Kann man die große Hungersnot in Irland als Genozid auffassen?

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Manche Iren nennen den UMGANG Englands mit der Hungersnot aufgrund der Kartoffelfäule Genozid, weil Millionen Iren in dieser Zeit starben bzw. zur Auswanderung gezwungen waren. Dass das englische Verhalten gegenüber den wirklich bettelarmen Iren damals  (gnadenloses Auspressen der Pächter und Kleinbauern durch englische Landbesitzer) ein Verbrechen war, steht außer Frage, doch glaube ich nicht, dass es völkerrechtlich als Genozid einzustufen ist. 

"The Great Famine" ist aber jedenfalls eine Zeit, welche im irischen Bewusstsein  niemals vergessen wird und immer irgendwie anti-englische Ressentiments fördern wird.


BalTab  10.03.2016, 18:40

Das kann man, genau wie den Holodomor in der UdSSR durchaus als Völkermord bezeichnen. Aber darüber kann man andererseits auch streiten.

Wikipedia:



Die Konvention definiert Völkermord in Artikel II als „eine der
folgenden Handlungen, begangen in der Absicht, eine nationale,
ethnische, rassische oder religiöse Gruppe als solche ganz oder
teilweise zu zerstören:



a) das Töten von Angehörigen der Gruppe
b) das Zufügen von schweren körperlichen oder seelischen Schäden bei Angehörigen der Gruppe
c) die absichtliche Unterwerfung unter Lebensbedingungen, die auf
die völlige oder teilweise physische Zerstörung der Gruppe abzielen
d) die Anordnung von Maßnahmen zur Geburtenverhinderung
e) die zwangsweise Überführung von Kindern der Gruppe in eine andere Gruppe“






a) wäre zweifelhaft, c) trifft aber durchaus zu.

Aber wie gesagt: da kann man drüber streiten

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Bswss  11.03.2016, 13:49
@BalTab

Jetzt bekommst Du ganz sicher von der RUSSO-PUTINESIEN-Fraktion hier bei GF verbale Prügel.  Chersky, aptem & Co, wo seid ihr?

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Ja, es starben 1 Millionen Menschen in 4 Jahren. 5 Millionen wanderten bis zum Beginn des 1. Weltkrieges aus. Dies alles bei einer Ursprungsbevölkerung von 8.5 Millionen. Und wir wissen wohl alle, das die Regierung und das Königshaus in London, seine katholische Besitzung Irland nicht ausstehen konnte, weshalb man schon im 17. Jahrhundert in Nordirland Englische und Schottische Protestanten ansiedelte. Die Hungersnot selber wurde zwar nicht direkt von London aus befohlen, aber der Umgang mit der Hungersnot war es. Insbesonders deshalb weil England kein 3. Welt Land war, sondern eine Supermacht. Man hätte es sich sehr wohl leisten können seiner Irischen Bevölkerung zu helfen.

Ich kenne zwar den Kontext der Hungersnot nicht, jedoch ist ein Genozid ein Völkermord. So würde ich diese Frage mit nein beantworten.