Kann man mit leichter epilepsie Erzieher werden?

8 Antworten

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Dein Freund sollte seinen Traum NICHT aufgeben.

Die Antworten von Bobolina, beethoven12 und Leseratte007 sind sehr gut und ich kann sie nur unterstreichen.

Tobelix kommt mit seiner Krankheit und den damit verbundenen Problemen heute noch nicht klar. Das zeigen seine Texte und Reaktionen hier.

Ich habe seit dem 18. Lebens-MONAT Epilepsie. Bin staatlich anerkannter Erzieher. Und war über Jahre als Erzieher tätig. Nächstes Jahr werde ich 60 und gehe in Rente.

Ergänzend kann ich dir sagen:

Epilepsie KANN durch eine Hirnverletzung entstehen. Das ist bei vielen Formen der Epilepsie der Fall, die erst im späteren Lebensalter auftreten.

In den meisten Fällen entsteht Epilepsie aber durch ein Hirnschädigung.

Der Ausdruck „Epilepsie" ist eine Sammelbezeichnung, hinter der sich sehr unterschiedliche Krankheitsbilder verbergen. Es gibt mehr als dreißig verschiedene Epilepsien. Die Mehrzahl der Menschen hat ausschließlich die Epilepsie, andere Menschen haben neben der Epilepsie noch weitere Störungen des Nervensystems wie z.B. Lähmungen von Gliedmaßen (Zerebralparesen) oder Beeinträchtigung der geistigen Fähigkeiten (mentale Retardierung).

Zwei Faktoren tragen entscheidend zum Auftreten einer Epilepsie bei, wobei diese Faktoren einzeln wirksam sein können oder auch zusammenwirken:

  • eine ererbte Bereitschaft zu epileptischen Anfällen

  • eine angeborene oder erworbene Hirnschädigung.

Weitaus am häufigsten handelt es sich um schädigende Einflüsse, welche das Gehirn während seiner Entwicklung getroffen haben, also bereits vor der Geburt, während der Geburt und in den ersten Lebensjahren. Bei Kindern spielen vor allem vorübergehender starker Sauerstoffmangel (z.B. bei der Geburt), Infektionen, Hirnfehlbildungen und Stoffwechselstörungen eine Rolle.

Zu weiteren Informationen google doch einfach mal.

Gruß Michael


BeaR96 
Beitragsersteller
 27.06.2011, 17:01

Vielen Dank

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Hallo!

Gleich vorneweg: Ich bin selbst Heilerziehungspflegerin und habe Epilepsie. Und ich bin bei weitem nicht die Einzigste, die in einem Beruf mit Aufsichtspflicht arbeitet. In den entsprechenden Epilepsiegruppen z.B. in vz - Netzwerken findest Du einige mehr von uns. Es gibt die mit und ohne Anfallsfreiheit, das geht schon alles.

Wie kann das sein? Ganz einfach, die Aufsichtspflicht funktioniert anders, als hier dargestellt wurde: Und zwar muss man nicht ständig zu 100% gesundheitlich auf der Höhe sein, um diese wahrnehmen zu können. Beispiel Herzinfarkt: Auch sowas kann man schnell einem Erzieher passieren. Und dann kann er seiner Aufsichtspflicht auch nicht nachkommen. Oder niesen: Wenn in dem Moment ein Kind sich was tut, während sich der Erzieher schneuzt, ja was dann? Alle Schnupfnasen dürfen keine Erzieher werden?Hier übrigens noch der Link zu der Behauptung: http://www.stiftung-michael.de/angebote/d_fbroschueren.htmlBetrifft zwar einen Krankenpfleger, aber den trifft es ja eigentlich noch härter, da er eben nicht immer direkt mit einem Kollegen zusammen ist.

