Kleopatra - Mord oder Selbstmord?

4 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Die gesehene Dokumentation ist vermutlich „Kleopatra – Das tödliche Geheimnis" (2008). Pat Brown, eine Profilerin aus den USA, vertritt darin die Auffassung, Kleopatra sei ermordet worden.

Der Mann, der sie nach der vorgetragenen Theorie hat ermorden lassen, war Octavian. Der spätere princeps Augustus (den Ehrentitel „Augustus“ mit der ungefähren Bedeutung „der Erhabene“ erhielt er erst 27 v. Chr.) hieß zuerst Gaius Octavius, nach der Adoption durch seinen Großonkel Gaius Iulius Caesar in seinem Testament nannte er sich Gaius Iulius Caesar. Üblicherweise wäre „Octavianus“ hinzugefügt worden, weshalb für diesen Zeitraum die Benennung Octavian oder Oktavian verwendet wird.

Die Ursache des Todes der ägyptischen Herrscherin Kleopatra VII. und der genaue Ablauf sind nicht völlig sicher. Nach der antiken Überlieferung war es eine Selbsttötung mittels Gift (Biographien wie Manfred Clauss, Kleopatra. Originalausgabe. 4., durchgesehene Auflage. München : Beck, 2010 (Beck'sche Reihe : C. H. Beck Wissen ; 2009), S. 98 – 104 und Wolfgang Schuller, Kleopatra. Königin in drei Kulturen. Rowohlt, Reinbek 2006, S. 215 – 217 sind Informationsmöglichkeiten dazu) .

Zeugen können nicht mehr befragt werden. Auch eine Leichte steht (bisher) nicht für eine Untersuchung zur Verfügung, wobei auch in diesem Fall noch die Frage wäre, ob dann überhaupt noch etwas nachweisbar wäre.

Eine durch Octavian veranlaßte Ermordung ist nur eine Hypothese. Es gibt keinen direkten Quellenbeleg, auf den sich diese Annahme stützen kann.

Kleopatra war zu dieser Zeit eine Gefangene, die von Octavians Leuten bewacht wurde. Octavian hatte also eine Gelegenheit, sie ermorden zu lassen, und auch die Macht, einen offiziellen Bericht über Kleopatra Tod verbreiten zu lassen, der eine von ihm gewünschte Version enthielt. Von dieser Feststellung bis zum Nachweis einer Ermordung in seinem Auftrag ist aber noch ein großer Schritt.

Als Beweisführung scheint ein Ausschließen aller anderen Alternativen dienen zu sollen. Nur wenige Personen hatten Zugang und von römischer Seite ist ein eigenmächtiges Vorgehen mit einer Ermordung sehr unwahrscheinlich. Wenn der Tod Mord war, ist Octavian der Hauptverdächtige als Auftraggeber. Zur Beweisführung ist aber auch erforderlich, eine Selbsttötung mit Sicherheit auszuschließen. Hier gibt es eine erhebliche Lücke. Die vielfach erzählte Version mit einem Schlangenbiß kann in der Tat mit durchschlagenen Gegenargumenten erschüttert werden. Einer Version mit Gift in einem hohlen Kamm kann entgegengehalten werden, die für einen raschen Tod benötigte ausreichende Giftmenge hätte nicht hineingepaßt. Wenn die Selbsttötung nicht auf diese Weise geschehen konnte, blieben aber noch andere Methoden, auch von der erhaltenen Überlieferung (erst einige Zeit danach geschrieben, zum Teil deutlich später) nicht erwähnte (Plutarch erzählt eine Version und erwähnt alternative Versionen des Vergiftens; er schreibt auch ein Wissen über die Wahrheit zu Kleopatra Tod gebe es nicht, was verdeutlicht, nur Vermutungen zur Methode der Tötung mittels Gift vorliegen zu haben).

Bei Octavian ist zweifelhaft, ob er ein dringendes und schwerwiegendes Motiv hatte. Um sich machtpolitisch durchzusetzen, scheute er vor Tötung (die Ausführung konnten dabei andere übernehmen) nicht zurück. Warum in diesem Fall Kleopatras Tod zu diesem Zeitpunkt von ihm für erforderlich gehalten sein sollte, ist aber nicht deutlich. Kleopatras Sohn von Gaius Iulius Caesar, Ptolemaios XV. Kaisar /Ptolemäus XV. Caesar (Beiname lateinisch Caesarion als der kleine Caesar/Caesarsohn und griechisch Καισαρίων/Kaisarion), hat Octavian kurze Zeit später hinrichten lassen, weil er als ein anderer Sohn Caesars (mit großer Wahrscheinlichkeit tatsächlich leiblicher Sohn; Octacian war Adoptivsohn Caears) für ihn störend war. Daraus folgt aber nicht, Octavian hätte deswegen vorher unter großem Druck gestanden, Kleopatra töten lassen zu müssen.

Kleopatra hat sich nach dem Tod des Marcus Antonius durch Schläge auf ihre Brüste verletzt, es kam zu Entzündungen und Fieber, sie verweigerte Essen und Trinken. Octavian übte durch Drohungen in Bezug auf ihre Kinder Druck aus, um sie davon abzubringen. Anscheinend wollte er eine lebendige Kleopatra, auch für eine Zurschaustellung als Besiegte in einem Triumphzug in Rom. In einer Unterredung mit Octavian hat Kleopatra anscheinend unter anderem versucht, für ihre Kinder die Herrschaft zu sichern, was aber keinen Erfolg hatte. Kleopatra hat den Eindruck erweckt, am Leben zu hängen, vielleicht eine absichtliche Irreführung, um nicht in dieser Hinsicht scharf überwacht zu werden.

