Land-Seewind System bei Nacht oder Tag stärker?
Ich persönlich denke es ist am Tag stärker, ich hab jedoch keine Begründung..... Wie ist es denn nun?
1 Antwort
n der Nordsee kann man häufig die "frische Brise" genießen, während die
Münchner über Kopfschmerzen bei Föhn klagen. Sowohl die "frische Brise"
als auch der Föhn sind regionale Winde, also Luftströmungen, die nur in
bestimmten Gegenden auftreten. Bei den regionalen Windsystemen
unterscheidet man zwischen tagesperiodischen Winden, deren Richtung sich
im Laufe des Tages ändert, und synoptischen Winden, die von der
Großwetterlage abhängig sind.
Tagesperiodische Windsysteme – Land-See-Windsystem
Bei diesen Windsystemen ändert der Wind
während eines Tages seine Richtung. So weht beispielsweise beim
Land-See-Windsystem am Tag ein Seewind (vom Meer zum Land) und in der
Nacht ein Landwind (vom Land zum Meer).
Am Tag erwärmt die
Sonnenstrahlung die Erdoberfläche. Dabei erhitzt sich das Land aber
stärker als das Wasser. Die Luft über dem Land wird ebenfalls wärmer. Da
sich warme Luft aufgrund der geringeren Dichte stärker ausdehnt als
kalte, steigt die Warmluft über dem Land auf. Dadurch sinkt am Boden der
Luftdruck – es entsteht ein Tiefdruckgebiet. Da sich über dem Meer die
Luft kaum erwärmt, steigt sie nicht auf. Der Luftdruck bleibt dort also
gegenüber dem Festland höher. Zwischen dem hohen Luftdruck über dem Meer
und dem tieferen Luftdruck über dem Land bildet sich nun eine
Ausgleichsströmung aus – ein Wind. Da dieser Wind vom Meer kommt, wird
er als Seewind bezeichnet. Dieser Seewind ist dann an heißen Sommertagen
als "frische Brise" zu spüren.
In der Nacht dreht sich der
Vorgang um: über dem Land befindet sich hoher Luftdruck und über dem
Meer tiefer; der Wind weht also vom Land zum Meer (Landwind). Da in der
Nacht die Sonnenstrahlung aussetzt, wird das Land nicht weiter erwärmt.
Es kühlt nun auch schnell aus, weil es eine geringere
Wärmespeicherkapazität hat. Das Meer kann mehr Wärme speichern; diese
gibt es in der Nacht nur allmählich ab. Über dem Meer ist die Luft also
wärmer als über dem Land. Die Warmluft dehnt sich aus, die Kaltluft
zieht sich zusammen und über dem Meer sinkt der Luftdruck, während er
sich über dem Land erhöht. Vom hohen Luftdruck über dem Land weht nun
der Landwind zum tiefen Luftdruck über der See. Mit zunehmender
Sonneneinstrahlung am Morgen verändern sich die Verhältnisse wieder: der
Seewind setzt ein.
Das Land-See-Windsystem kann sich an
sommerlichen Sonnentagen an der Küste bis etwa 50 km weit ins
Landesinnere ausdehnen und über 500 m mächtig werden. Die Stärke des
auflandigen Windes kann am Bodensee 18 km / h erreichen, an der Nordsee
28 km / h und am Mittelmeer 39 km / h.
Ein anderes
tagesperiodisches Windsystem ist das Berg-Tal-Windsystem. Am Morgen
werden von der aufgehenden Sonne zuerst die Berghänge bestrahlt, diese
erwärmen sich und der Luftdruck sinkt. Es weht also vom hohen Luftdruck
im Tal ein Wind die Hänge hinauf (Talwind). Am Abend kühlen die Hänge
durch die nachlassende Sonnenstrahlung schnell aus, während sich im Tal
noch die Warmluft befindet. Im Tal sinkt also durch die aufsteigende
Warmluft der Luftdruck und es weht der Bergwind vom hohen Luftdruck über
den Hängen in das Tal hinein.
