Juden im 2.Wk? Konnte man den Stern nicht einfach abmachen?

2 Antworten

Dass das verboten war, kannst Du Dir sicher lebhaft vorstellen.

Juden wurden im Laufe der Zeit mehr und mehr isoliert. Das hatte den Effekt, dass kaum noch ein Deutscher jüdische Mitbürger wirklich kannte.

Mit fortschreitender Zeit wurde den Juden immer mehr verboten (sogar Haustiere zu halten), aber auch immer mehr auferlegt (z. B. das Tragen des Judensterns). Sie durften noch nicht einmal mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren (in denen man ja auch Leute von früher wiedertreffen könnte oder neue Bekanntschaften schließen könnte).

Aber auch den Deutschen war im Zusammenhang mit Juden einiges verboten. Es war ihnen verboten, Juden zu heiraten. Falls sie bereits verheiratet waren, wurden sie genötigt, sich scheiden zu lassen. Zum Ende des Krieges war es die Praxis, dass deutsche Ehefrauen und -männer von Juden mit ihren Ehepartnern in die Gaskammern geschickt wurden.

Ein Jude, der den Judenstern nicht trug, war von der Nahrungsbeschaffung abgeschnitten. Es war ja niemand da, an den sie sich wenden konnten.

Es hätte ganz bestimmt Deutsche gegeben, die sie aufgenommen hätten. Aber die musste ein Jude erst einmal kennen. Man hätte sich dieser Leute ganz sicher sein müssen, sonst lief man Gefahr, aufgegriffen zu werden.

Ohne vorherige Durchorganisation war es für die Deutschen fast unmöglich, Juden aufzunehmen, sonst wären sie ebenfalls deportiert worden.

Die Nazis hatten ein Volk, das von Spitzeln durchzogen war, erschaffen. Aus Treue zum "Führer" hatten Eltern ihre Kinder und viel mehr Kinder ihre Eltern und Großeltern verraten. Da haben Nachbarn ihre Nachbarn bespitzelt. In einem solchen Klima konnte nicht einfach mal so ein Jude vorbeikommen und um Essen betteln.

Es gab auch geglückte und nicht geglückte Rettungen von Juden durch Deutsche. Im Fall der nicht geglückten Rettungen landeten die helfenden Deutschen selbst in den Konzentrationslagern, nicht gerade in Auschwitz; aber Buchenwald, Ravensbrück, Sachsenhausen, Dachau, ebenso die deutschen Haftanstalten waren auch kein Zuckerschlecken, viele Deutsche starben dort.

Woher ich das weiß? Victor Klemperer: LTI

Bei einer Kontrolle musste man seine Kennkarte oder den Pass vorzeigen und der hatte einen Judenstempel, also ein rotes "J" eingestempelt.

Das entfernen oder verdecken des Sterns auf der Kleidung konnte dich ins KZ bringen..


Vi7412 
Beitragsersteller
 16.11.2019, 10:54

und wenn ich meinen Pass "verloren" hätte. Wäre dann jeder, egal ob Nichtjude einfach festgenommen worden?

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frasibam007  16.11.2019, 11:01
@Vi7412

Bekannte und Umgebung kannte dich ja. Andere Stadt andere Identität vielleicht?

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Leestigter  16.11.2019, 11:20
@Vi7412

Ja - Ausweispflicht! (22. Juli 1938, Verordnung über Kennkarten, Kennkartenzwang am 23.Juli 1938)

Man wurde auf alle Fälle mitgenommen und erst mal eingesperrt, bis die Identität festgestellt war!

OFFTOPIC: Das ist wie heute noch in Österreich. Da gibt es immer noch Deppen die mit Kind und Kegel aus Deutschland ohne Ausweise einreisen und sich dann wundern, dass sie bei einer Kontrolle mit auf die Wache müssen und diese erst wieder verlassen dürfen, wenn über Email, Fax, ect. die Identität von allen Personen festgestellt ist. Abgesehen von den 100€ bis möglichen 1000€ Strafe pro Person wegen der fehlenden Papiere..( wenn man damit schon mal aufgefallen ist wirds auf alle Fâlle vierstellig)

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BiggerMama  16.11.2019, 12:24
@Vi7412

Das konnten sich nur Deutsche leisten. Es gab solche Fälle, dass Deutsche ähnlich aussehenden Juden ihren Pass überließen. Die Identität wurde bei den Deutschen ohne Pass auf der Polizeiwache festgestellt.

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