Publius Cornelius Dolabella hat Kleopatra mitgeteilt, Octavian werde bald mit seinem Heer durch Syrien marschieren und sie würde mit ihren Kindern aus Alexandria weggeschickt (offenbar Richtung Rom).


Albrecht  04.06.2012, 06:03

Nach ihrer Persönlichkeit und der Kultur, in der sie lebte, mag Selbsttötung allgemein betrachtet (unter Absehung von besonderen Umständen) nicht naheliegend gewesen sein. In der ziemlich aussichtslosen Lage, in der sich Kleopatra befand, mangelt es aber nicht an einem Motiv.

Ihre Kinder Kleopatra Selene und Alexander Helios wurden 29 v. Chr. beim Triumphzug Octavians in Rom in schweren Ketten vorgeführt (Cassius Dio 51, 21, 8), wahrscheinlich auch Ptolemaios Philadelphos (nicht ausdrücklich erwähnt).

Strabon 17, 1, 10 gibt zu Kleopatras Tod eine Schlange oder eine Giftsalbe (φάρμακον ἐπίχριστον) als Versionen an.

Plutarch, Marcus Antonius 85 – 86, erzählt eine Version mit einem Schlangenbiß, wobei die Schlange in einem Früchtekorb unter Feigen in Kleopatras Zimmer gelang sei, erwähnt aber auch die abweichende Versionen, die Schlange habe sich in einem Wasserkrug befunden bzw. sie habe Gift in einer hohlen Haarspange bei sich getragen und diese in ihrem Haar versteckt.

Das von mir mit „Haarspange“ wiedergegebene seltene Wort κνηστίς bedeutet etwas Kratzendes, auch die Bedeutung „Schabemesser“ kommt vor. In der Dokumentation ist es offenbar mit „Kamm“ wiedergegeben.

Cassius Dio 51, 14, 1- 3 nennt als Versionen eine in einem Korb mit einem Blumengebinde hineingekommene Schlange und eine hohle Nadel (βελόνη).

Eine Schlange hätte als wechselwarmes Tier in heißen ägyptischen Sommer nicht gut regungslos irgendwo versteckt unbemerkt eingeschmuggelt werden können. Vipern scheiden unter anderem schon deshalb aus, weil die Vergiftungserscheinungen stark sichtbar gewesen wären, was aber nach der Überlieferung nicht der Fall war. Eine Uräusschlange (Naja haje), auch ägyptische Kobra genannt, wäre keine sichere und angenehme Art der Selbsttötung gewesen, sondern unsicher, lange und qualvoll. Für sofortige weitere Bisse mit tödlicher Wirkung auch an Kleopatra Dienerinnen Eirias und Charmion wäre außerdem nicht mehr ausreichend Gift vorhanden gewesen.

Christoph Schäfer, Kleopatra. Wissenschaftliche Buchgesellschaft : Darmstadt. 2006 (Gestalten der Antike), S. 241–253 untersucht Kleopatras letzte Lebenstage und Tod. Die Version eines Schlangenbisses wird von ihm abgelehnt. Er weist auf winzige, kaum bemerkbare Einstiche am Arm hin und vermutet eine Selbsttötung durch Injektion von Gift in den Arm. Kleopatra habe eine Inszenierung erfahren, mit der sie in eine göttliche Sphäre kam, da die Uräusschlange den Ägyptern als heilig galt, sie sollte die Pharaonen schützen, war eine Verkörperung der Göttin Isis, als die sich auch Kleopatra gerne darstellte und verehren ließ.

Der Althistoriker ist von der Annahme einer Injektion inzwischen abgerückt, da es keine Injektionsnadeln mit solchen Dosierungen gegeben habe. In Zusammenarbeit mit einem Toxikologen ist eine Abhandlung erschienen:

Dietrich Mebs und Christoph Schäfer, Kleopatra und der Kobrabiß – das Ende eines Mythos? In: Klio : Beiträge zur alten Geschichte Band 90 (2008), Heft 2, S. 347-359

Giftpflaster, hohle Nadel und Schlangenbiss werden als Ursachen von Kleopatraa Tod ausgeschlossen. Am wahrscheinlichsten sei eine oral eingenommene Dosis von Pflanzengiften. Kleopatra und ihre Dienerinnen hätten vermutlich einen Gifttrank aus Schierling, Opium und vielleicht noch Eisenhut zu sich genommen.

In der Reihe „Abenteuer Wissen“ erschien eine darauf beruhende Dokumentation: „Kleopatras Tod. Wie starb die letzte Pharaonin wirklich?“ (2010).

0

Keine Ahnung. Aber es gibt auch etliche "Dokumentationen" die sich mit dem Weltuntergang 2012 beschäftigen. Ich meine man sollte sie lieber "Spekulationen" nennen. Einschaltquote ist wichtiger als wissenschaftliche Hintergründe.

Welche Lücke.? Was vor 2000 Jahren ganz genau passierte,kann niemand völlig abschließend klären.Der,, Führer" hat doch angeblich auch bis zum letzten Atemzug gekämpft oder hat er sich in den Kopf geschossen?Und das ist erst 67 Jahre her.

das werden wir nicht mehr genau herausfinden