Kann man Gott in einer Fiktion nachweisen?

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Hallo EinSuender,

nehmern wir mal an wir sind eine solche Fiktion - ich mag das mit einer Matrix (mit Gedanken an den gleichnamigen Film) vergleichen. Dann gäbe es eine vermutliche Organisation, die diese Matrix betreibt - und vorausgesetzt, sie hätte technologisch die Möglichkeit dazu.

Sofort stellt sich die Frage, was mit dieser Organisation: auch bewusste Lebewesen, ist. Wir sind dann schnell geneigt, diese Lebewesen als Gottheiten zu betrachten. Aus einem eigenen hierarchischen Denken heraus müsste es ggf. irgendeinen Chef, dann Gott, dort geben. Im weiterhin hierarchischen Denken müsste dem Chef irgendwie "gut" getan werden, dass er veranlasst, die Matrix wieder so zu betreiben, dass sie Erwartungen einzelner Individuen in der Matrix entgegenkommt.

Die Physik wäre rein auf die Matrix beschränkt und könnte nur sie beschreiben. Sie käme dort, wo die Matrix endet (z.B. beim Urknall oder in schwarzen Löchern) an Grenzen.

Da diese Gottheiten mit dem Betrieb der Matrix - und ggf. mit vielen anderen Dingen auch noch - Prozesse führen, also leben, wären sie auch ein Teil der Raumzeit, die sich in der Matrix physikalisch beschreiben lässt. Die Welt der Gottheiten wäre also zugänglich, wenn auch nicht über die Matrix hinaus beobachtbar oder messbar (dafür hätten die Designer der Matrix hinreichend gesorgt).

In der Matrix wäre das Zusammenwirken von Elementarteilchen - Teilen des Matrix-Modells - und damit auch Atomen, Molekülen, Verbänden daraus und letztlich dem biologischen Leben engineered und auch bestimmbar. So wäre das Verhalten von Individuen in der Matrix entweder vorprogrammiert oder auch steuerbar.

Die Service-Schnittstelle zu letzterem müsste aus der Matrix heraus wahrnehmbar sein. Sie könnte aber auch verborgen werden, damit man sie eben nicht wahrnimmt.

Es wäre also alles möglich - und wir kommen wieder auf die anfängliche Frage zurück, was mit den Betreibern der Matrix los ist. Aus was bestehen diese? Was ist deren Hintergrund. Wie wirken deren Bestandteile so zusammen, dass sie letztlich diese Matrix können?

Wir haben damit das Problem woandershin verlagert - nur, weil wir diese Matrix postulieren wollen. Es könnte auch anders sein - und wir sind keine Matrix, wir sind echt. Doch was bedeutet dann "echt"? Lassen wir das Attribut weg, dann sind wir einfach.

Warum es all das, was unsere Welt, ja unsere Raumzeit, ausmacht, gibt, was dessen Konzept, das sich in der Physik ausdrückt, ist, werden wir vielleicht eines Tages einmal denken wenn nicht sogar erforschen können. Das könnte dann das Ende jeglicher postulierten Gottheiten sein.

Es bleibt noch die Frage nach unserer eigenen Identität, die wir ja wahrnehmen. Wir können diese Frage nicht mehr mit Mitteln der Raumzeit beantworten und geraten über die Raumzeit "hinaus". Dieses "Jenseits" wäre raumzeitlos, sonst wäre es Teil der Raumzeit. Wollen wir etwas Raumzeitloses beschreiben, kommen wir nur auf ein Sein - und damit wieder zurück auf das Thema, dass wir einfach sind. Und so sei auch einfach die Raumzeit - auch wenn sie wie eine engineerte Matrix erscheinen mag.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

EarthCitizen20  26.04.2022, 08:44

Hallo EinSuender,

hab vielen herzlichen Dank für den Stern. Ich freue mich sehr, wenn ich Dir habe helfen können.

Ich denke, dass sich in der Vergangenheit die Menschen diese ganze Thematik mit einem Glauben recht einfach gemacht hatten. Da waren es eher die Philosoph*innen, die sich dann mit der Materie tiefer befassen wollten.