Was die Berufsaussichten anbelangt: Ich persönlich war in den 15 Jahren meines Ausbildungs - und Berufslebens nicht einmal arbeitslos, trotz schonungsloser Ehrlichkeit. Natürlich habe ich es bei einer Tätigkeit in der Behindertenhilfe auch nochmal leichter, da die dort alle wissen, was Epilepsie ist und was eben nicht. Trotzdem mein Fazit: Den Traum muss er sicher nicht aufgeben!


tobelix  16.06.2011, 12:53

Es ist übrigens immer sehr gut, wenn man als selbsternannter Experte(immerhin seit 15 jahren in dem Beruf tätig) anderen Personen, in diesem Fall vermutlich noch Minderjährigen (Ausbildungsbeginn noch ausstehend) supertolle Ratschläge gibt.

Ohne irgendetwas über die Person und ihrer Geschichte, geschweige denn den Anfällen zu wissen!

Fakt 1: Es gibt nicht die Epilepsie! Ich weiß(!) aktuell von über 30 verschiedenen "Krankheiten", die unter Epilepsie zusammengefasst sind. Wissen deshalb, weil ich mich im Laufe der Jahre, die ich zusammen mit den Experten Europas herausfinden musste, was ich denn genau für Anfälle habe, diese Anfallsarten genau studieren musste.

Fakt 2: Epilepsie ist nicht zwingend statisch! Der Zustand meiner Krankheit, in dem ich mich jetzt befinde, muss nicht morgen der gleiche sein. Das bedeutet sowohl Verbesserung, als auch Verschlechterung ist jederzeit möglich! Alleine, wenn man die Tabletten ändern muss, wenn Nebenwirkungen auftreten oder die Wirkung nachlässt.

Fakt 3: Jede Epilepsie ist individuell zu bewerten, da es einfach nicht möglich ist, bei dieser Krankheit Schubladendenken anzuwenden. Jetzt wirklich überzogen ausgedrückt, würde es sonst auch nur ein Medikament brauchen und alle Anfälle wären geheilt.

Fakt 4: Die grundsätzliche Frage war, ob man mit Epilepsie (im allgemeinen) Erzieher lernen kann. Kann man das, wenn man ernsthaft nachdenkt?

Fakt 5: Jeder Rechtsexperte wird es bestätigen. Was sich so schön auf dem Papier liest, kann selten in der Realität verwirklicht werden. Was hilft es mir, wenn ich meine Rechte weiß, dieses Wissen mir aber überhaupt nichts bringt? Für eine Durchsetzung brauche ich nämlich auch viele Ressourcen (Geld, Zeit, Nerven...) und selbst dann ist nicht gewährleistet, dass ich mein Recht auch bekomme.

Fakt 6: Die Frage wurde gestellt, als noch nicht einmal sicher ist, dass eine Epilepsie vorliegt, geschweige denn eine genaue Diagnose, was für eine. In meinem Fall hat es über 10 Jahre gedauert, bis die Experten Europas endlich sicher sagen konnten, was ich genau für eine Epilepsie habe und was ich sicher machen darf.

Fakt 7: Selbst wenn die Experten Bescheid wissen, Hand aufs Herz und ganz ehrlich bitte:

Wer von Euch selbst an Epilepsie Erkrankten weiß heute SICHER darüber Bescheid, was er alles für Anfälle hat und was er/sie darf und machen/arbeiten kann. Und mit "sicher" verstehe ich nur ein Monitoring (eine ärztliche Überwachung mit EEG und Kameras) über mehrere Tage, wenn nicht sogar Wochen. Alles andere ist nur subjektiv und kann nicht als sicher gewertet werden.

Wer wusste in den ersten Wochen/Monaten darüber Bescheid, als er die Diagnose bekommen hat? Habt Ihr noch eine Ahnung/Erinnerung, wie es Euch damals ergangen ist?

Die genaue Problematik die ich hier habe, ist, dass ich vor über 10 Jahren vor genau der gleichen Frage gestanden bin. Kann ich mit Epilepsie Lehrer werden? Gefragt habe ich: Behindertenberatung der UNI, Vdk, Epilepsieberatung und alle möglichen und unmöglichen Selbsthilfegruppen/organisationen und auch leider die damaligen Epilepsienetzwerke.

