Jedem das Seine?

Verstehe ihn nicht. 50%
Verstehe ihn. 41%
Anders. 9%

44 Stimmen

17 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Anders.

Jeder hat zu diesem Spruch eine eigene Meinung, die er/ sie auch gerne haben darf und gleichwertig berechtigt ist.

"Jedem das Seine" und "Arbeit macht frei" über den Toren der KZ ist natürlich an Sarkasmus, Dreistigkeit und Erniedrigung nicht zu überbieten.

Den Spruch "Arbeit macht frei" habe ich abgesehen von der deutschen Geschichte nie gehört und ist in der heutigen Zeit, also die Aussage des Satzes, auch nicht mehr zeitgemäß bzw hat mit den Arbeitsbedingungen und Ansichten der Arbeitnehmer nichts mehr zu tun.

"Jedem das Seine". Nun ja, bekommt man öfters zu hören. Aber in einem ganz anderen Zusammenhang. Rein nach dem Motto: wenn du nur mit Luxus glücklich bist/wirst dann ist das deine Sache. Also nicht im Sinne von: du bist selbst verantwortlich für dein Schicksal

Es gibt so vieles schlechte, was die Nazizeit verzapft hat. Das ist - glaube ich und hoffe ich - allen bewusst.

Sich aber über alles, was aus dieser Zeit stammt zu echauffieren? Hmm. Da gäbe es wirklich vieles, was wir heute nicht mehr dürften...

Ein Spruch oder ein Wort allein macht keinen Rassist


PicoSenpai01 
Beitragsersteller
 18.03.2023, 08:24

Sehr gute Antwort, dem kann ich nur zustimmen.

Anders.

"Jedem das Seine" ist eigentlich ein antiker rechtsphilosophischer Ausspruch ("suum cuique"), der zwei grundlegende Bedeutungen hatte.

Zum einen meinte er, das jeder vor Gericht nach seiner individuellen Schuld verurteilt werden soll um so Gerechtigkeit zu erzeugen. Zum anderen meinte er auch, dass jeder nach seinem Verdienst Anteil an der Verteilung des gesellschaftlichen Wohlstandes haben soll. Im Grunde war es der Leitgedanke für eine gerechte Gesellschaft.

Die Nazis haben diesen Spruch bewusst verwendet und im Grunde zynisch missbraucht. Auch um klar zu machen, was in ihrer Welt Gerechtigkeit im Umgang mit Menschen ist, die nicht ihrem Weltbild entsprachen.

Von daher ist es zum einen falsch zu sagen, dass es ein Nazi-Spruch sei. Das ist er nicht. Gleichzeitig kennen aber viele die ursprüngliche Bedeutung und Herkunft nicht und verbinden es eben mit den Nazi-KZs. Von daher kann ich es verstehen, dass viele damit ein Problem haben.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

MANSORY007  18.03.2023, 08:36

Tolle Antwort, gefällt mir sehr gut🙂🖖!

Verstehe ihn.

Kommt auf dem Konsens an, in dem es gebraucht wird. Ist diese Redewendung in der Situation wirklich angebracht oder nicht? Manche Menschen verwenden es gerne als Provokation. Das ist nicht gerade angebracht. Wenn man weiß, dass es über dem Torbogen eines Konzentrationslagers hing, sollte man mit der Verwendung etwas vorsichtiger sein.

Verstehe ihn.

Sollte dieser Spruch wirklich tatsächlich in Buchenwald stehen, finde ich es moralisch sehr verwerflich diesen lapidar zu verwenden, wenn er so negativ besetzt ist und vorsätzlich mißbraucht wurde, dann ist es eine maßlose Respektosigkeit den Opfern gegenüber ... Mein Urgroßvater hat den ersten und zweiten Weltkrieg erlebt ,da finde ich es absolut anstandslos so unbefangen mit solchen Begrifflichkeiten umzugehen ... mich hat es immer sehr bewegt von Zeitzeugen zu hören und mein Großvater (95) erzählt heute von den Gräueltaten und meiner Omi sind die Tränen gekommen wenn sie über diese Unmenschlichkeit berichtet hat !!! 😭

Woher ich das weiß:Recherche

Kaktusnektar  18.03.2023, 17:53

Keine Ahnung wo die Empathie der Menschen heutzutage abgeblieben ist aber mit dem Finger auf die Großeltern zeigen ... was für eine Heuchlerei !!!

Verstehe ihn nicht.

Das verwende ich auch gelegentlich.

 da dieser Satz ja bekanntermaßen auf dem Schild vom KZ Buchenwald hing

Mir war es nicht bekannt.

Aber habe auch keine Motivation, nachzuforschen, wer in der Zeit 1933-1945 welche Worte, Formulierungen oder Sätze verwendet hat, nur, um diese zu vermeiden.

Arbeit macht frei, wusste ich.

Stimmt so aber gar nicht.

Die finanziellen Mittel machen ein Stück weit frei. Und die können durch Arbeit erwirtschaftet werden.