Kiga: Jmd. Erfahrungen mit Klanggeschichten?

2 Antworten

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Allerwichtigste didaktische Frage: Was ist deine Intention, auch bei den Einzelschritten? Was willst du bei den Kindern erreichen und welche Kompetenzen willst du fördern? Bevor das nicht klar ist, solltest du gar keine methodischen Überlegungen anstellen.

Ich begreife deine momentanen didaktischen Überlegungen so: Du machst den Kindern etwas vor, zeigst ihnen, wie es geht ("So macht man das!") und dann lässt du sie es selbst tun. Ist ein legitimes Konzept, hat aber so manche Schwächen, vor allem: Die Kinder werden selbst kaum aktiv. Schau mal: 2/3 der Zeit würdest du etwas tun und dann 1/3 die Kinder. Und dort ist es auch nur so, dass sie in einem sehr engen Rahmen handeln können - Ich würde das unbedingt nochmal überdenken. 

Mein Vorschlag: 

  1. Konfrontiere die Kinder mit dem "Problem" bzw. der Herausforderung: Wir wollen eine Geschichte nicht nur hören, sondern mittendrin sein. Beispielimpuls: "Wie hört sich eigentlich Feuer an?"
  2. Stelle den Kindern Mittel zur Verfügung, die Herausforderung zu schaffen. Konkret: Stelle die Instrumente vor und lass die Kinder selbst herausfinden, welche Geräusche man damit machen kann (damit es beispielsweise nach Feuer klingt.)
  3. Die Herausforderung angehen: Gemeinsam mit den Kindern die Geschichte erleben.

Weitere Anregungen:

  • Nimm doch statt "normaler" Instrumente ganz alltägliche Sachen zur Klangerzeugung. Zeitungspapier, Plastikflaschen, Pappkartons. Es geht nicht darum, Kindern Instrumente beizubringen, sondern um den Effekt der Klangerzeugung. 
  • Bedenke, dass die Kinder Zeit brauchen, die Instrumente auszuprobieren. Planst du diese Zeit nicht ein, werden sie sich die trotzdem nehmen =)
  • Spiele mit Dynamik. Von laut zu leise, von leise zu laut, plötzlich laut, plötzlich Stille. Beispielimpuls: Die Feuerwehr ist noch ganz weit weg! Und jetzt kommt sie immer näher!
  • Teile die Gruppe nicht in zu viele Teile. Die Hälfte macht Feuer, die andere Hälfte den Wasserstrahl. Nutze die Sicherheit, die das Handeln in einer Gruppe den Kindern gibt. Überlege genau, ob du einem Kind eine einzelne Klangaufgabe gibst.
  • Den Körper als Instrument wahrnehmen, und zwar nicht nur die Stimme. Beispiel: "Die Leute flüchten vom Feuer!" - Alle stehen auf und trampeln. "Das Herz schlägt vor Aufregung" - Klopfen auf der Brust

Bei allem bedenke: Du bist Erzieherin, nicht Dirigent!


ladymilli0n 
Beitragsersteller
 01.05.2016, 15:30

Hallo! Wow danke für die Antwort. Kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich habe das ganze schon überdacht.

Ich werde 4 Kinder in das Angebot miteinbeziehen und dachte, dass jedes Kind 1 Instrument bekommen: Xylophon, Schellenkranz, Zeitungspapier (Feuer), Fingercymbeln (evtl. als Alarmsignal) und für alle Kinder an 2  Textstellen Body Percussion - wie in deinem Beispiel: "Die Feuerwehrleute laufen in ihre Feuerwehrautos." & 1x die Stimme für das Martinshorn "Tatütata" (auch alle Kinder).
Ich lasse die Kinder selbst bestimmen, welchen Ton/Klang sie für die jeweilige Textstelle 'passend' finden und lasse sie diesen Ton wiedergeben :)

Also ist es nicht gut, den 4 Kindern, 4 versch. Instrumente zu geben? :/

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FreakNimrod  01.05.2016, 16:13
@ladymilli0n

Ich will nicht sagen, dass das nicht gut ist. Aber bedenke, was du damit bewirken willst und was passieren könnte, wenn du einem Kind eine einzelne Aufgabe gibst, wenn die Hauptintention ist, dass die Kinder gemeinsam die Geschichte erleben.

Du könntest damit besonders begabte Kinder fördern, einzelnen Kindern besondere Wertschätzung zukommen lassen. Das ist gut!

Es könnte aber auch passieren, dass du ein einzelnes Kind dann überforderst, unter Druck setzt und es sich am Ende gar nicht mehr traut, etwas zu tun vor Unsicherheit. Oder dass andere Kinder viel lieber Xylophon spielen wollen.

