Langhaarmeerschweinchen wird zu Skinny Pig - Hilfe?

Kahle Seite vom Bauch - (Haut, Tierarzt, Meerschweinchen) Beginn von kahlen Stellen am Rücken - (Haut, Tierarzt, Meerschweinchen)

4 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo Fantasiewelt,

Ergänzung zu meiner anderen Antwort: Ich habe in dem Buch "Leitsymptome bei Meerschweinchen, Chinchilla und Degu" von Ewringmann/ Glöckner Verschiedenes zu Ovarialzysten nachgelesen, Zitate kursiv:

Da Du nichts davon geschrieben hast, dass Fussel an beiden Flanken große Ausbuchtungen hast, handelt es sich vermutlich um:

kleine, hormonell aktive Zysten führen über anhaltend hohe Östrogenspiegel zu Alopezie und Suppression des Knochenmarks

Alopezie = Kahlheit
Suppression...= Aussetzen der normalen Blutbildung im Knochenmark --> Schwächung des Immunsystems.

Meine Schweinchen hatten im Gegensatz dazu große sowie aktive Zysten mit Organverdrängung, Abmagerung, Atemnot, Kahlheit. Da die Zysten riesengroß und prall gefüllt waren, hat der TA einfach drauflos punktiert (allein auf einer Seite 40ml abgesaugt), ohne die hierfür notwendigen Maßnahmen zu berücksichtigen. Das Schweinchen war hinterher total fertig, hat aus der Scheide geblutet und ist zwei Tage später an Kreislauf-/ Organversagen gestorben. Meine beiden Folge-Tierärzte lehnen Punktion absolut ab. In dem Buch wird Punktion als Behandlungsmöglichkeit beschrieben, allerdings: geringe Mengen, vorherige Infusionen, unter Ultraschallkontrolle.

Wenn Fussel aber sowieso keine übermäßigen Ausbuchtungen hat, gibt es doch wohl keinen Grund, auf die Idee einer Punktion zu kommen.

Meine letzten vier Tierärzte (incl. meinem jetzigen, mit dem ich sehr zufrieden bin) lehnen Hormonbehandlung wegen der Nebenwirkungen ab. In dem Buch wird allerdings auch die Hormonbehandlung als Therapie beschrieben:

HCG-Präparate (Ovogest) verabreicht werden, deren Applikation 3-mal im Abstand von 10-14 Tagen zu wiederholen ist. So wird versucht einer übermäßigen Neubildung von Zysten entgegenzuwirken.

Hierzu kann ich nichts sagen. Ich würde meinem jetzigen TA vertrauen, der keine Hormonbehandlung macht. In dem Buch steht nichts über Nebenwirkungen. Ich bin verunsichert: Vielleicht ist das Buch doch nicht so gut.

Sind die Fellverluste im weiteren Verlauf nicht mehr lokal begrenzt, so müssen durch Blutuntersuchungen vor allem Schilddrüsenerkrankungen ausgeschlossen werden. In Zweifelsfällen sind zudem Dermatomykosen durch Pilzkulturen differenzialdiagnostisch abzugrenzen. Durch eine Blutuntersuchung kann zudem überprüft werden, ob es durch den Östrogeneinfluss bereits zu einer Blutbildveränderung gekommen ist.

Ein dauerhafter Therapieerfolg ist nur durch die Kastration...möglich. Der Eingriff sollte aber nur dann durchgeführt werden, wenn ...in einem guten, narkosefähigen Allgemeinzustand befindet. Es sollte von einer OP abgesehen werden, wenn ...sehr alt ist oder an weiteren Erkrankungen leidet. Auch ansonsten gesund erscheinende Tiere mit großflächigen Fellverlusten sollten nicht sofort operiert werden. Es muss bei ihnen davon ausgegangen werden, dass durch Östrogeneinfluss bereits eine Knochenmarksdepression entstanden sein kann. Eine Narkose kann das Immunsystem weiter schwächen.

In solchen Fällen sollte zunächst eine konservative Behandlung erfolgen: ...Punktieren,... HCG. HCG, das mehrfach, jedoch mindestens 3-malig im Abstand von 10-14 Tagen appliziert wird. Wächst das Fell wieder gut nach, so kann die Behandlung unterbrochen werden. Neue Therapieintervalle werden jedoch nach unterschiedlich langen Abständen erforderlich.Soll das ...kastriert werden, so sollte HCG vor der OP zumindest 2-mal verabreicht werden, um den Östrogenspiegel ausreichend abzusenken.

