Kann man im Koma Gespräche hören?
Hey Leute, Ich wollte fragen, ob jemand weiß, ob man im Koma Leute hören kann. Wenn jemand sogar aus Erfahrung sprechen könnte wäre das hammer! Weil momentan liegt eine gute Freundin im Koma...
Lg Dominik
23 Antworten
nach meiner etwa dreiwöchigen koma-erfahrung: JA, zumindest teile von unterhaltungen am bett sind in meinen sehr langen komatraum eingeflossen und einige der medizinisch notwendigen maßnahmen habe ich quasi miterlebt, da sich mein traum in einer riesigen klinik abspielte. ich habe zwar meine besucher nicht gesehen, habe sie aber manchmal sprechen gehört, allerdings war ich zu keiner zeit fähig, nach aussen zu reagieren. das spielte sich nur in meinem kopf ab.
konntest du jedoch die Gespräche richtig im Inhalt mitverfolgen, also weißt du worüber geretet wurde?
im nachhinein kann ich nur sagen, dass einzelne gesprächsfetzen in meinem bewußtsein angekommen sind. beispiel: es wurde vom med. personal diskutiert, ob man mein blut mit NOCH mehr sauerstoff anreichern sollte, weiterhin die anweisung an untergeordnetes personal, dass der behälter mit ringerlösung erneuert werden sollte. besonders unangenehm war, dass ich ständig durst hatte, aber nichts zu trinken bekam, sondern dass mir der mund mit irgendwelchen wattestäbchen mit zitronengeschmack ausgewischt wurde. im nachhinein ulkig: ich wurde von dunkelhäutigen menschen behandelt, die rote turnhosen trugen. außerdem wurden mir, obwohl ich ja niemals etwas gegessen habe häufig die zähne geputzt. ob das nun wirklich so war, müsste ich erst nachfragen.
Ich würde auch gern wissen wie sich das mit Zeitgefühl im Koma verhält.
DH!
Und tut mir leid, dass du das erleben musstest. Ist sicher keine schöne Erfahrung!
Stelle mir das übel vor, wenn dann so nach 5 Jahren darüber geredet wird, ob Abschalten die einzige Lösung ist und so, während man quasi bei halben Bewusstsein dabei zuhört. Oder gibts das "erwirdnichtmehraufwachenschaltetihnab"-Zeugs nur im Fernsehn?
Nein, dieses 'erwirdnichtmehraufwachenschaltetihnab'- Zeugs gibt es nicht nur im Fernsehen und ist eine äusserst schwierige Frage für alle Angehörigen. Wenn du nicht möchtest, dass deine Angehörigen sich eines Tages allenfalls ebendiese Frage stellen müssen (ich hoffe natürlich nicht, dass du überhaupt erst in eine solche Situation kommst), dann kannst du die jederzeit selbst beantworten und eine Patientenverfügung erstellen. In dieser kannst du genau Festlegen, welche Lebenserhaltenden Massnahmen du gewährst, ggf. wie lange, welche eingriffe bei welchen Risiken etc. Dies dient einerseits dazu sicherzustellen, dass dein Wille auch dann zählt, wenn du nicht fähig bist ihn mitzuteilen, zum anderen nimmt er deinen Angehörigen diese Fragen ab. Ebenso kannst du in einer Patientenverfügung auch bestimmen, was mit deinen Sterblichen Überresten geschieht.
Angeblich JA. Sie können wohl viel hören, sich natürlich aber nicht verständlich machen. So wurde mir erzählt von jemandem, der im Koma lag, er habe viele Gespräche der Schwestern und Ärzte mitbekommen, ohne diese zuordnen zu können. Nicht umsonst sagt man ja, man soll mit den Komapatienten reden, dieses würde sie evtl. zurück ins Leben holen - genauso hat es ja schon Fälle gegeben, da sind die Leute über Musik zurück ins Leben....Nie die Hoffnung aufgeben und deiner Freundin alles Gute! Geh sie besuchen, wenn du darfst und erzähl ihr von deinem Tag, von gemeinsamen Unternehmungen...wer weiß!
Lieber Dominik,
Du hast ja inzwischen schon so viele Antworten bekommen, sogar von Menschen, die selbst im Koma gelegen haben und es viel besser beurteilen können. Ich kann selbst nur von der Erfahrung mit meiner Oma erzählen. Sie lag nach einem Hirnschlag im tiefen Koma und die Ärzte sagten mir, daß sie nur noch ein oder zwei Tage leben wird. Die einzigartig netten Krankenschwestern fragten mich, ob ich bei ihr bleiben möchte. Ich war völlig unvorbereitet darauf, habe aber sofort ja gesagt. Ich habe dann drei Tage und Nächte mit ihr in dem kleinen Zimmer verbracht. Habe sehr viel mit ihr geredet und ihre Hand gehalten. Ich kann natürlich nicht sagen, wieviel und was sie davon tatsächlich mitbekommen hat. Äußerlich war sie völlig reglos. Aber ich bin 100% sicher, daß sie etwas mitbekommen hat.
