Bei mir war es vor einigen Wochen so, dass meine Deutschlehrerin es weniger problematisch findet, die ganze Stunde am Laptop zu spielen, als als Autist an der Charakteranalyse zu hapern und dennoch so gut es geht mitzumachen.
Zu mir: ich habe leichten Autismus und schaffe es nicht so gut, mich in Charaktere hineinzuversetzen / sie zu analysieren. Dies ist auch meiner NRW-Gesamtschule bekannt, seitdem ich sie seit der 5. Klasse besuche. Im Nov. 2021 wurde mir ein Nachteilsausgleich in den Fächern Deutsch, Englisch, Kunst, Philosophie (KU, PL abgewählt nach der Q1) und Sport gewährt. Für Deutsch steht, dass im Unterricht, wenn wir Analysen machen, mir die Lehrkraft zusätzlich helfen kann, wenn ich es brauche.
Das aktuelle Thema in Deutsch ist der Roman "Der Trafikant".
Nun zur Stunde am 30.08.2022: da mussten wir eine Gruppenarbeit machen, bei der wir in 3er-Gruppen 3 Lebensstationen von Franz heraussuchen mussten und in 20 Minuten einen inneren Dialog zu Schlüsselszenen der herausgesuchten Lebensstationen schreiben mussten. Zur Art, wie man einen inneren Monolog schreibt, hatte ich nur vage Erinnerungen aus der 10. Klasse, weswegen ich zusätzlich zum Hineinversetzen noch methodische Probleme hatte. Nach Versuchen, mich an die Vorgehensweise zu erinnern, meldete ich mich und bat die D-Lehrkraft um Hilfe. Sie sagte mir, dass am Ende der Bearbeitungszeit mir sowieso meine Teamkameraden dabei helfen würden, da wir es vergleichen würden.
Fast das ganze 1. Quartal begleitet/e uns noch eine Referendarin, die sich auf das Examen vorbereitet, so auch in der genannten D-Stunde am 30.08. In der Mitte der Bearbeitungszeit hatte ich ein paar Zeilen schon mit den vagen Erinnerungen über die Methodik geschrieben. Dann kam die Referendarin zu mir und ergänzte das, was ich über die Methodik über den inneren Monolog schon wusste. Dieser Anstoß half mir, den Monolog noch schnell in den übrigen Minuten zu Ende zu schreiben. Das Feedback meiner Teamkolleginnen half mir im Endeffekt besser als das Feedback der "richtigen" D-Lehrerin.
Als wir unsere Ergebnisse verglichen und noch über Folgerungen aus den Monologen diskutierten, konnte ich, weil ich kaum indirekt aus Charakteren wegen meines Autismus folgern kann, habe ich das wenige, was ich hinzufügen konnte, gesagt.
Nach der Stunde teilte ich meine Selbsteinschätzung von 11 Punkten für die Stunde der D-Lehrerin mit und sie stimmte zu. Als ich sagte, dass mein Autismus mir Charakteranalysen erschwert, meinte sie, es sei problematisch fürs Thema. Sie sagte, dass sie, weil ich mit ihr schon letztes Jahr hatte, es schon wüsste, dass ich Autismus habe.
(Teil 2 im Kommentar)