Essen und Ausscheiden sind die beiden großen Themen zwischen vielen Kindern und Eltern.
Bei beidem erleben die Kinder meist sehr deutlich eine besonders intensive Zuwendung der Eltern dann, wenn die Dinge nicht so funktionieren, wie sie in den Augen der Eltern sollten. Das führt bei vielen Kindern dazu, dass sie sich diese Zuwendung holen, wenn sie sie kriegen können.
Heißt konkret: Beende für dich das Thema "Essen" als Zuwendungsmoment. Biete ihm Essen an, ohne darauf zu achten, ob er es im Mund behält. Wenn er den Mund nicht mehr öffnet, beende das Essen. Kümmere dich ab dann erkennbar um etwas anderes.
Erzähle keine Geschichten, rede nicht auf ihn ein. Sei freundlich und ruhig, aber erkennbar uninteressiert an seinem Essverhalten.
Bitte das Kita-Personal das ebenso zu handhaben. Wenn dein Sohn das Essen ausspuckt, wird es kommentarlos weggewischt, neues Essen wird erst bei der nächsten Mahlzeit wieder angeboten.
Besprich mit den Erzieherinnen, dass sie dich nicht anrufen müssen, wenn der Junge das Essen verweigert oder ausspuckt und bitte sie, gelassen damit umzugehen. Vereinbart einen Zeitraum, in dem ihr das konsequent so handhaben wollt. Ich würde 3 Wochen vorschlagen und dann wieder das Gespräch suchen.
WICHTIG: Immer ohne das Kind in der Nähe. Selbst wenn es scheinbar mit anderem beschäftigt ist und sich in der anderen Ecke des Raumes aufhält: Es kriegt mit, worüber ihr redet. Und auch das bedeutet wieder Verstärkung des Verhaltens.
Das wird ein Weilchen Kraft kosten, denn es ist durchaus möglich, dass sich das Verhalten zunächst verstärkt. Dein Kind wird ausprobieren, ob das, was es bisher als erfolgreich erlebt hat, nicht auch weiterhin erfolgreich sein kann. So funktioniert Lernen.
Das ist kein willentliches Auflehnen, sondern tatsächlich ein Lernprozess aus Versuch und Irrtum.
Süßigkeiten, Eis und Co gibt es nicht mehr. "Kein Essen, keine Süßigkeiten" kann die einzige Regel in Sachen Essen für die nächsten 3 Wochen sein.
Und nein: Das Kind wird nicht verhungern. Es wird unterm Strich vermutlich nicht wesentlich weniger essen als jetzt. Entscheidend ist, dass du liebevoll und ruhig bleibst. Dein verändertes Verhalten ist ja keine Strafe, und dein Kind soll auch weiterhin deine Liebe spüren. Nur ums Essen herum wird deine Aufmerksamkeit verschwinden.