Kann man das Kraftwerk in Saporitschia in die Luft sprengen ohne dad Strahlung freigesetzt wird?

6 Antworten

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Das hängt davon ab was man darunter versteht, Saporischschja in die Luft zu sprengen.

Sprechen wir davon das gesamte Kraftwerk komplett mit allem drum und dran in die Luft zu sprengen?

Das ist praktisch unmöglich. Dafür bräuchtest du ganze Kilotonnen TNT die an den richtigen Stellen angebracht sind. Kernkraftwerke sind die härtesten (im militärischen Sinne) zivilen Strukturen, härter als die meisten militärischen Ziele.

Gerade diese sowjetischen Anlagen wurden errichtet um einer Atombombenexplosion standzuhalten.

Also kann man es überhaupt komplett sprengen? Nicht realistisch.

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Kann man Teile des Kernkraftwerks sprengen, ohne dass Strahlung frei wird? Absolut. Nur ein sehr kleiner Teil so eines Kernkraftwerks enthält strahlende Elemente: Das innere des Reaktors, die Abklingbecken und ggf. Zwischenlager für abgebrannte Brennstäbe.

Wenn die russen zum Beispiel die Umspannwerke sprengen oder die Turbine oder das Verwaltungsgebäude oder die Kantine wird zwar die Funktion des Kraftwerks erheblich eingeschränkt, wahrscheinlich auf Jahre, doch es wird keine Radioaktivität frei.

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Eine Sprengung anderer Teile könnte Radioaktivität freisetzen.

Zum Glück ist das KKW inzwischen kalt. Das ist ein "Problem" bei der Verbreitung radioaktiver Verstrahlung. Die Brennstäbe, abgebrannt oder frisch, sind gepanzert und schwer. Bei einer Katastrophe wie Fukushima (bei der es 0 Tote durch Strahlung gab) wurde Radioaktivität frei, weil der noch nicht abgekühlte Reaktor Wasserstoff erzeugte. Der entzündete sich, die Explosion beschädigte die Außenhülle und der Wasserdampf konnte radioaktives Tritium und Jod (das ebenfalls durch die Hitze frei wurde) in die Umwelt tragen.

In europäischen und US-Kernkraftwerken wäre die gleiche Katastrophe übrigens ausgeschlossen weil passive Rekombinatoren im Reaktorraum verhindern, dass sich Wasserdampf in Wasserstoff und Sauerstoff aufspaltet. Ich weiß nicht ob Saporischschja solche Rekombinatoren hat.

In Tschernobyl war es das Grafit, das radioaktive Partikel durch die Hitze bis weit in hohe Atmosphärenschichten brachte wo es dann als Fallout nieder gehen konnte. Grafit war als Moderator im Reaktor. Saporischschja benutzt, wie auch alle westlichen Kernkraftwerke, Wasser als Moderator. Deshalb ist es ausgeschlossen, dass radioaktives Material weit in die Atmosphäre gelangt weil es schlicht keinen Prozess gibt der es dorthin transportieren könnte.

Was russland tun könnte wäre Brennelemente sprengen. Das Uran oder Spaltungsprodukte darin sind sehr schwer. Sie würden so weit fliegen wie die Explosion sie trägt. Sie würden nicht in den Wind übergehen und da sie nicht wasserlöslich sind, würden sie keine Gewässer verschmutzen (Wasser ist ein starker Strahlenisolator).

In diesem Fall wären die Fragmente der Explosion zwar ein erhebliches Sicherheitsrisiko für ukrainische Truppen oder Zivilisten die später dorthin zurück kehren, wären aber keine große Bedrohung darüber hinaus.

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Das Potential für eine Strahlenkatastrophe ist also sehr gering. Schlimmstenfalls würden wir einen Totalverlust des Kraftwerks sehen was für die Ukraine ein gewaltiger wirtschaftlicher Verlust wäre der ihnen den Wiederaufbau nach einer Befreiung viel schwieriger machen würde.

russland spielt hier mit unserer Strahlenangst, die in diesem Fall übertrieben ist.

Der Neubau von 5,7 GW Kernkraftwerken würde locker um die 50 Milliarden Euro kosten und im besten Fall 10 Jahre dauern.

Die Ukraine würde vom Exporteur billigen, sauberen, CO2-freien Atomstroms zum Importeur was auch ihrer Wettbewerbsfähigkeit schaden würde.

Das ist was wir aus der Verminung eigentlich lernen sollten: russland fürchtet ernsthaft das Gebiet schon bald zu verlieren und macht einen auf: "Wenn wir es nicht haben können, sollt ihr es auch nicht haben!"

Eine Atomkatastrophe ist nicht zu erwarten.

russland bereitet sich weiter auf eine Strategie der verbrannten Erde vor, wenn die Ukraine ihr Gebiet zurück erobert.

Ach und übrigens...

Die USA bereiten gerade ein Gesetz vor, das die Sprengung von Saporischschja als auslösend für Artikel 5 einschätzt. Die russen werden es nicht wagen das zu riskieren.

https://twitter.com/igorsushko/status/1672029829573787648

Nein! Das hat man bei Tschernobyl und Fukushima gesehen. Sobald die Brennelemente nicht mehr gekühlt werden, überhitzen sie sich und Radioaktivität wird freigesetzt.

Bei einer Sprengung des AKWs gehe ich davon aus, dass sämtliche kritischen Versorgungen auch nicht mehr existieren.

Kommt drauf an, wasgesprengt wird.

Das Reaktordruckgefäß und Abklingbecken sprengen setzt eine Radioaktivität frei, daß sogar alle Nachbarländer davon großen dauerhaften Schaden nehmen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ausbildung beim Strahlenschutz Deutschlands

Das hängt von den Dimensionen der Sprengladung ab. Wenn die Reaktortanks gesprengt werden, werden unweigerlich radioaktive Stoffe freigesetzt.

Nicht wirklich. Wenn die Kühlung ausfällt kommt es zur Kernschmelze und einer Verpuffung des Kühlwassers. Dabei wird Strahlung frei gesetzt. Das ist nicht vergleichbar mit einer Atombombe aber trotzdem gefährlich und schädlich.

Wenn der Reaktor selbst beschädigt wird, kann auch Strahlung frei gesetzt werden.