Könnt ihr euch vorstellen das euer Leben viel schlimmer sein könnte?

4 Antworten

Egal wie schlimm es ist, es kann immer noch schlimmer werden. Trotzdem sollte man deshalb seine eigenen Probleme auch als diese ansehen und akzeptiert und nicht mit anderen vergleichen.

Ehrlich gesagt kann ich das derzeit nicht. Alles, das 'schlimmer' ist als die Vorraussetzungen, die ich grade habe, würden nur dafür sorgen, dass meine Probleme tatsächlich sichtbar werden und mir deshalb mal endlich geglaubt wird, dass es mir schlecht geht.
Meine funktionale, aber schwere Depression ist unsichtbar. Meine Migräne ist ebenso unsichtbar.
Meine Eltern haben bei mir nie körperliche Gewalt angewendet, sondern nur emotionale - was aber keine Narben hinterlässt, und was mir deshalb fast keiner glaubt.
Und meinen inneren Konflikt damit, dass ich eigentlich trans bin, aber mich dazu zwinge, weiterhin als mein bei Geburt zugewiesenes Geschlecht zu leben, sieht auch keiner.

Ich habe durchaus Tage, an denen ich mir wünsche, eine sichtbare körperliche Krankheit zu haben, oder eine Version von Depression, die sich körperlich über zb Selbstverletzung äußert. Weil ich dann nicht mehr aussehe wie ein fauler Idiot, sondern wie das, was ich bin: Ein schwerkranker Mensch.
Auch wenn ich natürlich rational gesehen weiß, dass Menschen, die sichtbarer krank sind, nicht tatsächlich mehr Toleranz erleben, gibt es diese Gedanken. Vermutlich auch eine Ausprägung meiner Depression.

Obwohl mein Leben nicht leicht ist, denke ich oft daran, dass es noch viel, viel schlimmere Schicksale gibt als meines. Da brauche ich ja nur an die jungen ukrainischen Soldaten zu denken, die jetzt an der Front sterben, und möglicherweise als Verwundete zurückgelassen werden müssen, und sterbend und unter furchtbaren Schmerzen noch dem Feind in die Hände fallen.