Lange Arbeitslosigkeit, wie den Lebenslauf gestalten und wie erklären?
Hallo zusammen,
ich helfe meiner Schwester bei ihren Bewerbungen, leider ist meine Schwester schon 4 Jahre arbeitslos, sie hat auch noch keine Ausbildung, sie war vor 4 Jahren mal für 12 Monate bei der Bundeswehr, hatte vorher nur wenige Minijobs.
In den letzten 4 Jahren hat sie nichts gemacht, hin und wieder mal eine Bewerbung abgeschickt, aber immer Absagen erhalten, leider ist außerdem ihr Abschluss nicht sehr gut.
Nun helfe ich ihr, einen Ausbildungsplatz zu bekommen, mittlerweile ist sie deutlich motivierter, sie strengt sich wirklich an, leider ohne Erfolg. Einmal wurde sie eingeladen, aber das Vorstellungsgespräch lief alles andere als super, der Arbeitgeber war wegen ihrer langen Arbeitslosigkeit stutzig und hatte deshalb einige Fragen dazu gestellt, die sie nicht gerade positiv beantworten konnte, sie auch sehr einschüchterte und verunsicherte. Sie hat ja auch kaum Erfahrung, da sie bisher nur wenige Vorstellungsgespräche hatte.
Sie war faul, ja. Sie kam auch nicht in die Gänge, gleichzeitig hatte sie zwei Therapien. Ich bin selbst überfragt, wie man dies so erklären soll, dass man nicht gleich die nächste Absage erhält.
Wie würdet ihr vorgehen? Die Chancen stehen nicht gerade gut, sie würde wirklich gerne die Chance bekommen, sich beweisen zu können, zeigen zu können, dass sie es doch gut kann, ich glaube es ihr auch und ich denke, dass sie es gut hinkriegen würde, doch gestaltet sich das schwieriger als gedacht.
Wie erklärt man so etwas im Gespräch? Vorallem, wie füllt man diese Lücken im Lebenslauf?
7 Antworten
Sie ist ja nicht im üblichen Sinne, wie es der Leser allgemein versteht, arbeitslos, da sie ja auch keine Leistungen erhält, weil sie ja noch gar nicht sozialversicherungspflichtig gearbeitet hat - sie hat noch keine Ausbildung absolviert.
In diesem Fall sollte man "ausbildungssuchend" schreiben.
Hier empfiehlt sich aber eine Einstiegsqualifizierung (EQ) - die Voraussetzungen dürften erfüllt sein - umgehend mit der Arbeitsagentur (Jobcenter) sprechen.
Hier Infos:
https://www.ihk.de/themen/ausbildung/einstiegsqualifizierung
In den 4 Jahren hätte sie als Aushilfe arbeiten können, sie hätten Minijobs suchen und erledigen können, das wissen auch die Arbeitgeber. Man kann nicht sagen "ich habe nichts gefunden", irgendetwas gibt es immer.
Sie sollte einfach ehrlich sein, ich war mal in der gleichen Situation, bloß war ich schon 6 Jahre arbeitslos, ohne Ausbildung.
Als ich eingeladen wurde, hatte ich ehrlich zugegeben, dass es mir schwer gefallen war, aus diesem Kreislauf wieder herauszufinden, wieder in die Gänge zu kommen, ich erklärte sogar, dass ich keine Hoffnungen mehr hatte, weil ich viele Absagen erhielt, deshalb vieles schleifen ließ. So war es wirklich.
Klang nicht rosig, aber es war ehrlich und der Arbeitgeber hatte dies verstanden.
Diese Leute sind nicht blöd, herausreden gibt kein gutes Bild ab, lieber ehrlich und direkt sein, so hat man bessere Chancen, als sich durch Ausreden lächerlich und unglaubwürdig zu machen.
Wenn sie schon einladen, dann ist die größte Hürde schonmal geschafft, der Arbeitgeber sieht in dem Moment von den großen Lücken im Lebenslauf ab, er gibt diese Chance, ab da heißt es nurnoch: Ehrlich sein!
Ich hatte dann auch angeboten, dass ich zuerst ein Praktikum machen könnte, um mich beweisen zu können.
Es war ein langes Gespräch, ich wir haben viel geredet, meine Ehrlichkeit hatte mir aber geholfen. Ich habe gezeigt, dass ich diese Ausbildung wirklich machen will und ich bekam diese Chance.
Immer dran bleiben und nicht aufgeben, es ist nicht hoffnungslos. Ja, es ist nicht angenehm, aber da muss sie durch, irgendwann wird sie Glück haben.
Erstmal generelles:
- Je nachdem welchen Abschluss sie hat wäre ggf Schule hier nen Weg eine Positive Station mit Beweiskraft für den Sinneswandel in den Lebenslauf zu bekommen.
- Das selbe auch mit Praktika, die wiederrum ggf auch in einer Ausbildung enden können
- Das selbe mit irgend einer Hilfstätigkeit
Eins von denen würde ich nebenher anpeilen einfach damit die Lücke im Lebenslauf nicht länger wird.
Das kann alles beendet oder abgebrochen werden wenn die Ausbildung da ist aber "aktuell arbeite ich bei abc als def" oder "Aktuell mache ich ein Praktikum als abc in def" sind da positiver zu bewerten als "aktuell bewerbe ich mich".
Und zumindest Arbeit und Praktika können ab jetzt begonnen werden und überbrücken die Zeit bis zum neuen Ausbildugsjahr.
Zum Lebenslauf und Gespräch:
Bitte in keinem Fall Lügen oder was erfinden wie z.b. ne Pflegebedürftige Mutter.
Aber, wenn man ohne Lügen eine Tatsächliche Station größer wirken lassen kann als sie war z.B. ne Mehrtägige Schulung statt 3.-6. August 2019 mit August 2019 ist das ne Option die Lücke optisch kleiner wirken zu lassen.
Formulierungen können auch helfen und sollen vorher überlegt werden. Es ist damit zu rechnen das Fragen kommen, die sollten sie nicht aus dem Konzept werfen. "Ich hatte halt keinen Bock" klingt z.b. nach "hab ich immer noch nicht". Das wäre aber kein Eindruck den man vermitteln will.
Therapien sind ein zweischneidiges Schwert, einerseits können die als Wendepunkt und als verkürzung der Arbeitslosenzeiten genutzt werden (man macht da ja was nachweisbares), andererseits haften dem Wort immer noch Negative Vorurteile z.b. bzgl. Belastbarkeit mit.
Wenn die erfolgreich abgeschlossen sind würde ich versuchen die positiv zu nutzen.
Eine Lücke von 4 oder 6 Monaten kann man kaschieren und den Lebenslauf etwas „frisieren“. Was aber gar nicht geht ist, dass man 4 Jahre kaschiert. Jeder Erklärungsversuch wird scheitern, da ist es besser, ehrlich zu bleiben und zu seinen Fehlern zu stehen. Lügen fliegen früher oder später auf, das sollte man sein lassen.
Nichts kaschieren. Ehrlichkeit ist entwaffnend. Man muss zu seinen Jugendsünden stehen und Motivation zeigen, dass man in dieser Zeit gereift und nun gerne Vollgas geben möchte.
Beschönigungen oder es ging mir nicht gut, sind hinderlich. Dann lieber ich hatte meine Sturm und Drang Jahre. Aber nun weiss ich was ich möchte.