Ich unterrichte an einer Schule, die Erzieher/ -innen ausbildet. Etwa ein Viertel unsere Studierenden sind inzwischen Männer. Sie werden uns sowohl für die Praktika als auch nach der Ausbildung nahezu aus den Händen gerissen.
Während der Ausbildung hat man eine Menge Gelegenheit, in die vielen unterschiedlichen Bereiche hineinzuschnuppern. Die meisten Jungs interessieren sich primär für ältere Kinder/ Jugendliche, aber es gibt in jedem Jahrgang immer auch welche, die gerne in Krippe und Kindergarten sind.
Im Krippenbereich (Kinder unter 3) haben es Männer tatsächlich nicht immer leicht. Hysterische Eltern verursachen öfter auch Stressreaktionen bei den Trägern von Einrichtungen, welche sich dann gerne mal dazu versteigen, alle Männer als potentielle Kinderschänder zu betrachten und Männer z.B. nicht wickeln lassen.
Im Kindergarten gibt es diese Probleme glücklicherweise nicht. Dort freut man sich über jeden Mann, der dort einsteigt, da viele Kinder kaum männliche Rollenvorbilder haben. Was man als Mann gut abkönnen muss ist, mit ausschließlich weiblichem Team zu arbeiten.
Das trainiert man aber schon während der Ausbildung ganz gut :).
Oft verändern sich die Vorlieben hinsichtlich des Arbeitsbereichs aber auch während der Ausbildung. Erstaunlich viele männliche Absolventen suchen sich nach der Ausbildung oft Stellen in der Arbeit mit Menschen mit Behinderung, obwohl sie sich das zu Beginn der Ausbildung nicht hätten vorstellen können.
Mit einem Einstiegsverdienst von durchschnittlich 2500 Euro ist das Gehalt bei weitem nicht so schlecht, wie es gerne mal geredet wird. Wer natürlich Managergehälter als Vergleichsmaßstab wählt, dürfte es insgesamt schwer haben, einen Beruf zu finden, der diesem Anspruch gerecht wird.
Ob man einen Job ein Leben lang machen will und kann, kann man am Anfang des Berufslebens gar nicht entscheiden. Es gibt - gerade bei Erziehern - eine Menge unterschiedlicher Arbeitsfelder, so dass die Gefahr von Routine und Langeweile eher gering ist.
Kein Mensch wird dir garantieren können, ob du ein Leben lang damit glücklich bist - als Erzieher ebenso wenig, wie als Bänker oder Informatiker.
Ich habe im Laufe meines Lebens sieben verschiedene Berufsabschlüsse (darunter zwei Studienabschlüsse) erworben. Einfach deswegen, weil ich Lust darauf hatte. Der letzte ist fünf Jahre her (ich bin 55).
Mein Rat: Mach, wozu du Lust hast. Garantien findest du nirgendwo. Wach, neugierig und spontan bleiben, ist der viel bessere Weg, als sich in eine trügerische Scheinsicherheit zu begeben :).