Jeder, wirklich jeder, war der Meinung, dass ich jederzeit Lehrer werden konnte. Insbesonders die Lehrer, die auch mit ihrer Epilepsie arbeiten konnten waren die für mich ausschlaggebenden Aussagen. 5 vergeudete Jahre später musste ich dann die Wahrheit schmerzhaft erfahren.Keiner wusste richtig Bescheid, aber jeder hat das Maul aufgerissen und so getan als ob.

Ist Euch eigentlich klar, dass es hier um Menschenleben geht? Wer übernimmt dann die Verantwortung, wenn der Junge auf Eure Ratschläge hört und doch auch auf die Schnauze fliegen sollte? PP? persönliches pech?

Ganz ehrlich, den ganzen Mist, den ich das letzte Jahrzehnt mit allen möglichen Behörden, Krankenkassen, Institutionen, Ämter und Gerichten erleben musste, den kann man sich auch ersparen.

Und wenn es alleine dadurch geschieht, dass man sich bei der Wahl seines Berufes zumindest eine Alternative offen lässt, die einem vielleicht nicht ganz so viel Spaß macht, die man dafür aber auch arbeiten kann.

Es geht hier nicht darum, dass er den Beruf des Erziehers sein lassen soll, sondern dass er sich wirklich bei Experten (und damit meine ich Neurologen aufwärts) den Rat holen soll, was er denn mit seiner Epilepsie wirklich machen kann.Daher mein Ratschlag

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Bobolina  23.06.2011, 10:49
@tobelix

Vielleicht mal an die eigene Nase packen: Es geht um mindestens ein Menschenleben, und zwar dass des Fragestellers! Und dann Träume zu zerstören, weil man selbst schlicht gefrustet ist, ist nicht fair!

Natürlich gibt es verschiedene Epilepsien - leider scheinst Du das irgendwie zu vergessen. Das mit dem Monitoring als einzig anerkannte Diagnostik aus Deiner Sicht, das zeigt schon ganz gut, dass Du ziemlich auf Deine eigene Epilepsie eingeschossen bist.

Wichtig aus meiner Sicht: Der Fragesteller sollte eben nicht nur Internet, Ärzte usw. befragen, sondern vielleicht einfach selbst zu den ARBEITGEBERN gehen. Ich denke dort kann man sich selbst im persönlichen Gespräch am besten eine eigene Meinung bilden!

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Hallo BeaR96 ! Ich bin schon seit 14 Jahren Erzieherin , seit drei Jahren habe ich eine Kindertagesstätte mit zwei Gruppen übernommen. Seit meinem vierten Lebensjahr habe ich schon Epilepsie . Ich habe noch zwei weitere Ausbildungen vorher gemacht . Aber mit dem Beruf der Erzieherin bin ich sehr glücklich und es macht mir sehr großen Spaß . Am 4. Februar diesen Jahres bin ich operiert worden. Man stellte im November letzten Jahres fest , dass ich einen Tumor hatte , welcher seit meinem 4. Lebensjahr die Anfälle auslöste. Ich bin seit der op anfallsfrei . Nehme zwar nur noch die Hälfte meiner vorherigen Tabletten. Aber ich bin sehr glücklich , es wahr kein Fehler nach langen Überlegungen mich operieren zu lassen. Die letzten Jahre hatte ich monatlich so viele Anfälle . Die Medizin half mir nicht mehr, da ich schon alles genommen hatte, was auf dem Markt war. Ab Oktober darf ich wieder in meiner Einrichtung nach dem Hamburger Modell arbeiten. Ich freue mich auf meine Einrichtung und meine Kollegen . Das einzige was ich seit der op nicht darf ist Auto fahren. Man sollte nach einer Operation mindestens zwei jahre anfallsfrei sein, da in der Zeit die Tabletten noch mehr runtergesetzt werden . Ich komme auch gut mit dem Bus zur Arbeit . Momentan besuche ich oft die Einrichtung , da mir alle sehr fehlen. Seit Ende Februar war ich in zwei rehas , da ich auf dem rechten Auge nach der op richtig sehen konnte. Um den heilungsprozess zu beschleunigen gehe ich jeden Tag zur osteopartie . Ein Beruf als Erzieher ist eine gute Wahl , da man hier keine Schichtarbeit tätigen muss, was der Gesundheit eines Epileptiker schadet. Ich wünsche deinem Freund eine erfolgreiche Ausbildung und viel , viel Spaß . Lg nadine36

