Kampfsportart für Mädchen/ Frauen

9 Antworten

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Aikido und Frauen: Die Kampfkunst "Aikido" hatte in seiner Anfangszeit außerhalb Japans teilweise mit entsprechenden Vorturteilen zu kämpfen - es sei "nur etwas für Frauen" oder sogar "weibisch".

Dieser Eindruck entsteht dadurch, dass Aikido sehr runde und fließende Bewegungen aufweist, die nicht mit den harten, präzisen Techniken des Karate, oder des an Ringen erinnernden Judo zu vergleichen sind.

Natürlich sind diese Vorturteile, es sei ein reines "Frauensport" längst nicht mehr so präsent wie damals, man stößt aber gelegentlich immer noch drauf.

Aikido bei der Polizei: Tatsächlich habe ich aber vor mehreren Jahren einen Berliner Kriminalbeamten kennengelernt, der Aikido ergänzend zu seiner sonstigen Ausbildung übte.

Ob es vielleicht in einigen Bundesländern in Polizeisportvereinen selbst schon als Ergänzung angeboten wird, weiß ich allerdings nicht.

Weitere Punkte, die für Aikido sprechen:

Fitness: Auch wenn es keine besondere Muskelkraft voraussetzt und tänzerisch anmutet, ist natürlich die ständige Durchführung von Aikido gut für Kondition und Fitness. Man entwickelt eine gute Kondition.

Selbstbewusstsein: Ich habe beim Training mit Kinder- und Jugendgruppen erleben können, wie schüchterne und zurückhaltende Kinder ein gesundes Selbstbewusstsein entwickelten, ohne aggressiv zu werden

Charakterschulung: Auf der anderen Seite habe ich aber auch erlebt, das so mancher "Zappelphillip" deutlich ausgeglichener und kleine "Raufbolde" viel friedlicher wurden, ohne quasi-militärisch gedrillt worden zu sein.

Kein Wettkampf: Abgesehen von einem oder zwei Stilen (mir fällt gerade nur Yoshinkan-Aikido ein) ist Aikido kein Wettkampfsport. Es gibt also keine Meisterschaften mit Pokalen usw.

Zwar bestehen Graduierungen, in Form von Gürtelprüfungen, allerdings tragen die Schüler meist keine farbigen Gürtel, da man die Gleichberechtigung aller Trainierenden betonen will.

Da Schüler unterschiedlicher Grade miteinander arbeiten reduziert das auch die Angst, mit einem "fortgeschrittenen" Schüler zu üben.

Anmerkung hierzu: Allerdings habe ich mitbekommen, das einige Vereine offenbar dazu übergegangen sind, zumindest in den Kinderkursen farbige Gürtel zu nutzen - vermutlich ein pädagogisches Mittel zur Motivation, dessen Anwendung ich persönlich aber missbillige.

Herausforderung/Ängste: Die Vorstellung, sich von einem Trainingspartner auf die Matte werfen zu lassen, oder jemanden in einem Griff festzuhalten, ist nicht nur für Mädchen und Frauen ungewohnt.

Spaß an den Fallübungen zu finden, die Bereitschaft sich angreifen zu lassen, oder selbst anzugreifen, damit der Andere seine Verteidigung üben kann, helfen dabei, Ängste zu überwinden und sich auch ganz alltäglichen Herausforderungen besser zu stellen.

Effektivität: Eine schnell zu erlernende Möglichkeit zur effektiven Verteidigung innerhalb weniger Wochen ist Aikido nicht.

Auch wenn bereits Anfangstechniken wie "ikkyo" (eine Haltetechnik) eine hohe Effektivität aufweisen, dauert es natürlich, bis die Bewegungen selbst und auch deren Verständnis verinnerlicht wurden.

Aikido ist daher kein einzelnes "Selbstverteidigungssystem" sondern eine Kampfkunst die aus Techniken und Persönlichkeitsentwicklung entsteht.

Dennoch weist Aikido nach entsprechendem Training eine entsprechende Effektivität gegen gewalttätige Übergriffe auf.

Anmerkung hierzu: Ich selbst habe Aikido leider bereits dreimal im Ernstfall anwenden müssen, um Personen in einer unmittelbaren Bedrohungssituation zu helfen.

