kann mir einer sagen was man unter "das frauenbild der aufklärung" versteht?

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Aufklärung ist unter anderem eine Bezeichnung für eine geistige Bewegung. Geschichtlich ist das Zeitalter der Aufklärung ein Zeitabschnitt der Geistesgeschichte in Europa und Nordamerika im 17. und (vor allem) 18. Jahrhundert.

Bei der Frage ist nicht völlig eindeutig, ob die damalige Aufklärungsbewegung oder das Zeitalter/die Epoche insgesamt gemeint ist. Für das Referat besteht aber kein großer Unterschied, da das Zeitalter stark von den Vorstellungen und Gedanken der der geistigen Bewegung geprägt ist.

Mit dem Frauenbild der Aufklärung ist die Vorstellung vom Wesen der Frau und von ihrer Rolle gemeint, das die Aufklärung hatte. Frauenbild bedeutet etwas Ähnliches wie Menschenbild, nur nicht ganz allgemein über den Menschen, sondern auf Menschen weiblichen Geschlechts bezogen.

Es geht um Wesenseigenschaften, Charakterzüge, Interessen, Fähigkeiten, den Platz/die Stellung in der Welt, die Frauen nach den damaligen Vorstellungen hatten. Die Vorstellung über die Frau an sich ist begrifflich etwas anderes, als wie Frauen damals tatsächlich waren und welche Stellung sie hatten. Denn Vorstellung und Realität müssen sich nicht zwangsläufig übereinstimmen. Ein Frauenbild enthält Zuschreibungen, worin das Wesen der Frau besteht. Es kann darauf hinauslaufen Geschlechterrollen vorzuschreiben.

Das Frauenbild war damals nicht bei allen Menschen genau gleich, aber in den Grundzügen hat es ein in der Aufklärung vorherrschendes Frauenbild gegeben. Betont wurde die Unterschiedlichkeit (Differenz) der Frau gegenüber dem Mann. Die Frau galt als naturnah/der Natur eng verbunden/in hohem Ausmaß ein Naturwesen. Sie wurde als stark von Gefühlen/Emotionen bestimmt und gesteuert dargestellt. Die Frau wurde gewöhnlich nicht als minderwertig, sondern in ihrer Andersartig gleichwertig beurteilt, aber dies lief trotzdem auf eine Unterordnung und Einschränkung hinaus.

Die Aufklärung hatte eine Auffassung, Vernunft/Verstand seien bei Frauen von Natur aus schwächer. Damit entstand eine gewisse Spannung zu ihrem Hauptanliegen mit einem universalen Ansatz, denn Ziel der Aufklärung war die Hinwendung zur Vernunft, um sich durch Einsatz des eigenen Verstandes aus Unmündigkeit und Abhängigkeit zu befreien. Erziehung und Bildung von Mädchen wurde immerhin für wichtig gehalten.

Dabei sollte auch ein Ideal der Tugendhaftigkeit vermittelt werden. Frauen wurde eine Neigung zu Koketterie und Verführung zugeschrieben, zugleich auch ein Sinn für Schamgefühl und Sittsamkeit.

Das Dichtungsideal der Aufklärung war die ästhetische Vermittlung moralischer Einsichten.

Männern und Frauen wurden getrennte Bereiche/Sphären zugeschrieben. Als Bereich/Sphäre der Frau galt das Private, Häusliche, Familiäre.

Im vorherrschenden Frauenbild hatte eine Frau eine »naturgegebene« Rolle. Als ureigenste Bestimmung der Frau galt, als Mutter, Ehefrau und Hausfrau ihr Leben zu gestalten.

Abweichend vom damals gängigen Frauenbild haben einige Frauen und Männer auch eine Auffassung vertreten, die eine Entwicklung zu mehr Gleichberechtigung für Frauen befürwortete und für sie mehr Raum in der Öffentlichkeit oder sogar ein Wirken in politischen Rollen vorsah, z. B. Olympe de Gouges, Déclaration des droits de la femme et de la citoyenne, 1791 (Erklärung der Rechte der Frau und Bürgerin), Mary Wollstonecraft, A vindication of the rights of woman: with strictures on political and moral subjects, 1792 (Eine Verteidigung der Rechte der Frau: mit kritischen Bemerkungen über politische und moralische Gegenstände), Theodor Gottlieb von Hippel, Über die bürgerliche Verbesserung der Weiber, 1792.

Mit einigen genannten Begriffen kann vielleicht im Internet mehr zum Frauenbild gefunden werden.