Hallo BeaR96!

Ganz ehrlich, so leid es mir tut, ich würde ihm davon dringend abraten. Ich weiß selbst, Träume aufzugeben ist schwer, das ist aber nichts im Vergleich dazu, wenn seine Träume platzen sollten. Denn dann wird es nicht nur für ihn um ein vielfaches schwieriger und schmerzhafter.

Es hört sich jetzt vermutlich ziemlich hart an, aber das wichtigste mit einer Krankheit wie Epilepsie ist ein so realistischer Blick wie möglich. Da bleiben die Träume leider auf der Strecke.

Ein paar Gedanken sind mir auf die Schnelle gekommen, die es Dir bzw Deinem Freund vielleicht nachvollziehen lassen, warum ich so denke.

  1. Leichte Epilepsien gibt es nicht. Klar gibt es unterschiedlichste Arten und Stärken der Anfälle, aber im Umgang mit anderen Menschen, die einen nicht kennen, ist die Art und Weise des jeweiligen Anfalls absolut uninteressant. Die kennen nur das, was man so aus den Medien erfährt.

  2. Die Angst vor dem Unbekannten ist unheimlich stark. Und Epilepsie macht den Menschen Angst. Unheimlich! Es gibt sogar immer noch Leute, die Angst haben, sich daran anstecken zu können.

  3. Epilepsie muss nicht statisch sein. Der Gesundheitszustand Deines Freundes kann, muss sich aber nicht verändern. Das bedeutet jetzt nicht, dass sich seine Epilepsie verändert, aber evtl müssen Tabletten geändert werden und dadurch kann, ich wiederhole hier extra noch einmal, kann und nicht muss, sich auch das Bild der Anfälle verändern.

  4. Die Einschränkungen für die unterschiedlichen Kategorien der epileptische Anfälle kann man durchaus gut bei den verschiedenen Epilepsie Netzwerken bekommen. Das sind jedoch nur die rechtlichen und nicht die gesellschaftlichen Einschränkungen.

Für Deinen Freund bedeutet das:

  • Als Erzieher muss er die Aufsichtspflicht übernehmen können. Das kann er während einem Anfall eben nicht. Das gleiche gilt übrigens für Busfahrer,Altenpfleger, Krankenpfleger... eben für alle Berufe, in denen man die alleinige Verantwortung trägt. Alleine das Risiko, dass jemand zu Schaden kommt, weil ich meine Verantwortung nicht erfüllen konnte, wäre mir persönlich einfach zu hoch.

  • Sobald irgendein potentieller Arbeitgeber von der Epilepsie erfährt, hat Dein Freund keine Chance mehr eine Arbeit zu bekommen. Das Risiko ist den meisten zu hoch, dass etwas passieren könnte, sich die Eltern/Zeitung... darüber ärgern, wenn etwas passieren könnte, negative Publicity und, und, und.

  • Es können immer Änderungen im Anfallsbild auftreten. Ich hatte nach 3 Jahren Anfallsfreiheit, dafür einer Medikamentenleber, plötzlich wieder Anfälle. Meine Leberwerte sind zwar wieder in Ordnung, dafür musste ich mein Studium zum Lehrer aufgeben. Aufsichtspflicht ade, Traum vom Lehrer geplatzt!