Meine Oma war seit vielen Jahrzehnten fanatisches Mitglied einer religiösen Sekte. Während sie im Krankenhaus lag, kam einer ihrer Sektenbrüder dorthin und hat versucht, sich von den Schwestern ihren Schmuck aushändigen zu lassen. Über diesen Diebstahlsversuch hat sich mein Onkel furchtbar aufgeregt. Als er am zweiten Tag zu Besuch kam und davon hörte, stand er vor ihrem Bett und hat ein paar .. nennen wir es "weniger freundliche Worte" ggg über diesen Mann und die Sekte losgelassen. Und mit einem Mal gab meine Oma ein ganz lautes, düsteres "Grunzen" von sich. Wer sie kennt, weiß, daß sie "im Normalzustand" in diesem Moment meinem Onkel an die Gurgel gegangen wäre, denn sie hat NICHTS auf diese Sekte kommen lassen. Und sie konnte schimpfen, öha...!! ;-) Das war das einzige mal in der ganzen Zeit des Komas, daß sie ganz offenbar versucht hat, sich bemerkbar zu machen. In den Stunden nach dem Besuch meines Onkels war auch ihre Atmung viel hektischer und "aufgeregter". Ich habe dann beruhigend auf sie eingeredet, habe ihr versichert, daß alles in Ordnung ist, daß sie sich nicht aufregen muss, daß wir auch ihr Testament respektieren werden, in dem sie (das wußten wir zu dem Zeitpunkt schon), ihr gesamtes Vermögen der Sekte vermacht hatte, usw. Danach atmete sie wieder merklich entspannter.
Ich hatte viele Jahre vor diesem Hirnschlag keinen Kontakt mehr zu meiner Oma, weil sie durch diese Sekte völlig von ihrer Familie isoliert worden war. Während des Komas habe ich mit ihr auch darüber gesprochen und ihr gesagt, wie schade das sei aber wie schön es auch wäre, daß wir jetzt zusammen wären usw, ich will Dich nicht mit Details langweilen. Aber während ich so bei ihr saß, darüber sprach, und ihre Hand hielt, habe ich ein ganz ganz ganz schwaches, kurzes "Drücken" ihrer Hand gespürt. Ich glaube auch nicht, daß das nur ein Zufall war. Ich habe während der gesamten Zeit, die ich dort mit ihr verbrachte, immer ihre Hand gehalten und da war nie so etwas zu spüren.
In der Nacht, als meine Oma dann starb, hatte ich mir aus dem Besucherraum eine Bibel geschnappt, saß bei ihr am Bett und habe ihr daraus vorgelesen. Da sie so tief religiös war, dachte ich, daß sie das freuen würde. Und ich kann Dir nur sagen, daß nach 10-15 Minuten ihre Atmung viel entspannter und gleichmäßiger war, sie wirkte völlig "zufrieden", irgendwie gelöst. Natürlich lag sie nach wie vor reglos dort und konnte nichts sagen. Aber man merkte es ihr trotzdem deutlich an. Während ich noch las, ist sie dann auch gegangen.
Ich bin wirklich völlig unvorbereitet in diese Situation gegangen und konnte auch niemanden um Rat fragen. Aber aus dieser Erfahrung heraus kann ich Dir nur empfehlen: Rede mit Deiner Freundin, als wäre sie wach, auch wenn Du Dir dabei vielleicht anfangs komisch vorkommst. Ich bin sicher, daß sie etwas mitbekommt und Du ihr dadurch helfen kannst. Bedenke immer, daß sie mitbekommen könnte, was um sie herum gesprochen wird (keine Lästereien oder Dinge, die sie aufregen könnten!!). Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und Deiner Freundin, daß sie gesund wird und bald wieder aufwacht!! Liebe Grüße, Christine
Vielen vielen Dank! Es tut mir wirklich sehr leid für dich! :/
Und mittlerweile ist sie wieder aufgewacht...gottseidank!
Hallo Dominik, das ist ja super!!!! Ich freue mich, daß es Deiner Freundin wieder besser geht. Ist es zu neugierig, zu fragen, ob sie sich an etwas aus der Zeit des Komas erinnert ??? Das würde mich sehr interessieren. LG, Christine
Hey! Ich wollte dir nicht antworten,sind ja schon sehr gute und hoffentlich hilfreiche Antworten dabei?! Ich wollte dir nur viel Glück wünschen.Das mit deiner Freundin wird schon wieder.Du kannst ja mal, wenn du bei ihr bist,irgendetwas schönes und was sie mag vorlesen.Es soll auch schon vorgekommen sein,dass Menschen dann aufwachen... Und ein Koma ist auch nur ein Schutz für den Körper ,damit er die Schmerzen,... nicht richtig mitbekommt. Velleicht ist deine Freundin auch schon wieder aufgewacht?!Ansonsten -glaub immer daran dass sie irgendwann wieder aufwacht!!
LG,Pippa95
Erst einmal tut es mir sehr leid für Deine Freundin... Ich bin sicher, dass Komapatienten ihre Umwelt über das Hören wahrnehmen können, dazu gab es auch einen interessanten Artikel:
http://www.stern.de/gesundheit/gesundheitsnews/komapatientin-und-sie-hoert-uns-doch-649218.html
Fühlte sich die Zeit genauso schnell an, wie in einem normalen Traum (8 Stunden = gefühlte 20-30 Minuten) oder fühlte es sich auch wirklich nach 3 Wochen an?