Lohnt sich der Bachelor in Chemie wirklich gar nicht?

5 Antworten

Der Bachelorabschluss in Chemie ist kaum mehr wert als das Papier auf dem er gedruckt ist. Wenn du erst Laborant gelernt hast, kannst du dir den Bachelor ohne anschliessenden Master sparen, denn der verschafft dir in der Chemiebranche keine weiteren Vorteile. Für die Industrie bist du mit Bachelor nicht interessanter. Wenn die Leute für die Forschung brauchen, suchen sie Leute mit Know-How, eben Masterabsolventen und Promovierte. Ebenso wirst du keinen Angestellten in den Arbeitskreisen der Professoren finden, der nach dem Bachelor freiwillig aufgehört hat. Für die einfachen Aufgaben wie Lösungen ansetzen, Messungen durchführen etc. sind die Laboranten da. Wenn ein Student den Bachelor hat, dann hat er sich aus der Sicht des Professors für solch einfache Aufgaben qualifiziert. Das ist toll um sich etwas Geld dazuzuverdienen, aber mehr auch nicht. Ein Student der noch im Bachelor ist und keine Laborantenausbildung hat, kriegt so eine Stelle nicht (eigene Erfahrung). Ich vermute, dass das in den Firmen ähnlich aussieht. Für die Laborantenausbildung reicht ein Realschluss und dementsprechend ist das Gehalt. Wenn es dich erfüllt blind Anweisungen zu befolgen, solange du mit Chemikalien arbeiten kannst, dann bist du mit der Laborantenausbildung eigentlich schon bedient. Daher machen alle Bachelor-Chemiker die in der Richtung bleiben möchten mit dem Studium weiter. Man will an der Entwicklung neuer Substanzen, interessanter Werk- oder Wirkstoffen wirklich beteiligt sein, also auch selber mal ein Forschungsprojekt oder Prozess aktiv leiten und nicht nur ausführende Hand sein. Mit dem Bachelor/Laborant oder beidem wird das keine Wirklichkeit. Als Laborant/Bachelor bist du nur eine Hilfskraft. Ob du als Bachelor mehr Geld kriegst bezweifel ich, denn finanziell gesehen erfüllt ein Laborant deinen Aufgabenbereich aber dem kann man auf jeden Fall weniger bezahlen. Da du ein Abitur hast würde ich dir vorschlagen einfach mal Chemie zu studieren, dann wirst du sehen ob dir das liegt oder nicht. Mir selber hätten Praktika etc zum Schnuppern im Endeffekt nichts gebracht. Den Bachelor habe ich in Regelstudienzeit mit gesamtnote 2,4 bestanden. Klar gabs viele die besser waren, aber andererseits habe ich mich gegen über die Hälfte der Studenten, die mit mir angefangen haben durchgesetzt. Die haben abgebrochen. Jetzt im Master bin ich allerdings gescheitert. Da hätte ich noch soviel Schnuppern können. So eine Entwicklung hätte ich dadurch auch nicht absehen können.

Hallo 17Julia98,

In der Tat ist es so, dass ein erheblicher Großteil der Bachelor-Absolventen in der Chemie anschließend einen Master-Abschluss anstreben und davon wiederum ein Großteil promoviert (ca. 95% an unserer Uni). 

Das liegt daran, dass der Bachelor letzendlich nichts weiter als das "Vordiplom" ist und man sich im Bachelor kaum spezialisieren kann. Außerdem hat man im Bachelor gerade mal 2 Semester lang studiert, die ersten 4 Semester umfassen das Grundstudium und legen die Grundlage für das Verständnis des eigentlichen Studiums.

Daher wird ein Bachelorabsolvent selten höher eingestellt als ein ausgelernter Laborant.  Und da kann ich aus Erfahrung sprechen, denn auch ich hatte vor meinem Studium geplant eine Laborantenausbildung zu machen, habe diese aber nicht ageschlossen. Es klingt nach einem guten Plan und das ist es sicher auch, aber es gibt große Unterschiede zwischen einer Ausbildung und einem Studium und keines von beidem kann man mit der Schule vergleichen. Was dir besser liegt wirst du sicher noch heraus finden, doch sei dir bewusst, dass sich Pläne schnell ändern können, wenn man merkt, dass man das falsche tut ;-)

Eine Kombination aus Studium und Ausbildung ist nochmal ein wenig anders. Du hast einen Beruf erlernt und bildest dich auf diesem weiter. Das wird nicht nur durch den Chef häufig unterstützt, sondern du kannst dir auch verschiedene Praktika anrechnen lassen. Ich denke hier steigen die Verdienstmöglichkeiten in jedem Fall.