Daher mein Ratschlag: Lieber auf Nummer Sicher gehen und etwas Lernen, dass man später auch arbeiten kann, als seine Energien auf etwas aussichtsloses zu verschwenden!

Das bedeutet jetzt nicht Trübsal zu blasen und den Kopf hängen zu lassen! Ganz im Gegenteil! Dein Freund hat eine Aufgabe bekommen, die es nun, so gut es geht, zu erfüllen gilt! Wenn Du ihm hilfst und ihn dabei unterstützt, dass er eine Alternative finden kann, die ihm vielleicht genauso viel Spaß machen kann, wie Erzieher zu sein, dann ist ihm schon geholfen.Und genau das ist auch seine Chance, denn ihm stehen immer noch viele Türen offen

Viel Kraft und Erfolg wünsche ich Euch!


Bobolina  13.06.2011, 17:13

Diese Antwort enthält fachliche Fehler! Insbesondere zum Thema Aufsichtspflicht werden hier falsche Informationen geliefert! Lehrer und Erzieher darf man nicht in einen Topf werfen: Lehrer werden i.d.R. verbeamtet, und das kann mit Epilepsie tatsächlich stecken. Erzieher nicht. Busfahrer etc. haben einen sogenannten Personenbeförderungsschein, auch den gibt es bei Epilepsie nicht, hat aber mit dem Erzieher nichts zu tun.

Angst vor Epilepsie gibt es überall, aber gerade darum sollte man aufklären und sich nicht verstecken. Warum nicht bei den Kindern anfangen- gibt es ein besseres Alter?Die Äußerungen zur "leichten Epilepsie" kann ich nicht nachvollziehen. Wenn jmd z.B. nur Absencen hat, was hat das dann mit dem Bild aus den Medien zu tun? Gibt es überhaupt ein Bild in den Medien? Würde mir eigentlich mehr Berichte wünschen!

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tobelix  15.06.2011, 17:10
@Bobolina

Gegenkommentar(leider) insbesonders zu den fachlichen Fehlern.

  1. Mit Epilepsie kann man verbeamtet werden, damit hat das nichts zu tun, wäre ich sonst nicht. :-) Wenn auch nur in der Verwaltung.
  2. Es gibt gewisse Richtlinien, die ich auch im Laufe meiner Reha und Krankenhausaufenthalte kennenlernen durfte. Auch die Tabellen, in denen festgelegt wird, was man mit welcher Epilepsieform denn alles schönes machen und arbeiten kann. Nur hat MOSES und co nicht immer mit der Realität zu tun.

Das schreibt einer der nach diesen Tabellen alles machen kann und darf, aber ob ich auch gelassen werde ist etwas anderes.

Mein Kommentar stammt leider auch aus eigenen Erfahrungen, insbesonders bei MIR (keine Zulassung als LEHRER) und meiner LEBENSGEFÄHRTIN (ERZIEHERIN bei einem katholischen Kindergarten, der mit Zustimmung des Integrationsamtes aus exakt diesem Grund - nämlich der Aufsichtspflicht gekündigt wurde). Beide mit Schwerbehindertenausweis und beide mit Epilepsie.

Zum Thema Abeits-Ausbildungsstelle finden:Im Laufe der letzten 5 Jahre habe ich mich bei über 300 Ausbildungsstellen beworben - nur im öffentlichen Dienst. Mit Angabe meines Behindertenausweises und damit nach §82 SGB IX einladungspflichtig.Bei weniger als 50 Stellen, sprich nicht einmal 1/4 der Dienstherren, die eigentlich mussten(!) wurde ich überhaupt zum Testverfahren eingeladen. Nach Jahren der Suche wurde ich dann endlich bei 1 Stelle genommen.

Tagsüber habe ich, wenn überhaupt, nur Absencen.Das hilft mir aber überhaupt nichts, wenn mir potentielle Arbeitgeber das nicht glauben wollen. Weil sie Angst davor haben, dass man ausfallen kann oder sich und andere dabei verletzt(!)Und genau das ist das Argument der Kindergärten, dass Sie dieses Risiko nicht eingehen können. Jedes Gegenargument ist da sinnlos. Nicht einmal Klage vor dem Sozialgericht hat im Fall meiner Lebensgefährtin etwas bewirkt. Abgelehnt!