Ich rate dir, möglichst oft alle Kinder aktiv werden zu lassen. Zeitungen für alle - und dann gemeinsam ein heftiges Feuer erklingen lassen (Schon deshalb, weil eine Zeitung alleine doch recht leise ist).

Das schließt nicht aus, dass einzelne Kinder Sonderaufgaben bekommen. Ein Kind macht Alarm, alle anderen das Feuer. Lege aber kein Kind für die ganze Geschichte auf eine Rolle fest. Am besten geht das vielleicht, wenn du innerhalb der Geschichte eine Sequenz hast, die immer mehr ergänzt wird durch Sonderrollen. Beispiel:

  1. Ausbruch des Feuers. Alle machen Feuer (Zeitungen). Es wird immer mehr (Lauter werden). Es brennt. Impuls: "Feuer rauscht nicht nur, es knackt und kracht auch!". Einzelnes Kind bekommt Krach-Instrument
  2. Zweiter Durchlauf. Feuer bricht aus (Zeitungen), Dann kracht es zusätzlich auch noch (einzelnes Kind)Impuls: "Die Menschen müssen doch gewarnt werden, wir brauchen ein Alarmsignal!" Kind bekommt ein Alarm-Instrument
  3. Dritter Durchlauf. Feuer bricht aus (Zeitungen). Krach (Krachkind) Alarm (Alarmkind), währenddessen weiter Feuer.

Und generell: Die Kinder sollen nicht nur die Geschichte an einzelnen Stellen ein bisschen ausschmücken, sondern sie selbst durch Klang mitgestalten. Das heißt vor allem: Versuche so wenig wie möglich Worte zu benutzen und lass die Kinder die Geschichte mit den Klängen erzählen. Ziel sollte es sein, dass die Kinder aktiver sind als du als Erzähler.

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annisimoni  02.05.2016, 10:13
@FreakNimrod

Ziel sollte es sein, dass die Kinder aktiver sind als du als Erzähler.

Das ist genau meine Rede. Aber ich werde für meinen Hinweis, dass die Kinder selber aktiv und kreativ werden sollen, dumm angemacht. Da soll einer die Welt verstehen.

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ladymilli0n 
Beitragsersteller
 02.05.2016, 17:46
@FreakNimrod

Danke @FreakNimrod !!! Werde ich in jedem Fall umsetzen. Sehr erfreulich, solche freundliche und hilfreichen Tipps zu bekommen :) ich bin dankbar. Wie gesagt, bin noch blütige Anfängerin und sehr froh, wenn man mir begründet sagt wie es richtig geht :)

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FreakNimrod  03.05.2016, 13:29
@annisimoni

Ich denke, das liegt vor allem an dem Ton, in dem du hier schreibst. Sicherlich ist deine Antwort im Kern hilfreich. Aber sie ist in einem Rahmen von Überheblichkeit, pauschalisierender Verurteilungen und Anschuldigungen gepackt. Verzichte einfach darauf, wenn du wieder einmal eine Antwort schreibst, in der du jemand auf vermeintliche Fehler aufmerksam machst. Dann wird deine Antwort vielleicht auch besser angenommen.

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Die Kinder auf jeden Fall selber machen und ausprobieren lassen.
"Hat jemand eine Idee, wie sich die Sonne anhören könnte" - zB zum Einstieg. Die haben es dann schnell raus und sagen dir alles noch bevor du fragen kannst. Ausprobieren lassen, dann einfach ein Kind auswählen, das möchte, um das Instrument zu bedienen. Ein paarmal mit Geschichte proben, die wissen ganz genau, wann sie dran sind, auch ohne Aufforderung.
Du solltest den Kindern viel mehr zutrauen und nicht alles "totplanen", denk dran: das Kind muss sich als Urheber verstehen, nicht als Werkzeug.


SuMe3016  01.05.2016, 14:34

Genau. Vermutlich werden mehrere Kinder eine Idee haben und ihr könnt dann abstimmen (Prinzipien der Demokratie ;)). Ich kenne das selbst noch mit der elendigen Planung. Später wirst du das nicht mehr haben, aber du wirst dankbar sein, weil du weißt, was du tust und was deine Angebote bei den Kindern fördern! Das ist eine gute Grundlage für Diskussionen mit Eltern. ;)

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ladymilli0n 
Beitragsersteller
 01.05.2016, 14:09

Hallo :) Danke für die nette Antwort. Den Ratschlag nehme ich mir zu Herzen. Du hast recht, ja! Ich bin noch im 1. Ausbildungsjahr und da muss man diese schriftlichen Ausarbeitungen und Planungen ganz ausführlich schreiben. Daher vllt auch dieses 'totplanen'. Also soll ich die Kinder nach einer Textstelle fragen, welchen Klang sie mit ihrem Instrument passend für die Stelle finden und das so akzeptieren ? :)

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