Synoptische Winde
Synoptische Winde treten nur bei
bestimmten Wetterlagen auf. So gibt es beispielsweise auf der
Alpennordseite Föhn, wenn das Gebirge von Süden von einer Luftmasse
überströmt wird.
Der Föhn ist wie der Mistral und die Bora ein
besonderer synoptischer Wind – ein Fallwind. Fallwinde entstehen, wenn
ein Gebirge von einer Luftmasse überströmt wird. Dabei kühlt sich die
Luft beim Aufsteigen vor dem Gebirge um 0,5 °C pro 100 m ab und beim
Absinken hinter dem Gebirge erwärmt sie sich um 1 °C pro 100 m. Die
Erwärmung ist also stärker als die Abkühlung; deshalb ist der Föhn ein
warmer Fallwind. Der Mistral im Tal der Rhône in Frankreich und die Bora
an der istrischen und dalmatischen Küste in Kroatien sind jedoch kalte
Fallwinde. Obwohl sie sich beim Absinken ebenfalls erwärmen, wirken sie
kalt, da sie aus einer kalten Luftmasse stammen und in den sehr warmen
Mittelmeerraum strömen.
Der Föhn
Föhn in den Alpen (Klett)
Der Föhn ist der warme Fallwind in den
Alpen. Besonders ausgeprägt ist der Südföhn, der von Süden kommend die
Regionen nördlich der Alpen (deutsches Alpenvorland) beeinflusst. In
Oberitalien wirkt der Nordföhn, der von Norden kommt. Merkmale des
Wetters bei Föhn-Einfluss sind eine hohe Lufttemperatur, eine geringe
Luftfeuchtigkeit, in den Höhenlagen häufig sturmartige Böen und die
"Föhnfische" – linsen- oder fischförmige Wolken.
Wenn sich im Luv des Gebirges (dem Wind zugewandte Seite) hoher
Luftdruck und im Lee (abgewandte Seite) tiefer Luftdruck befindet, weht
über das Gebirge ein Wind. Dieser muss aber das Gebirge überströmen; die
Luft muss also im Luv aufsteigen. Dabei kühlt sie sich mit zunehmender
Höhe ab: zuerst trockenadiabatisch um 1 °C je 100 m. Dabei steigt die
relative Luftfeuchte. Wenn sie 100 % erreicht, ist die Luft gesättigt
und der gasförmige Wasserdampf kondensiert – es bilden sich Wolken. Beim
weiteren Aufstieg kühlt sich die Luft feuchtadiabatisch – nur noch um
ca. 0,5 bis 0,6 °C / 100 m – ab. Wenn die Luft den Gebirgskamm erreicht
hat, überströmt sie das Gebirge. Die Wolken, die dabei über die Gipfel
gelangen, werden als Föhnmauer bezeichnet. Hinter dem Gebirge sinkt die
Luft wieder ab. Dabei erwärmt sie sich bis zur Auflösung der Wolken
feuchtadiabatisch und danach trockenadiabatisch. Die Erwärmung im Lee
ist dabei stärker als die Abkühlung im Luv. Die Luft ist also nach dem
Überströmen des Gebirges wärmer. Die abströmende Luft im Lee ist der
Föhn. Die "Föhnfische" oder Altocumulus lenticularis entstehen durch die
Wellenbewegung, in welche die Luft beim Überströmen des Gebirges
versetzt wird. Dabei bilden sich in jedem Wellenberg Wolken und lösen
sich in den Wellentälern wieder auf. Dadurch sehen diese Wolken linsen-
oder fischförmig aus.
Ähnliche Windsysteme wie den Föhn gibt es
auch in den deutschen Mittelgebirgen und in anderen Gebirgen der Erde,
wie den Chinook in den Rocky Mountains oder den Leveche im Atlas.
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Quellenangaben:
Quelle: Geographie Infothek
Autor: Matthias Forkel
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2004
Seite: www.klett.de