Kann man im Weltall den Helm abnehmen und wieder aufsetzen ohne zu sterben?

6 Antworten

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Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium technische Physik, promoviert in Festkörperphysik

TheBaluu 
Beitragsersteller
 30.01.2020, 20:09

Wenn ich das richtig verstanden habe sind sie nach 40 Sekunden gestorben. Ein kurzen Moment vielleicht 5s könnte man also evt überleben :)

Danke für den Link!

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michiwien22  30.01.2020, 20:10
@TheBaluu

ich denke aber, dass man in diesen 5s derart schwere innere Verletzungen erfährt, dass man daran sterebn würde.

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Naja, einige Sekunden hast Du Zeit. Ob die aber reicht, festzustellen, was Sache ist, dann ohne Panik zu reagieren und den Helm wieder richtig aufzusetzen, ist eine andere Sache.

Aber wer nimmt aus welchem Grund schon seinen Helm im Weltraum ab? Normalerweise haben Astronauten andere Dinge zu tun. Das sollte selbst im Film berücksichtigt werden.

Man darf eine US-Serie nicht mit der Realität verwechseln! Was ist, wenn die Helden alle sterben würden? Drehbücher und Wirklichkeit sind zwei verschiedene Dinge. Ich verstehe nicht, wie sich Leute auf solche Filme beziehen und etwas reales dahinter vermuten können.

Es geht um Unterhaltung, mehr nicht!


TheBaluu 
Beitragsersteller
 30.01.2020, 20:02

Natürlich gäbe es keinen Grund ihn abzunehmen. Es geht mir nur um die Grundsatzfrage ob es möglich wäre. Die Serie hat mich nur zu dieser Frage inspiriert.

Denn welcher normal Bürger würde schon denken dass das möglich wäre, die würden einen für verrückt halten.

Trotzdem Danke :)

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Das ist prinzipiell möglich. Wäre eine enorme Belastung für das Venensystem, und je nach Dauer können da gravierende gesundheitliche Schäden entstehen. Aber so mal eben Helm ab, Schweiß abwischen (der dann aber eh in nullkommanischts verdampft) und wieder aufsetzen ist machbar - wenn auch fürchterlich unangenehm.

Eine große Gefahr sehe ich darin, dass der Helm vom Luftdruck im Raumanzug davongeschleudert wird.

Also gut festhalten!

Hm. Kommt drauf an, wo der Astronaut sich befindet, nicht wahr?

Im Raumanzug herrscht gegenüber dem Weltraum Überdruck. Den braucht der Astronaut, damit seine Körperfunktionen ordentlich ablaufen.

Den Helm abzunehmen führt also zu einer plötzlichen Dekompression.
Gut, dass da der Kopf explodiert oder Ähnliches ist Quatsch.
Aber dennoch darf man sich fragen, wie gesund das sein kann.
Was könnte also passieren? Im Blut könnte es zum Ausperlen von Stickstoff kommen. Das nennt man Taucherkrankheit, die zum Tode führen kann.
Aber sicher nicht im Nu.

Also Helm wieder aufgesetzt, den Druck wiederhergestellt und ab zurück ins Raumschiff. Da kann dann der Bordarzt gucken, ob alles noch ok ist.

Gruß

G.H.


TheBaluu 
Beitragsersteller
 30.01.2020, 02:20

Könnte also klappen:)

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TheBaluu 
Beitragsersteller
 30.01.2020, 02:47
@GunnarHeinrich

Nächste Woche bei Wetten dass :) Wäre aber bestimmt ein aufregendes Gefühl

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Franzmann0815  30.01.2020, 05:32
@TheBaluu

"Das nennt man Taucherkrankheit, die zum Tode führen kann. Aber sicher nicht im Nu"

Ein Bekannter von mir hat sich nach einem Tauchgang entkleidet, sagte: "och mir ist schwindelig", viel um und war Tot. Er hat nur einen kleinen Fehler bei einem Tauchgang gemacht und es ging schlecht für ihn aus.

Im Weltraum würde diese Dekompression vermutlich zum sofortigen Tot kommen. Das köpfe platzen kann ich mir aber auch nicht vorstellen.

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GunnarHeinrich  30.01.2020, 05:43
@Franzmann0815

Ja, das mit den platzenden Körpern und Augen und so ist eine Erfindung von iwelchen Regisseuren und Drehbuchautoren

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SirKermit  31.01.2020, 05:26
@Franzmann0815

Bei einer Druckdifferenz von 0,3 bar ist die Dekompression in etwa so groß wie das auftauchen aus 3 Metern Wassertiefe. Wo siehst du ein Problem?