Als die Glaubensinhalte entstanden sind, war für viele Menschen die Welt noch sehr klein: auf die gerade mal erreichbare Umgebung beschränkt. Von Kosmologie hatte man noch keine Ahnung. Und was mit Gott los wäre, hatte auch niemand so recht hinterfragt.

Mit vielen lieben Grüßen
EarthCitizen

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Warum leben wir in einer Fiktion, wenn alles aus Atomen besteht?

Scheinbar hast Du eine neue Form des Konstruktivismus erfunden.

zuerst mal: im Buddhismus gibt es keinen Gott.

der Buddhismus erklärt tatsächlich, dass es DIE Wirklichkeit gar nicht gibt, sondern alles Illusion ist.
wenn zwei Menschen exakt die selbe Situation, oder denselben Gegenstand betrachten, sieht doch jeder der beiden etwas anderes.

das Problem an der Festigkeit von Gegenständen ist, dass diese und wir alle aus Atomen bestehen, die in größerem Maßstab betrachtet seeeeeeehr viel Platz enthalten und nur sehr wenig Substanz. Die Abstände zwischen dem Atomkern und den Elektronen sind riesig, und auch die Protonen und Neutronen bestehen aus Quarks, die wiederum recht großen Abstand voneinander haben.

natürlich ist das eine winzige submikroskopische Skala, aber dennoch nicht fest.
wir aber empfinden Gegenstände als fest, können nicht einfach durch eine Tischplatte hindurchgreifen.

diese Festigkeit ist aber laut dem Buddhismus nur ein Konzept, eine Illusion, weil unser Geist das nicht begreifen kann, die Illusion nicht durchschauen kann.


EinSuender 
Beitragsersteller
 25.04.2022, 05:51

Stimmt. Weil wir glauben, dass sie fest ist.

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weil alles aus Atomen besteht, de facto also nichts so ist, wie wir es sehen

Hä? Beispielsweise ein Baum ist also gar kein Baum, sondern nur eine Ansammlung von Atomen. Oder wie soll ich dich verstehen?

Das ist doch aber allgemein bekannt. Ich verstehe aber nicht, was daran nun Fiktion sein soll. Der Baum ist ja weiterhin ein Baum. Dass wir die Atome, aus denen er besteht, nicht mit bloßem Auge sehen können, macht den Baum nicht weniger real.

Wie kann man eigentlich auf die Idee kommen, dass man die Realität wie Gott in einer Fiktion nachweisen könnte?

Keine Ahnung, sag du es mir. Denn du hast diese Idee doch erst mit deiner Frage formuliert. Und um ehrlich zu sein, verstehe ich die Frage auch nicht. Denn, dass Gott die Realität in einer Fiktion nachweisen könnte, ergibt für mich nicht den Hauch eines Sinns. Klingt eher danach, als hätte jemand was geraucht und reiht zufällig Wörter zu einem Satz zusammen. Vielleicht könntest du deine Frage daher neu formulieren, damit auch ich sie verstehen kann.


EinSuender 
Beitragsersteller
 25.04.2022, 05:54

Genau so ist es. Ein Baum ist genau genommen nichts anderes als die Ansammlung von Atomen. Das Du einen Baum siehst, den Du angreifen kannst, ist daher reinste Fiktion.

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Callidus89  25.04.2022, 08:58
@EinSuender

Ja eben nicht. Der Baum ist ja trotzdem real und nicht fiktiv, denn die Atome aus denen er besteht sind real.

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EinSuender 
Beitragsersteller
 26.04.2022, 05:19
@Callidus89

Nein. Ist er nicht. Er ist es nur, weil wir daran glauben, dass dieser Baum existiert.

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Callidus89  26.04.2022, 07:49
@EinSuender

Demzufolge existiert nichts. Weder ein Baum, noch du oder dein Glaube.

Und trotzdem führen wir diese Diskussion, obwohl ja keiner von uns real ist?

Das ergibt für mich absolut keinen Sinn.

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Callidus89  26.04.2022, 07:53
@EinSuender

Der Glaube ist frei. Also glaub woran du willst.

Ich teile deinen Glauben aber kein Stück.

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