

Nein, ich arbeite in einem technischen Büro, habe aber eigentlich eine andere Ausbildung. Deshalb hieß es, dass wir alles mal langsam angehen und ich nach und nach immer mehr Aufgaben bekomme. Dem war nicht so, weshalb ich immer wieder darum kämpfe, Aufgaben übernehmen zu dürfen, aber dann immer mit Kopieraufgaben, Listenschreiben und dergleichen abgespeist werde, obwohl das nichts mit dem eigentlichen Job zu tun hat.

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