Kann man mit einem Wirtschaftsinformatik-Studium immer noch Software-Entwickler werden?
Hi, ich habe letztens mit meinem Wirtschaftsinformatik-Studium begonnen und bin jetzt am Ende meines ersten Semesters. Grundsätzlich gefällt mir das Studium auch, nur ich merke ziemlich dass mir der Informatikteil deutlich mehr gefällt als der Wirtschaftsinformatik / BWL VWL Teil. Grundsätzlich ist die Verteilung zwischen Wirtschaft und Informatik ziemlich genau 50 50. Am Anfang deutlich mehr Wirtschaft / Grundlagenmodule, ab dem 3. Semester sind es 2 / 3 Informatikmodule (Algorithmen und Datenstrukturen, Datenbankensysteme usw).
Ich habe jetzt jedoch oft gehört, dass Wirtschaftsinformatiker am Ende viel mehr die Schnittstelle zwischen Informatik und BWL darstellen und zb häufig im IT Projektmanagement oder bei Anwendungssystemen wie SAP zu finden sind. Dass ein Wirtschaftsinformatiker am Ende ein Softwareentwickler ist soll eher selten vorkommen.
In dem Studienführer des Studiengangs der Universität steht zwar, dass Software-Engeneering auch zu den Berufsfeldern gehört die Wirtschaftsinformatiker ausüben können, jedoch habe ich von vielen Leuten mittlerweile etwas anderes gehört.
Demnach sei man in diesem Bereich strenggenommen ein "schlechterer Informatiker" und somit ein Schlechterer Softwareentwickler als jemand der reine Informatik studiert hat...
Auch die Verteilung der Fächer kommt mir irgendwie so vor, deutlich weniger Mathe als die Informatiker, keine Module wie technische oder theoretische Informatik, und dafür viele Grundlagendinge wie Rechnungswesen oder Mikroökonomik. Gerade in Leipzig ist die Verteilung eben sehr stark 50 50 und daher habe ich schon irgendwie das Gefühl dass mir wichtige Grundlagen für das Berufsfeld fehlen würden... Nicht zuletzt habe ich gerade mal ein einziges Programmiermodul in meinem Studiengang. Zwar dafür mit 3 mal die Woche am häufigsten, aber irgendwie trotzdem sehr begrenzt.
Also stimmt es, dass man als Wirtschaftsinformatiker in der Softwareentwicklung eigentlich nichts zu suchen hat, oder kann man auch als Wirtschaftsinformatiker Softwareentwickler werden ?
Und falls das so sein sollte, was sind die besten Möglichkeiten das ganze in die Richtung zu lenken ? Nochmal abbrechen und reine Informatik studieren ? Oder einen Master in Informatik hinterherschieben ? Sich weitere Programmiersprachen einfach eigenständig aneignen ?
LG Valentin
3 Antworten
Das du als Wirtschaftsinformatiker keinen Job in der SW-Entwicklung annehmen kannst stimmt nicht. Die wichtigsten Vorkenntnisse zum Entwickeln lernt man sowieso nicht im Studium, sondern man bringt sie sich idealerweise währenddessen selber bei durch eigene Programmierprojekte, o.ä.
Daher würde ich dir auch raten einfach das Wirtschaftsinformatik Studium weiterzumachen und nebenbei etwas Praxiserfahrung zu sammeln. Vielleicht durch eigene Projekte, oder durch eine Werksstudenten-Tätigkeit.
Bei mir im Studium gab es auch nur ein großes Programmierprojekt und ansonsten zwei Module in denen man programmiert hat. Das ist Standard an den Unis ... das Programmieren muss man sich selber beibringen.
Aber wenn du im 3.-5. Semester eine Werksstudentenstelle annimmst und bis dahin an eigenen Projekten arbeitest, reicht das doch auch völlig aus. Du kannst die Projekte bei github anlegen und so auch gut beim Vorstellungsgespräch erwähnen. Die meisten Studenten machen gar nichts neben der Uni zur Weiterbildung. 😅
Wenn man sich anschaut, was sich in der Softwareentwicklung so alles tummelt, bist Du als Bindestrich-Informatiker immer noch bei den Bestqualifizierten.
Zudem wäre auch das reine Informatik-Studium keine Softwareentwickler-Ausbildung.
Die entscheidende Frage ist, warum ausgerechnet die Software-Entwicklung Dir so wichtig ist: Für karriereorientierte Menschen ist das allenfalls in der Frühphase der Karriere eine erstrebenswerte Tätigkeit.
Naja ich habe jetzt nach einem Semester schon so einen groben Überblick bekommen was es alles für Möglichkeiten gibt, und mir gefällt das ganze Programmierzeugs doch mit Abstand am besten... Wir machen C++ in der Vorlesung, und das Modul ist, trotz des eher schlechten Profis mein absolutes Lieblingsmodul.
Mir geht es viel weniger um Karriere, sondern vielmehr dass ich am Ende das mache was mir Freude bereitet, und ich möchte nicht am Ende mit einem Uni Abschluss dastehen mit dem ich nicht das machen kann was ich möchte und das was mir Spaß macht.
Insofern hätte ich gerne einfach die Möglichkeit dazu, aber wenn du meinst dass das auch mit einem Wirtschaftsinformatik Studium möglich ist, dann ist das ja eh kein Problem.
Ich hänge mich zwar richtig ins Studium rein und investiere viel Zeit, und mir sind gute Noten auch schon wichtig, aber meine Motivation ist ehrlicherweise nicht, am Ende das dickste Gehalt abzusahnen.
Insofern danke dir für deine Antwort :)
Wenn du nach dem Studium eine Stelle in einem Software- oder Systemhaus findest, wirst du ziemlich frei sich, dich von deiner Tätigkeit her zu orientieren wie immer du möchtest.
Ganz anders bei einem Unternehmen, das in Sachen IT nur Endanwender ist. Bei denen wirst du sicher nicht als Software-Entwickler eingesetzt werden (auch deswegen, da sie Software-Entwicklungsarbeiten i.A. an Dienstleister geben, du dann also höchstens noch beim Schreiben notwendiger Pflichtenhefte mitwirken wirst).
Ich habe nach ein Jahr Wirtschaftsinformatik Studium( Bachelor ), direkt ein Job als Full Stack Developer bekommen.
( Habe auch viele Privat Projekte vorweisen können)
Davor war ich Elektriker, also sollte kein Problem sein.
Was hast du denn so für Projekte privat vorzeigen können? Wie "weitreichend" war das ganze denn?
nicht unbedingt komplizierte projekte.
Man lernt bei jeder Firma sowieso dazu, daher muss man nicht alles können von anfang an in der Regel
Also keine Ahnung, sowas wie kleine 2d spiele ?
Ja, das habe ich auch schon geschaut... Vor dem 3. Semester ist eine Themenbezogene Werkstudententätigkeit allerdings etwas schwer zu bekommen, kaum jemand nimmt dich im 1 Semester als Werkstudent in diesem Bereich..
Dass ich mir nach dem Studium Programmieren nochmal so richtig gut beibringen muss habe ich auch schon bemerkt, ich finde uns werden in erster Linie Konzepte über Softwarequalität, Dokumentation usw. Wirklich praktische Programmierprojekte wo wir dann etwas eigenes Entwickeln machen wir (bis jetzt) noch nicht, was ich irgendwie etwas schade finde.
Könnte aber auch an C++ liegen, bis man da wirklich Fortschritte sieht dauert es ja ein wenig.