Eine begleitende Behandlung mit Paramunitätsinducern kann helfen, das Immunsystem des Patienten zu stabilisieren. Sonst noch: Vitamin C zur Infektabwehr.

Dermatomykosen = Hautpilzerkrankungen
Paramunitätsinducer = Mittel zur Abwehrstärkung

Sorry für den langen Text, aber ich wollte Dir alle Informationen geben, die ich dazu finden konnte. Ich weiß nicht, was ich machen würde. Ich glaube, ich würde sie eher nicht dem OP-Risiko aussetzen. Vor allem ist eine Kastration bei einem Weibchen eine sehr große OP. Vielleicht täuscht es, aber auf dem Foto wirkt sie nicht so fit. Ich würde sie evtl. nur homöopathisch mit Ovarium Comp/ Hormeel behandeln und ihr Mittel zur Abwehrstärkung/ Vitamin C geben und sie sonst in Ruhe lassen. Es sei denn, mein TA würde mich davon überzeugen, dass sie in einem so guten Allgemeinzustand ist, dass sie doch gute Chancen hat, die große OP wegzustecken.

Alles Gute Deiner Fussel, lg Goldsuppenhuhn.


Fantasiewelt 
Beitragsersteller
 06.09.2015, 08:43

Hallo,

erstmal danke für die super Antwort, hat mir wirklich schon sehr weitergeholfen. Ich war jetzt gestern beim Tierarzt, er ist ehrlich gesagt Ratlos. Er denkt, dass sie eine sehr selten Krankheit hat, die eher bei Hunden & Katzen vorkommt. Nennt sich "Cushing". 

Dabei verlieren die Tiere alle ihre Haare und werden müde, führt jedoch nicht zum Tod und sie leiden auch nicht wirklich drunter, außer halt, dass sie ihr ganzes Fell verlieren. Man kann leider nichts gegen tun, da es bei Meerschweinchen wirklich sehr selten ist, dass sie das bekommen und daher hat man noch kein Medizin gegen entwickelt. Naja.. dann werde ich mich wohl darauf einstellen müssen, bald ein Nacktmeerschweinchen zu haben. Ich werde es ihr jedoch so schön wie möglich machen und im Winter auf immer schön warm halten :D

Danke nochmal :)

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Goldsuppenhuhn  06.09.2015, 15:47
@Fantasiewelt

Hallo Fantasiewelt,

ich habe gerade nach Cushing gegoogelt und dies kurz überflogen. Dies könnte man wohl anhand einer Blutuntersuchung nachweisen (Cortisol bzw. Glukokortikoiden). Ich kann Deinen TA nicht beurteilen, allerdings bezweifle ich das. Das liegt sicher daran, dass ich zig Tierärzte hinter mir habe. Es ist vorgekommen, dass TÄ recht selbstbewusst z. B. Diagnosen wie Leukose oder Herzinsuffizienz gestellt haben. Erst Jahre später, durch Erfahrung, Aneignen von Wissen und vor allem das Gespräch mit besseren TÄ, war klar, dass es sich um falsche Diagnosen handelte. Herzinsuffizienz kann ein normaler TA schon gar nicht feststellen, hierfür müsste er Kardiologe sein, bei Meerschweinchen fast unmöglich. Die gleichen - oft schlimmen - Erfahrungen habe ich mit Behandlungen gemacht. Als Laie ist man aber zunächst vom TA abhängig und vertraut ihm i. d. R. auch erstmal.

Ich denke, dass Fussel hormonell aktive Zysten hat. Da ich bei Fussel eine OP ablehnen würde (es geht ihr gut und die OP ist ein sehr hohes Risiko) und Hormonbehandlung und Punktion sowieso ablehnen würde, bliebe nur noch die homöopathische Behandlung, deren Wirksamkeit ohnehin nicht nachgewiesen ist. Insofern würde ich auch bei Zysten hier nicht behandeln.

Ich hätte allerdings durch Blutanalysen Folgendes abgeklärt:

  1. Schilddrüse (T4-Wert) --> Überfunktion führt zu Gewichtsverlust und Haarausfall, eine Überfunktion kann man behandeln
  2. Blutzucker --> Diabetes führt zu Gewichtsverlust
  3. Nierenwerte --> Nierenversagen führt zu Gewichtsverlust
  4. Blutbild --> Knochenmark, Leberwerte, Blutveränderungen

Dann hätte ich zur Sicherheit noch abgeklärt, ob sie nicht doch einen Hautpilz hat (Pilzkultur). Dies kann man auch behandeln. Allerdings halte ich das eher für unwahrscheinlich.

