Kann man sich Schüchternheit abgewöhnen? Worüber redet man mit "Fremden"?

3 Antworten

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Man kann sich Schüchternheit ein Stück weit abtrainieren. Komplett seine Persönlichkeit verändern kann man nicht. Und das macht auch keinen Sinn.

Was du brauchst, ist die richtige Perspektive: Die meisten Menschen reden am liebsten über sich selbst. Wenn lauter Menschen aufeinandertreffen, die am liebsten über sich selbst reden, hören sie einander nicht wirklich zu, sondern warten nur auf das passende Stichwort - um über sich selbst reden zu können :).

Wenn jemand dabei ist, dessen Bedürfnis eher das Zuhören ist, ist das das Beste, was den anderen passieren kann. Indem du zuhörst, vielleicht mal eine Rückfrage stellst und dich ansonsten dabei wohlfühlst, einfach dabei zu sein, gibst du den Leuten ein gutes Gefühl.

Ohne Menschen wie dich, die sich nicht ständig produzieren müssen, würden Gruppen überhaupt nicht funktionieren. Deshalb: Bleib entspannt und verbieg' dich nicht :).


HandyKaputt 
Beitragsersteller
 25.12.2012, 22:35

danke erstmal :) aber über was für themen redet man denn mit leuten, die man gar nicht kennt? das soll ja auch nicht in nem interview enden, wo ich nach wohnort, hobbys, familie, schule frage..?

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Jule59  25.12.2012, 22:46
@HandyKaputt

Hör' einfach mal zu, was sie so erzählen. Und wenn dich was interessiert, was sie eh schon angesprochen haben, frag' nochmal nach. Du wirst ziemlich schnell feststellen, dass sie gerne erzählen.

Natürlich soll das keine Masche werden, interessieren sollte dich schon, wonach du fragst :).

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Schüchternheit kann sich im Verlauf von mehreren Jahren mehr und mehr verlieren. Es gibt aber auch Menschen, die ihr Leben lang 'sehr zurückhaltend' bleiben. Wieso denn auch nicht? Es kommt eben auf den Typ an.

Die Situation, die du beschreibst: umgeben von vielen Fremden bei deiner Freundin, würden die meisten Menschen genau so erleben wie du. Das ist ganz normal und natürlich, wenn man die Einzige 'Neue' ist und niemand auf dich zugeht. Also kannst du z.B. deine Freundin beim nächsten Mal bitten, dich mit jemandem bekannt zu machen, der/die denselben Sport, Musikrichtung, spez. TV-Serie ... mag, dasselbe Berufsziel hat wie du usw.

Auf so einem Treffen kannst du jemanden zu folgenden Themen ansprechen: alles, was beide, du und dein Gegenüber, sehen können, Bsp.: Fotos, Farben, die Kleidung deines Gesprächspartners ... Sprich die Person an, wenn ihr beide grad zu den Chips greift, sie sich noch'n Glas Wein einschenkt und du sie bittest: "Ach, schenk mir doch auch noch was ein, bitte!" Und dann mach weiter, während sie's tut:

  • "Ich find deine Bluse übrigens super schön. Das Muster ist toll. War die teuer? ..."
  • "Ganz schön viele blaue Sachen hier in der Wohnung. Ist das eigentlich Silvies (Name der Freundin) Lieblingsfarbe?"
  • "Ich kenn so viele Leute, die was sammeln. Sammelt S. eigentlich auch irgend was?"
  • (Fotos a.d. Wand) "S. war ja mal in Kanada. Warst du da auch schon mal?" ... "Ich auch nicht. Ich bin nur mal in... gewesen." Davon erzählst du dann 1-2 Sätze. Weiter: "Warst du denn mal in einem Land außerhalb von Europa?"
  • Wusstest du, dass S. mal Krankenschwester werden will? ... Also, ich weiß noch gar nicht, was ich beruflich machen werde, und du? ... Kennst du jemanden, der diesen Beruf (Berufswunsch des Gegenübers) hat? ... Was ist daran interessant? ...

Wenn du aktiv dran arbeiten willst, kannst du diese o.g. Beispiele des Smalltalks üben, üben, üben. Auch mal in einem Wartezimmer, in ner Warteschlange, in der Schule ..., wenn's gar nicht drauf ankommt eben. Im Anhang werde ich dir 2 versch. Beispiele zeigen, wie das noch laufen kann. Außerdem findest du im Net viiiele Seiten darüber. Auch mit dem Thema 'Aktiv zuhören' könntest du dich erfolgreich beschäftigen. Drück dir die Daumen :)


SWerder  26.12.2012, 00:20

A****Smalltalk ist sehr nützlich, wenn man mit Anderen ins Gespräch kommen will. Es funktioniert wie ein Ping-Pong-Spiel: Die Beteiligten werfen sich gegenseitig die Bälle zu, ein Thema ergibt das nächste. Dabei erfahren sie „zufällig“ Neues und entdecken die eine oder andere Gemeinsamkeit – und schon ergeben sich wieder neue Plauderthemen. Ein Beispiel (das funktioniert natürlich auch mit mehreren Personen):

Frau Meier: „Ich habe ganz schön lange gesucht, bis ich einen Parkplatz gefunden habe. Ist Ihnen das auch so ergangen?“ – Smalltalk eröffnet. Ping!

Herr Schulze: „Nein. Ich bin diesmal mit der Bahn angereist.“ – Thema Bahnreise aufgeworfen. Pong!

Frau Meier: „Das sollte ich beim nächsten Mal auch machen. Da konnten Sie ja in aller Ruhe die wunderschöne Landschaft betrachten.“ – Die Landschaft als neuen Anknüpfungspunkt zugespielt. Ping!

Herr Schulze: „Weniger. Ich bin mit der Bahn gefahren, weil ich noch arbeiten wollte.“ – Themenwechsel. Pong!

Frau Meier: „Arbeit am Wochenende, das kenne ich auch. Was machen Sie denn beruflich?“ – Thema Beruf aufgegriffen. Ping!

Herr Schulze: „Ich arbeite in der xyz-Branche. Und was machen Sie?“ – Ball zurück- gespielt. Pong! Usw.

B weiteres Beispiel für Smalltalk

Nimm Knabberzeug oder so in die Hand und sag: "Deine Meinung ist mir besonders wichtig. Ich finde, dass das die leckersten Chips (?) überhaupt sind!" … Was auch immer sie/er dazu sagt: für dich isses ein Aufhänger zu nem Gespräch: Was sie/er denn so knabbert? … DU: Ich knabber immer am PC … Spielst du Spiele am PC? FB? Oder gehst du bei tollem Wetter eher raus? … Wohin denn so? … Am See isses cool. Vllt haste ja mal Lust mitzugehen? … Wann denn? …BINGO!

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HandyKaputt 
Beitragsersteller
 26.12.2012, 20:05
@SWerder

Dankeschön für die Vorschläge, ich werde das nächste Mal versuchen, ein bisschen davon ins Gespräch einzubauen :)

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Die Gabe zuhören zu können (wollen) ist was Besonderes. Nicht viele haben das, also bleib dabei. Sonst ist der post von Jule59 sehr gut.^^ Gl. :)