Zum Thema Heilerzieher und Epilepsie.Dafür hatte ich mich im Zuge meiner Aubildungssuche auch beworben. Einhelliger Kommentar von allen Stellen, die ich Süddeutschland weit beworben hatte: Behinderte dürfen keine Behinderten betreuen.Punkt aus. Zumindest für sie und damit auch für mich.100% Absagen

Die ich übrigens auch bei meinen Bewerbungen als Krankenpfleger UND Altenpfleger erhielt. Die jeweiligen Stellen erhielt -Oh welch Wunder- ein Gesunder.

Im Grunde ist es jedoch auch verständlich. Die Verantwortlichen in der Personalabteilung sehen nicht in erster Linie die Person und was sie kann. Sondern mehr, was bringt dem Betrieb, egal welchem, die Anstellung. Ganz ehrlich gesagt würde ich - ohne meine eigenen Erlebnisse - vermutlich auch lieber einen "gesunden" Bewerber nehmen, als einen, bei dem ich schon von Grund auf, wenn auch nur unbewusst, damit rechnen muss, dass er einmal ausfällt.

Daher eben auch meine Empfehlung, nicht auf Lufschlösser setzen, sondern zumindest in der Hinterhand etwas Solides zu behalten. Das ersparrt Entäuschungen

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Bobolina  23.06.2011, 10:41
@tobelix

Also das ist jetzt wirklich sehr seltsam, denn allen Unkenrufen zum trotz bin ich in Süddeutschland tätig! Ich war auch schon im Ausland angestellt, ich bin immer offen mit der Epilepsie umgegangen, und es wurde immer, wirklich IMMER als VORTEIL gewertet. Nichts von wegen Behinderte betreuen keine Behinderten!

Letzteres ist auch wirklich nicht mehr zeitgemäß: Ich weiß sogar von Lernbehinderten und Menschen mit Trisomie 21 ( Down-Syndrom) die Menschen mit Behinderung bzw. Kinder betreuen. Das sind alles sehr moderne Konzepte.

Liegt es wirklich an der Epilepsie?

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MichaelSelm  27.06.2011, 02:19
@tobelix

@ tobelix

Wenn du nach über 10 Jahren noch nicht gerlernt hast mit deiner Krankheit um zu gehen, dann ist das Schade.

Es ist aber kein Grund hier falsche Informationen zu verbreiten und deinen Frust ab zu lassen.

Ich habe seit über 55 Jahre Epilepsie.Die Probleme mit Ämtern und mit Frust kenne ich auch.

Das ändert aber nichts daran das Bobolina und andere hier vernünftige Beiträge abgegeben haben im Gegensatz zu dir.

Und neben meiner Tätigkeit als Erzieher habe ich über 20 Jahre Jugendgruppenarbeit gemacht. Und die nächsten Jahre werde ich ebenfalls weiter mit Kindern und jungen Menschen arbeiten.

Du hast deine Träume begraben. Ich habe meine Träume umgesetzt und gelebt. Und tue es heute noch.

Nicht die Epilepsie ist entscheidend. Sondern wie man lernt mit ihr umzugehen.

Gruß Michael

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tobelix  13.08.2011, 20:00
@MichaelSelm

Ich finde es schön, dass Ihr mit Eurer Epilepsie auch den Beruf ergreifen konntet, den Ihr Euch gewünscht habt. Ich wünsche Allen, dass es die nächsten Jahre auch noch der Fall ist! Ernsthaft!

Schade finde ich hingegen, dass meine Beiträge als nicht vernünftig bezeichnet werden, bzw mir (bewusste?) Falschinformation unterstellt wird. Immerhin habe ich keinen Unfehlbarkeitsanspruch gestellt, sondern nur von meinen Erfahrungen berichtet.