Am besten schaust du dir im Vorfeld sowohl den Beruf des Laboranten als auch den Studiengang Chemie an, versuchst möglichst viele Praktika mitzunehmen und dann entscheidest du dich welchen Weg du (zunächst) gehen möchstest. Ob es das richtige ist merkt man recht schnell und nach einem Jahr ist auch noch nicht all zu viel verloren, wenn man sich doch anders entscheidet. Und mach dir mal wegen des Alters keine Sorgen - es gibt viele Studenten wie auch Azubis, die mehrfach ihren Studiengang/Beruf gewechselt haben ehe sie es zu einem Abschluss bringen. Mit dem Alter kommt die Erfahrung und Erfahrung ist bei Unternehmen immer gefragt, deine Chancen auf einen Job sinken während der Ausbildungszeit sicherlich nicht und mit einem Dr. in der Chemie verdienst du auch genug um die Zeit auszugleichen, in der du nichts verdient hast ;-)

Die Stimmung ist wie schlechter, als die tatsächliche Lage. Mit Dem Bachelor hat man gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt und als Chemiker kann man ist fast jeder Brache arbeiten. Heute geht kaum noch was ohne Chemie


TorO0o  09.10.2016, 15:07

So ein Quatsch. Ein Chemie-Bachelor ist auf dem Arbeitsmarkt in der Tat kaum etwas wert. Erstens aus den genannten Gründen, und zweitens, weil der Arbeitsmarkt für Chemiker, vor allem promovierte, sowieso schon vollkommen überlaufen ist. Ich arbeite in der chemischen Industrie und kenne keinen einzigen Chemie-Bachelor.

Ich kenne so viele Chemiker, die nach der Promotion jahrelang arbeitslos waren oder noch sind, oder froh waren, am anderen Ende der Republik eine mies bezahlte Laborantenstelle zu bekommen - da ist für einen Bachelor erst recht nichts zu holen.

Das hat vor allem bildungspolitische Gründe. Die Anforderungen im Chemiestudium wurden seit 2008 schrittweise massiv gesenkt, die Absolventenraten schnellten in die Höhe, und nun ist der Arbeitsmarkt übersättigt mit halbqualifizierten Chemikern, die es früher nicht bis zum Vordiplom gepackt hätten, aus gutem Grund.

Was ich damit sagen will: Studie Chemie, es ist ein tolles Fach mit vielen Möglichkeiten. Aber du musst dafür brennen und bereit sein, vieles Andere hinten an zu stellen (es bleibt trotz allem einer der aufwändigsten und schwierigsten Studiengänge), und dass man als Dr. hinterher auf jeden Fall so fett abkassiert, dass man alle Jahre wieder rein holt - das ist sicher nicht garantiert, reich werden geht anders leichter.

Mit einem 1er-Abi würdest du dich in einer Laborantenausbildung vermutlich zu Tode langweilen.

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Ich arbeite in der chemischen Großindustrie und da ist es tatsächlich wie von dir beschrieben. Die Chemiker, die wir anstellen und die in anderen großen Unternehmen arbeiten haben allesamt eine Promotion.

Ich denke man findet als Bachelor etwas, aber das wird in KMUs sein, die dann eher etwas Richtung Laborant suchen und auch nur wenig mehr bezahlen.

Ich finde die Idee von superfisch1 nicht schlecht, überleg dir doch das Chemieingenieurwesen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Promovierter Chemie-Ingenieur

Die Chemiker die ich kenne haben allesamt promoviert. Ich habe von meinem Lehrmeister gehört, dass in Chemie eine Promotion fast selbstverständlich ist. Du könntest sonst aber auch Chemieingenieurwesen studieren da reicht glaube ich auch der Bachelor.