Ich bin nicht stolz darauf, den Angreifern Schmerzen zugefügt zu haben, aber ich kann somit aus eigener Erfahrung sagen, dass es auch bei echten Gefahren für die körperliche Unversehrtheit eingesetzt werden kann.

Waffentraining: Natürlich bei Kindern meist nicht im Unterricht enthalten sind Übungen mit Holzschwert (Bokuto), Stab (Jo) und Messer/Dolch (Tanto).

Bei einigen Vereinen werden diese Waffen übrigens nur genutzt, um die Herkunft einiger unbewaffneter Techniken aus früheren Schwertkampftechniken zu demonstrieren, so dass selbst bei höher Graduierten kein wirkliches "Waffentraining" erfolgt.

Meine erste Aikido-Lehrerin war weit über 50 und konnte nicht nur jüngere Mittrainierende werfen, sondern wenn sie Techniken mit dem Stab demonstrierte, war dies sehr beeindrucken und die "Aikido-Oma" hätte vermutlich sogar einen realen Angreifer abgeschreckt. ;-)

Ein Video: Um einen kleinen Eindruck davon zu vermittelt, wie ein Aikido-Training aussehen kann, hier ein Video. Zu sehen ist

  • das Aufwärmen und Übungen für Gelenke
  • Meditative Elemente
  • das üben der Falltechniken/Abrollen
  • Demonstration von Techniken und deren Erläuterung

https://www.youtube.com/watch?v=21hriC94NmU

Hoffe, die Antwort war hilfreich. :-)

Woher ich das weiß:Hobby – Seit etwa 40 Jahren Training des Aikido

tuannga210311  01.09.2014, 15:16

Die Antwort war hilfrreich...;-) Danke.

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tuannga210311  01.09.2014, 15:19
@tuannga210311

AI - - Harmonie, Einklang 

KI - - Lebensenergie

DO - Weg ständiger Übung

Aikido mit seinen typischen fließenden, kreisförmigen Bewegungen.

Die Prinzipien des Aikido haben ihre Gültigkeit jenseits aller Grenzen. Da es sich jeglicher Versportlichung im westlichen Stil, der zahlreiche Kampfkünste fernöstlicher Herkunft erlegen sind, verweigert, bleibt es eine traditionelle Kunst, die in Zusammenarbeit der jeweiligen Partner erlernt wird. Aikido ist aber auch ein Weg, der ohne weiteres modern genannt werden kann, wenn denn als modern verstanden wird, was unsere Zeit dringend benötigt:

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Enzylexikon  02.09.2014, 22:02

Vielen Dank für den Stern als "Hilfreichste Antwort". :-)

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Ich bin zwar schon etwas älter, aber mache seit ich 15 bin Krav Maga, womit ich sehr zufrieden bin. Muskel und Körperaufbau, wird man aber bei jeder Sportart sehen, wenn diese regelmäßig über einen langen Zeitraum ausgeübt wird. Solange man aber kein extremes Bodybuilding betreibt, denke ich, sollte sich das aber in Rahmen halten. Ist aber auch wieder subjektiv, wie das jeder empfindet. Aber neben all dem denke ich auch, sollte im Vordergrund stehen, dass es deiner Tochter Spaß macht.

LG - Sandra

Ich bin selbst erst 14 Jahre alt und mache bereits seit 10 Jahren Jiu-jitsu. Trotzdem seh ich noch wie ein Mädchen aus :-). Meiner Meinung nach sollte ein Sport den man in seiner Freizeit betreibt vor allem Spaß machen. Mir macht mein Sport sehr viel Spaß und als Mädchen gibt das viel Sicherheit im Alltag. Im Jiu-jitsu wird sehr vielfältig trainiert: Bei uns stehen waffenabwehr selbstverteidigung und Verteidigung am Boden auf dem Programm. Außerdem lernen wir viel nützliches über Theorie und spielerisch auch etwas japanisch. Das kann ich nur weiterempfehlen obwohl ich selbst viele Jahre das einzige Mädchen im Verein war. Einfach ausprobieren lassen!!!

Ich finde deine Sorge verständlich, habe aber ein ungutes Gefühl dazu, wie du damit umgehst. Sich verteidigen können, ja, aber bitte "noch wie eine Frau aussehen"? Oder ist dein Satz mit den Reizen einer Frau ein Scherz, den ich nicht verstehe?