Informationsmöglichkeiten in einer Bibliothek:

Helga Brandes, Frau. In: Lexikon der Aufklärung : Deutschland und Europa. Herausgegeben von Werner Schneiders. 1. Auflage dieser Ausgabe. München : Beck, 2001 (Beck'sche Reihe ; 1445), S.126 – 129

Claudia Ulbrich, Geschlechterrollen. In: Enzyklopädie der Neuzeit. Im Auftrag des Kulturwissenschaftlichen Instituts (Essen) und in Verbindung mit den Fachwissenschaftlern herausgegeben von Friedrich Jaeger. Band 4: Friede - Gutsherrschaft. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2006, Spalte 631 – 650


Albrecht  12.02.2014, 06:23

Gerit Walther, Aufklärung 5. Gesellschaftspolitische Ziele und Wirkungen. In: Enzyklopädie der Neuzeit. Im Auftrag des Kulturwissenschaftlichen Instituts (Essen) und in Verbindung mit den Fachwissenschaftlern herausgegeben von Friedrich Jaeger. Band 1: Abendland - Beleuchtung. Stuttgart ; Weimar : Metzler, 2005, Spalte 814 – 815:
„Dennoch führte die aufg. Vernunft nicht nur zur individuellen ↗ Freiheit, sondern auch zu neuen Ordnungen, etwa zur Restitution der väterlichen Gewalt (↗ Elternrecht). Nicht minder zweideutig war die Rolle, die sie Frauen zuwies (↗ Geschlechterrollen). Zwar nahmen diese in der aufg. Gesellschaft theoretisch den gleichen Rang wie Männer ein und besaßen als Brief- und Gesprächspartnerinnen, Organisatorinnen von ↗ Salons, Mäzeninnen oder fürstliche ↗ Mätressen tatsächlich mitunter bedeutende Funktionen. Einige ernteten als Ärztinnen, Übersetzerinne, Schriftstellerinnen oder Malerinnen internationalen Ruhm. Diese exponierte Rolle aber geriet in Konflikt mit dem neuen, naturwiss. Frauenbild. In diesem figurierte die Frau nicht mehr als mindere Abart des Mannes, sondern als ein physiologisch vollkommen anderes Wesen, dessen intime Bindung an die reine »Natur« sich in heftiger Leidenschaft sowie dem Willen nach Hingabe und Mutterschaft offenbarte. Dieses Bild, das in empfindsamen Romanen (wie Samuel Richardsons Clarissa Harlowe von 1747 oder Jean-Jacquues Rousseau, Julie ou la Nouvelle Héloïse von 1761) weite Verbreitung fand […], trug dazu bei, das »die Rolle der Frau immer mehr über ihre Funktion für den Mann statt über ihre wirtschaftliche Funktion im Haus definiert wurde« und bildete ein massives Argument gegen den Zugang von Frauen zu Universitäten oder öffentlichen Ämtern. So erkaufte sich die A. die moralische Aufwertung der Frau mit deren politisch-sozialer Zurücksetzung. Diese Tendenz verstärkte sich, je mehr das ↗Bürgertum den Anspruch der A.er, »allgemeiner Stand zu sein«, übernahm und in zusehends polemischer Wendung gegen die Ständegesellschaft durchsetzte."

aufg. = aufgeklärte, aufgeklärten
naturwiss. = naturwissenschaftlichen
A. = Aufklärung
A.er = Aufklärer

Zitat im Ausschnitt des Lexikonartikels:
Barbara Stollberg-Rilinger, Europa im Jahrhundert der Aufklärung. Stuttgart : Reclam, 2000 (Reclams Universal-Bibliothek ; Nr. 17025), S. 155

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Chikox3 
Beitragsersteller
 11.02.2014, 15:28

nein das ist es eben nicht was ich brauche. Nicht Aufklärung sondern das Frauenbild der Aufklärung.

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quetzacoatl  11.02.2014, 15:30
@Chikox3

Um zu wissen welche Stellung die Frau zu der Zeit hatte solltest du erst mal wissen was die Epoche überhaupt ausgemacht hat. Das Frauenbild sollst du dir dann erarbeiten, das ist deine Aufgabe, nicht die des Internets.

... außerdem bringt auch Google mit den richtigen Suchbegriffen durchaus einiges an passenden Informationen. Du hast entweder keine Lust oder verstehst die Aufgabe nicht, die dir gestellt wurde, hm?

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Chikox3 
Beitragsersteller
 11.02.2014, 15:34
@quetzacoatl

ich glaube, ich habe jetzt verstanden womit ich anfangen könnte... Danke schön :)

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Chikox3 
Beitragsersteller
 11.02.2014, 15:42
@quetzacoatl

und ja ich habe die Frage nicht verstanden. Ich dachte mit Aufklärung ist nicht die Epoche gemeint sondern irgendwas anderes.

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