Blutabnahmen sind für die meisten TÄ sehr schwierig, für die Tiere entsprechend stressig, nur ein sehr guter TA bekommt mit viel Glück soviel Blut, dass er alles (s. o.) durch eine Blutabnahme untersuchen lassen kann. Auch eine Röntgenaufnahme oder Ultraschall würde vielleicht zur Aufklärung beitragen. Aber viel Diagnostik ist auch mit viel Stress verbunden (v. a. Ultraschall ist sehr anstrengend für die Schweine). Man kennt dann vielleicht die Ursache, behandeln kann man häufig trotzdem nicht.

Zusammengefasst: Schilddrüse und Pilz hätte ich noch abklären lassen, beim Rest kann man sowieso nichts machen (wäre nur informativ).

Fussel wird 5 und fühlt sich im Moment wohl. Es ist in Ordnung, wenn Du ihr einfach ein schönes Leben bereitest und ihr keinen Diagnose- und Behandlungsstress zumutest. Insofern ist es auch egal, ob sie nun Zysten oder Cushing hat. Ein haarloses Schweinchen hat auch noch Lebensfreude. Es ist gut, dass Du daran denkst, dass der Wärmeschutz fehlt. Wichtig fände ich, ihr etwas zur Stärkung der Immunabwehr, v. a. auch Vitamin C zu geben.

Ich wünsche Deiner Fussel noch eine lange glückliche und beschwerdefreie Zeit.

Danke für die Auszeichnung. LG Goldsuppenhuhn.

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Hallo Fantasiewelt,

bei Fellverlust kommen verschiedenste Erkrankungen in Betracht, z. B.

  1. Parasiten
  2. Ovarialzysten
  3. Schilddrüsenprobleme

Ich denke nicht, dass es sich um Parasiten handelt. Bei Parasiten würde sie sich vermutlich kratzen, wäre nervös, etc. Außerdem gehen Parasiten meistens auch auf die Partnertiere über.

Ich tippe sehr stark auf Ovarialzysten. Du schreibst, das wurde schon einmal behandelt. Wie wurde das denn behandelt? Nur durch eine OP ist das endgültig zu beheben. Hormone haben extreme Nebenwirkungen, das sollte man bedenken - daher am besten nicht verabreichen. Homöopathisch kann man die Zysten mit Ovarium Comp und Hormeel behandeln, das kann helfen, ein Erfolg ist aber nicht garantiert. So ziemlich das Schlimmste und Gefährlichste, was man machen kann, ist das Punktieren (Absaugen der Flüssigkeit aus der Zyste). Mit Hormonen habe ich keine Erfahrung, wohl aber mit homöopathischer Behandlung und leider mit Punktieren.

Ovarialzysten können durchaus mit einer Gewichtsabnahme einhergehen. Häufig nimmt aber das Tier noch nicht einmal ab, weil gleichzeitig die Zysten wachsen. Es kann passieren, dass man zum Schluss ein normalgewichtiges Schweinchen vor sich hat, das aber nur noch aus Haut und Knochen und Umfangsvermehrung besteht. Ich denke übrigens nicht, dass die verlorenen Haare 10g wiegen. Durch Ovarialzysten kann eine fast vollständige Nacktheit (mit Ausnahme des vorderen Kopfes) entstehen.

Eine Störung der Schilddrüse kann durch eine Blutuntersuchung (Bestimmung des T4-Wertes) festgestellt werden. Hierzu wird aus der Hinterbeinvene Blut entnommen (oftmals sehr schwierig).

Ich hoffe, dass Deine Fussel nichts Schlimmes hat und ihr geholfen werden kann.

LG Goldsuppenhuhn.


Fantasiewelt 
Beitragsersteller
 04.09.2015, 20:53

Sie hat nur eine Spritze damals für die Zysten bekommen.. nichts weiter o:

Danke für die Antwort, hilft mir schon sehr weiter! :)

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Es kann verschiedene Gründe haben, dass sie ihr Fell verliert: Stress im Rudel, aber auch das Alter spielt eine Rolle. Oder sie hat Milben oder eine Pilzerkrankung. Gut, dass du einen Termin beim Tierarzt hast, der kann ihr sicher helfen.

Vielleicht Haarlinge. Zum Tierarzt auf jeden Fall


Fantasiewelt 
Beitragsersteller
 04.09.2015, 18:20

Kann es kaum sein, da man wie ich gesagt habe, man nichts im Fell findet, selbst wenn man ganz tief reingeht findest man nichts weißes, schwarzes, etc :/

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