Eine Waffe ist zur Durchsetzung eines Willen gegen den eines anderen gedacht. Das ist, was Polizisten im Notfall auch mal tun (kommt aber selten vor). "Gegen den Willen eines anderen" kann man wohl kaum solche Reize einsetzen, meinst du nicht?

Wenn du deine Tochter stärken möchtest, empfehle ich dir keinen Kampfsport. Kampfsport ist was mit sauberen Regeln in Sportkleidung und freundlichen Hallen. Das ist auf der Straße nur bedingt einsetzbar. Die Bundespolizei nutzt Jiu Jiitsu, aber wirkliche Angriffe und Verteidigung findet man eher im Bereich Selbstverteidigung. Stichworte dafür wären Wing Tsun (teuer und etwas überkandidelt, aber das System ist gut, speziell für kleinere Menschen) oder Krav Maga (wie WT, noch ein Stück unhöflicher und deutlicher). Wenn du Angst hast, dass man damit zum Bodybuilder wird (was nicht so ist): google anwerfen, Bildersuche verwenden, Frauen anschauen.

Und denke bitte daran, dass "Frau-Sein" nichts mit "Brüste raus" und süßem Lächeln zu tun hat. Das mag ein Konzept sein, dass dir liegt, aber deiner Tochter tust du damit keinen Gefallen, ob nun als Polizistin, Diskogängerin oder in der Schule.


CaseyGlass 
Beitragsersteller
 02.09.2014, 22:29

Natürlich ist mir klar dass das Frau-Sein nichts mit Brüste raus und süßem Lächeln zu tun hat. Ein Scherz, den du nicht verstehst ist es aber auch nicht ganz. Was ich meine ist das ich meine Tochter natürlich auch einfach 3 Tage die Woche ins Fitnessstudio stecken könnte und sie sich dann mit ihrem großen Bizeps durchsetzt. Dar ja nun aber Frauen von Natur aus kleiner sind und einen geringeren Muskelanteil als Männer haben und wie du sagtest es nur selten zu Kampfsituationen kommt denke ich dass das Trainerin der Muskeln definitiv wichtig ist aber nicht im Mittelpunkt stehen sollte weil ich ja nur möchte dass sie sich im Notfall zu helfen weis und nicht der neue Terminator wird. (natürlich nur die Meinung eines Laie)

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frissdichselbst  10.05.2015, 00:31
@CaseyGlass

Als ein Mädchen (18) die Kampfsport schon seit der Kindheit betreibt, teilweise auch intensiv, momentan eher abgemildert, ist deine Sorge - Verzeihung - aber völliger Blödsinn. Erstens, sollte man Kinder selbern entscheiden lassen wie sie aussehen wollen, und athletische Frauen sind definitiv nicht unattraktiver oder weniger feminin, nur weil sie meinetwegen Bizeps und Bauchmuskeln haben. Zweitens, sagtest du deine Tochter ist zehn Jahre alt, da läuft mit sichtbarem Muskelaufbau generell sehr wenig. Drittens sind sichbare Muskeln an Bauch oder Armen oder wo auch immer auch zu einem großen Teil Ernährungsfrage. Und mal ehrlich, ihren weiblichen Körper zu verlieren, weil sie trainiert ist, diese Einstellung ist etwas veraltet, oder nicht? 

Und wenn es um Kampfsport geht, ich würde empfehlen im jungen Alter und der ersten Zeit vielleicht etwas passiveres zu machen, Judo eignet sich gut, weil man dabei gleichzeitig auch noch fallen lernt und es primär auf Verteidigung getrimmt ist. Additional Wing Tsung und Kung Fu, vielleicht etwas später. Zuhause noch ein Boxsack kaufen, oder ein paar Schlagpolster, wobei dann immer jemand mit ihr trainieren müsste. Punchingbälle machen auch viel Spaß und sind für jüngere gut geeignet, weil sie weniger frustrierend sind als große schwere Boxsäcke, die sich am Anfang kaum bewegen werden. Passende Handschuhe dafür, oder Bandagen sind auch gut, dann tut das Schlagtraining weniger weh. Ich persönliche präferiere elastische Bandagen, über Handschuhe oder die unelastischen, aber das ist eine persönliche Sache, die jeder für sich selbst raus finden muss. 

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Ich würde auf das Krav Maga oder das Vo Dao zurückgreifen. Beide zwar weniger Traditionell aber dafür sehr Modern und Realitätsnah.