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SirKermit  31.01.2020, 07:04
@Franzmann0815

aus https://de.wikipedia.org/wiki/Raumanzug

"Damit sich der Anzug im Vakuum nicht übermäßig aufbläht und den Raumfahrer unbeweglich macht, wird der Druck im Anzug im Vergleich zur Erdatmosphäre so weit wie physiologisch möglich gesenkt. Je nachdem, in welcher Atmosphäre der Raumfahrer sich vor dem Ausstieg befunden hat, ist daher eine Anpassung an den reduzierten Druck erforderlich, um eine Dekompressionserkrankung zu verhindern. So muss beispielsweise auf der ISS ein Außenbordeinsatz im Raumanzug durch das mehrstündige Atmen von reinem Sauerstoff vorbereitet werden, da die Gasatmosphäre in den Wohnmodulen weitgehend der Erdatmosphäre entspricht (21 Prozent Sauerstoff, 78 Prozent Stickstoff, 1014 Hektopascal Druck). In den Raumschiffen des Apolloprogrammes wurde nach dem Start eine reine Sauerstoffatmosphäre hergestellt. Ein Ausstieg im Raumanzug war daher ohne ein solches 'Camp out' möglich. "

aus https://www.spektrum.de/magazin/wissenschaft-im-alltag-der-raumanzug/826975

"Wie ein Rucksack wird das "primäre Lebenserhaltungssystem" auf dem Rücken getragen. Es regeneriert die ausgeatmete Luft: Kohlendioxid wird entfernt, Sauerstoff hinzugegeben. Der Druck im Anzug beträgt nur 0,29 bar reinen Sauerstoff. Das hat zwei Gründe. Der geringere Luftdruck erleichtert Bewegungen im Beinahe-Vakuum des Weltraums und der Anzug selbst muss nicht so widerstandsfähig gebaut sein. Allerdings müssen die Astronauten vor dem Anziehen reinen Sauerstoff voratmen, um die Konzentration des im Gewebe gelösten Stickstoffs zu reduzieren. Andernfalls könnte die Umstellung auf die niedrigen Druckverhältnisse im Anzug eine Art Taucherkrankheit auslösen. "

(Unterstreichung von mir)

Noch ein Wort zur Taucherkrankheit:

vorab dazu aus https://de.wikipedia.org/wiki/Dekompressionskrankheit

"Der Überbegriff Dekompressionskrankheit umfasst die Schäden durch[1]

   Gasblasenbildung durch überschüssiges Inertgas (meist Stickstoff, bei Spezialatemgasen auch Helium und Wasserstoff) = Caissonkrankheit oder Dekompressionskrankheit (DCS)

   Druckbedingter Einriss zentraler Lungengefäße mit darauf folgenden gasembolischen Verschlüssen (arterielle Gasblasenembolie, AGE)"

Da ein aktueller Raumanzug bei einer reinen Sauerstoffatmosphäre arbeitet, ist die Gefahr der Gasblasenbildung durch inerte Gase wie Stickstoff nicht möglich, da es keinen gibt, denn der Astronaut einatmen könnte.

Vor einem Ausstieg wird er ja schließlich dekomprimiert. An der Stelle könnte es geschehen, aber nicht beim eigentlichen Aufenthalt im Raumanzug selber.

Das heißt nicht, dass es total ungefährlich ist, seinen Helm kurz abzusetzen, aber eine klassische Dekompression wie beim Tauchen halte ich für unmöglich.

Nachsatz: die amerikanische Raumfahrt nutzte bislang immer die 0,3 bar während der gesamten Missionen, da das die Konstruktion der Raumfahrzeuge deutlich leichter macht. Nach dem Brand von Apollo 1 ist man dazu übergegangen, für die Startphase die 1 bar Normalluft zu nehmen und dann während des Aufstieges ins All sukzessive die Atmosphäre auf 0,3 bar und reinen Sauerstoff zu ändern.

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Franzmann0815  31.01.2020, 07:22
@SirKermit

oh, OK. Ich dachte die haben 1 bar. 0,3 klingt wirklich nicht allzu schlimm. Vielen Dank für die Aufklärung.

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Wahrscheinlich geht das wirklich gut. Aktuelle Raumanzüge haben einen Innendruck von ca. 0,3 bar, das ist die Druckdifferenz, die einem Tauchgang von 3 Metern Tiefe entspricht.

Mit solchen Kräften wird unser Körper recht gut fertig, wenn du auf der Toilette sitzt und so richtig drückst, dann entsteht in der Lunge ein Überdruck von bis zu 0,5 bar.