Kind mit Lernschwäche aufs Gymnasium?

15 Antworten

Ich bin auf dem Gymnasium und ich sehe, dass auch Kinder ohne Lernschwäche massive Probleme haben, die Gymnasial Empfehlung hatten. Da deine anderen Kinder ja auf dem Gymi sind, weißt du das wahrscheinlich aber schon. 

Es ist nicht Sinn und Zweck, dass Kinder den ganzen Tag lernen. Es ist meiner Meinung nach zu stressig für das Kind. 

In meinem Freundeskreis gibt es ein Mädchen, dass die gleichen Schwächen hat, wie dein Kind und sie geht zur Hauptschule und das ist für sie auch gut so. Auf dem Gymnasium wäre sie wirklich nicht richtig und so muss sie nicht übermäßig viel lernen und hat trotzdem wie jeder andere bald einen Abschluss und kann dann die Realschule nachholen. Denn sie ist ja nicht dumm, sondern braucht eben nur etwas länger beim Lernen. Aber das ist natürlich bei jedem Kind anders.

Ich würde dir nicht empfehlen, dein Kind aufs Gymnasium zu geben. Allerdings finde ich bei Kindern mit leichten Letnschwächen auch nicht, dass die Sonderschule unbedingt der richtige Ort ist. Meine Idee wäre eine Gemeinschaftsschule. Da kann dein Kind auf dem Lernniveau lernen, das es hat und es kann auch, wenn es reicht Abi machen und sonst eben nur Real- oder Hauptschulabschluss. 

Auch ich würde zu einer Gesamtschule mit gymnasialier Oberstufe tendieren, da sind alle Möglichkeiten offen. Das Kind kann im eigenen Tempo lernen und fällt nicht durch das Raster oder gerät in eine Tretmühle aus "Lernen, lernen, lernen"! Für die Persönlichkeitsentwicklung ist es sehr wichtig, dass das KIND positive Erfahrungen sammelt. Auf einem Gymnasium sehe ich das allerdings nicht so, da der Leistungsdruck zu hoch sein wird. Ich habe selbst ein Buch zur ganzheitlichen Kindererziehung geschrieben. Darin geht es um die Förderung und positiven Bekräftigung. Dann kann auch das Lernen Spass machen. heir mal der Link dazu! http://criavis.de/Ganzheitliche-Kindererziehung-durch-gezielte-Foerderung-Buch Ich wünsche gute Nerven bei der Entscheidungsfindung!


RobertLiebling  02.03.2017, 12:03

Respekt, dass Du aus der Fragestellung erkennen kannst, um welches Bundesland es geht. Gesamtschulen gibt's nicht in jedem Bundesland.

Entscheidend ist nicht, was du möchtest. Mache dein Kind nicht unglücklich. Die beste Schule für ein Kind ist nicht das Gymnasium, sondern die, von der es am meisten profitiert.

Mir scheint es, als würdest du deinen Wunsch, alle Kinder auf dem Gymnasium haben wollen, deutlich vor das Wohl und das Glück deines Kindes stellen.

Ich als Mutter sehe das schon mal komplett anders. Jedes Kind ist doch sehr individuell und doch weit mehr als der Name der Schule, die auf irgendeinem Zeugnis steht. Für mich war wichtig, dass meine Kinder zufrieden und glücklich werden, klar gehört da auch eine Schulbildung dazu, aber sie ist nur ein Teil und vor allem gibt es da sehr viele Wege zum Ziel und das Gymnasium gehört nicht dazu. 

Du sagst zwar, dein Kind ist nicht doof, vermittelst ihm aber gleichzeitig, "du bist das schwarze Schaf, wenn du das Gymnasium nicht schaffst. Ich bin nur stolz auf dich, wenn du aufs Gymnasium gehst. Ob du leidest oder nicht, das ist mir egal". Weil dein Kind um deine Liebe kämpfen will, versucht es vielleicht, dir keinen Wunsch zu erfüllen und wird daran scheitern und letztendlich daran kaputt gehen. Denn es kann deine Erwartungen einfach nicht erfüllen. 