Mit meiner Epilepsie kann ich durchaus gut leben. Frustriert bin ich auch nicht - eher im Gegenteil! Ich kann mit meinen Anfällen gut leben, die Leute, die mich dabei erleben und mich nicht kennen - nicht.

Meine Träume habe ich übrigens nicht begraben, oder mich davon von meiner Tätigkeit in der offenen Jugendarbeit (Seit nunmehr auch 20 Jahren) abhalten lassen.

Tatsache ist jedoch, dass hier einem jungen Menschen, ÜBER DESSEN GENAUES ANFALLSBILD HIER KEINER BESCHEID WEISS, aber jeder großes Wissen hat(?) Hoffnungen gemacht werden, die kein einziger von Euch erfüllen kann. Ist auch leicht, denn Verantwortung wird ja nicht übernommen.

Ich habe im Laufe meiner Krankenhausaufenthalten etc. zwischen 100 und 300 an Epilepsie Erkrankte kennenlernen dürfen/müssen. Kein einziger darunter hatte das gleiche Anfallsbild. Eine Handvoll davon konnte gerademal Ihr genaues Anfallsbild definieren. Und es waren nicht wenige, die ihren alten Job nicht mehr ausüben durften und sich deswegen komplett neu orientieren mussten.

Kann wer von Euch sagen, was der Freund für Anfälle hat? Ich nicht.

Weiß der Freund, was er für Anfälle hat? Ist für mich aus den Angaben nicht ersichtlich.

Daher finde ich es einfach unverantwortlich hier zu sagen, dass es für Ihn möglich ist, nur weil Ihr es auch könnt/konntet.

Nicht der persönliche Umgang mit seiner Epilepsie ist entscheidend, sondern die genaue Art der Epilepsie.

Vielleicht habe ich es ja mit meiner "Negativen Einstellung" geschafft, dass er sich zumindest eine Alternative überlegt und nicht aus allen Wolken fällt, wenn es doch nicht gehen sollte. Oder zumindest eine fundierte Beratung einholt!

Das war meine Absicht und wenn ich mich dafür zum Buhmann machen muss, dann mache ich das.

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Hallo, ich weiß zwar nicht genau, was Du mit einer leichten Epilepsie meinst (nur sehr selten Anfälle oder welche, die schnell vorübergehen?), aber das ist eigentlich auch schnuppe. Wenn Dein Freund einen vernünftigen Epileptologen (nicht Neurologen, die können mit dem Thema Epilepsie oft auch nicht viel anfangen) zu Rate zieht, dann hat er eigentlich ganz gute Chancen durch Medikamente anfallsfrei zu werden.Nichtsdestotrotz würde ich immer mit offenen Karten spielen, zwar nicht direkt im Bewerbungsschreiben, aber spätestens beim Vorstellungsgespräch. Am besten die Sache so schildern, wie sie ist - nichts verniedlichen und nichts dramatisieren - denn mit Offenheit kommst du immer noch am weistesten.Ich denke schon, dass Dein Freund durchaus noch Chancen hat, in seinem Traumberuf zu arbeiten, und das schon allein aus dem simplem Grund, dass MÄNNER MANGELWARE SIND in diesen "Weiberdomänen" und sich eigentlich jeder Kindergarten über ein männliches Pendant zu den etlichen weiblichen Wesen freut.Und noch was zum Thema lebenslanges Trauma für die Kinder:so ein Kokolores ist mir mein Lebtag noch nicht untergekommen! Man erklärt ihnen einfach, dass sowas mal passieren kann und sie keine Angst dafür haben müssen, und sie werden sich rührend um Deinen Freund kümmern, sollte er wirklich mal einen Anfall kriegen. Kinder haben da eigentlich keine Vorurteile, aber sie werden ihm hinterher Löcher in den Bauch fragen. Wenn's mehr nicht ist...Viel Glück für Deinen Kumpel!