Was dein Kind braucht, ist einfach eine Mutter oder Eltern, die hinter ihm stehen und zwar ganz egal, ob es das Gymnasium schafft, oder eben nicht. Sein Wert liegt nicht in seinen Schulleistungen, es ist dein Kind, das du lieben musst, egal wie es eben ist, Ein Kind ist eine Rohmasse, die du vorsichtig fördern und unterstützen musst.

Und klar kannst und sollst du dein Kind fördern und unterstützen, aber das Ziel soll und darf nicht das Gymnasium sein, sondern das Beste zum Wohl des Kindes und nicht zu deinem Wohl. Für dich scheint ja klar zu sein, Gymnasium oder eben doof. Da solltest du unbedingt mal dein Weltbild erweitern, denn es gibt weitaus mehr als Schwarz und Weiß.

Hol dir Informationen ein und lass dich beraten. Sprich mit dem Kinderarzt und Kinderpsychologen und den Lehrern und lass ihn testen, es gibt auch diverse Fördermaßnahmen, wie man die Defizite verbessern kann. Du kannst und musst auch lernen, wie du dein Kind unterstützen und fördern kannst. 

Vergleiche ihn auf keinen Fall mit seinen Geschwistern, jede Kind ist individuell und wenn er mit den Geschwistern mithalten will, wird er scheitern. Versuche rauszufinden, was ihm Spaß macht, vielleicht ein Sport oder anderes Hobby und fördere das, er braucht Erfolgserlebnisse.

Nicht jedes Kind ist ein Theoretiker, das heißt doch nicht, dass er doof ist. Aber wenn man lernbehindert ist, dann muss man anders lernen und speziell gefördert werden, auf dem Gymnasium ist dafür kein Platz, dort kann er nur scheitern. Wünschst du dir das für dein Kind, sich als Versager zu fühlen, von anderen ausgegrenzt und gemobbt auf dem Gymnasium, nicht in der Lage, auch nur annähernd mitzuhalten? Verzweifelt, traurig und allein gelassen. 

Ich weiß halt nicht, wo du lebst, in Bayern kann es wirklich schwieriger sein, aber ansonsten gibt es Gesamtschulen, die auch teilweise Förderungen für LeseRechtschreibschwäche anbieten und da unterstützen. In der Klasse meines Sohnes ist auch ein Mädchen, die kommt bald in die 11. Klasse und wird Abi machen. Und in vielen Bundesländern ist man ja auch an die Empfehlung gebunden und selbst wenn nicht, nehmen die Gymnasien auch keine Schüler, die die Voraussetzungen nicht empfinden.

Wenn das mit der Lernbehinderung eine Förderschule notwendig macht, informiere dich jetzt und schaue nach Schulen. Wenn er jetzt schon 10 ist und noch ein Jahr auf der Grundschule hat, hat er ja bereits einmal wiederholt und ist eh schon älter wie die Klassenkameraden. Die Schule sollte dann seinen Bedürfnissen entsprechen. 

Zu Schluss noch ein paar Beispiele aus meiner Erfahrung. Mein ältester Sohn hatte Hauptschulempfehlung, ging auf die Gesamtschule und hat gerade so den Hauptschulabschluss geschafft. Deutsch und Englisch waren ein total rotes Tuch, hatte auch eine LeseRechtschreibschwäche, Mathe und Physik waren ganz okay. Er ging dann auf eine Berufsfachschule mit Schwerpunkt Computer, das konnte er und es hat ihm Spass gemacht und er hat so die Mittlere Reife geschafft. 

Er hat dann Elektroniker gelernt und das hat ihm noch mehr Spass gemacht und er war gut darin, er bekam Selbstbewusstsein und Ehrgeiz, dass er auch was leisten kann und hat den Abschluß mit 1,6 gemacht und dann noch neben den Job den Techniker gemacht. Er ist zufrieden und glücklich in seinem Job und in seinem Privatleben und das ist alles, was ich mir für ihn gewünscht habe. Es gibt vieles, was man ohne Abi machen kann, es gibt so viele Wege, beruflich noch mehr zu erreichen und keiner fragt mehr nach dem Namen der Schule im Leben. 

Mein jüngerer Sohn kommt bald in die 11. Klasse einer Gesamtschule und macht dort Abi. Er ist ein Einser Schüler. Wir haben uns bewusst gegen ein Gymnasium entschieden und er fühlt sich dort sehr wohl. Sehr viele Schüler kamen vom Gymnasium später in seine Klasse. Viele fühlten sich dort nicht wohl, andere fühlten sich überfordert und verweigerten sich ganz.

Klar, wenn man die Voraussetzungen hat, kann man auch aufs Gymnasium, aber es ist eben bei weitem nicht der einzige Welt. Und es sollte auch immer der Wunsch des Kindes sein und nicht der, der Eltern. In unserer Nachbarschaft ist ein Junge, so alt wie mein jüngerer Sohn. Für den Vater musste es auch das Gymasium sein, auch mit Realschulempfehlung. 

Schon in der Grundschule hatte er dauernd Hausarrest, weil dem Vater die Leistungen nicht ausreichend waren. Die 7. Klasse hat er bereits wiederholt, jetzt steht es wieder ganz schlecht und das Kind muss sich da durchquälen. Den ganzen Druck, den er bekommt, gibt er weiter an andere. Er quält seine Geschwister, will immer bestimmen (weil er er Gymnasiast ist) und wenn das nicht klappt, wird er Aggressiv, schlägt und tritt Geschwister und Tiere. 

Freunde hat er inzwischen keine mehr, die können ihn nicht leiden. Ein trauriges Schicksal, fürs Leben gescheitert am Ehrgeiz seiner Eltern. 

Suche für deinen Sohn und mit deinem Sohn den besten Weg, nicht den besten Weg für dich. Verabschiede dich von deinem Ehrgeiz zugunsten des Glückes deines Kindes. Dein Kind ist nicht doof, es ist nur nicht perfekt und hat ein paar Handikaps. Diese sind nun mal vorhanden, es gilt, das beste draus zu machen. Und du hast am Ende allen Grund stolz als Mutter zu sein, wenn dein Kind trotzdem glücklich wird im Leben und sich gut entwickelt unter den Umständen zu einem anständigen Menschen. 


petrapetra64  03.03.2017, 22:32

schau dir mal Frau Müller muss weg an, da geht es auch um überehrgeizige Eltern und ist trotzdem total lustig. 

Man könnte auch sagen, das Schicksal hat es dir bisher als Mutter einfach gemacht mit deinen Kindern, jetzt denkt es, du bist bereit für höhere Aufgaben. Ein Kind, das man einfach aufs Gymnasium schicken kann und es gut damit klar kommt, das ist einfach und keine grosse Herausforderung als Mutter. Und auch kein Grund, besonders stolz zu sein als Mutter. Dankbar vielleicht. 

Aber dieses Mal bist du wirklich gefordert als Mutter, dein Kind hat einen deutlich schwereren Weg ins Leben, es braucht deine Unterstützung, Forderung und Hilfe. Dein Kind aufs Gymnasium zu zwingen, damit es sich quält und total überfordert ist und du dich glücklich fühlen kannst, ist sicher nicht der richtige Weg. Informiere dich, spreche mit Lehrern, Kinderärzten, Pychologen, schau dich in deiner Umgebung um, wie du dein Kind am Besten fördern und unterstützen kannst, ohne Druck aufzuüben. Und welche Schule dein Kind in seiner Situation am Besten gerecht wird, das Gymnasium ist das sicher nicht. 

Wenn dein Kind dann später den richtigen Weg gefunden hat in eine berufliche Laufbahn und zufrieden und glücklich wird, dann darfst du mit Recht Stolz sein.