Ist „The Guardian“ eine wissenschaftliche Quelle für eine Hausarbeit?
Schreibe gerade eine Hausarbeit für die Uni und habe einen interessanten Artikel von The Guardian, nur weiß ich nicht, ob das auch als wissenschaftliche Quelle nutzbar ist. Die Tagesschau & Zeit Online z.B. sind ja keine.
2 Antworten
Generell sind Zeitungen keine wissenschaftlichen Quellen. In den seltensten Fällen wird mit einem Quellenapparat gearbeitet, und der ist das Hauptmerkmal einer wissenschaftlichen Publikation.
Lediglich in Ausnahmefällen wäre die Verwendung denkbar, beispielsweise wenn es sich bei investigativem Journalismus (der ja beim Guardian durchaus auch betrieben wird) um eine Primärquelle zum zu bearbeitenden Thema handelt. Da müssten dann aber eine Menge Rahmenbedingungen stimmen.
Am Beispiel: Berichtet der Guardian zu einer Entdeckung auf dem Themengebiet x, ist das keine seriöse Quelle, denn der Journalist gibt nur Erkenntnisse Dritter weiter. Haben die Journalisten des Guardian aber unabhängig zu einem Thema recherchiert und arbeiten mit sauberen Belegen, ist eine Verwendung zumindest denkbar, wenn denn das Thema der Hausarbeit entsprechend gewählt ist.
Als erweitertes Beispiels aus meinem eigenen Fach:
Ich soll eine Arbeit zu Stonehenge verfassen.
Zitiere ich einen Artikel, den der Guardian zur Mitsommerwende über die Geschichte von Stonehenge schreibt? Nein.
Zitiere ich ein Interview mit einem Kollegen, das im Guardian erscheint? Höchstens dann, wenn ich selbst keinen Kontakt zu ihm herstellen kann, und auch dann nur mit eindeutigen Formulierungen, die verdeutlichen, dass diese Informationen nicht vorbehaltlos übernommen werden können.
Was ich aber durchaus zitieren würde, wäre ein Artikel über die geplante neue Straße, die an Stonehenge vorbeiführen soll und die derzeit wild diskutiert wird (U.a. im Guardian).
Lautet mein Thema jedoch "Zur Rezeption von Stonehenge in aktuellen Medien", dann kann ich alle drei als Gegenstand meines Themas verwenden und die Informationen ggf. kritisch mit dem Forschungsstand vergleichen.
Vielleicht wird es so verständlicher und du kannst diese Überlegungen auf dein eigenes Fach übertragen.
Zeitungen sind generell keine wissenschaftlichen Quellen.
Wenn du also das dort beschriebene wiedergeben willst, musst du zu den Originalquellen, die auch der Artikel genutzt hat.
Aber es kommt wie immer ein bisschen darauf an. Wenn zum Beispiel ein exklusives Interview dort abgedruckt ist, dann könntest du für die Zitierung der interviewten Person die Zeitung als Quelle nutzen.
Bei allem anderen, über das die Zeitung aber auch nur aus zweiter Hand schreibt, ist das nicht möglich.
Beste Grüße!
Interessanter Einwand, dem ich auch gar nicht widersprechen kann.
Ich hatte dabei aber eher an die Kommentierung des politischen Geschehens im Rahmen eines Interviews z.B. mit Politikern gedacht, weniger an die Besprechung andernorts publizierter wissenschaftlicher Thesen.
Politiker habe ich versucht, mit "Person des öffentlichen Interesses" irgendwie mit abzudecken.
Es ließe sich sicherlich leichter zu dem Thema diskutieren, wenn wir Fach, Thema und Art des Zeitungsartikels kennen würden, statt hier pauschal alles abdecken zu müssen. Der Haken ist halt auch, dass der Guardian sehr breit aufgestellt ist, was ich als tatsächliche Leserin des Guardian sehr schätze, aber hier auch keinen Anhaltspunkt liefert, was der Fragesteller wollen könnte.
Das stimmt sicher.
Ich denke aber, wir haben das Thema soweit wie möglich abgedeckt. Vielleicht kommt ja noch eine Eingrenzung von der oder dem FS oder es genügt. Wir werden sehen.
Dir schon einmal einen guten Rutsch, falls wir uns nicht noch in einer anderen Frage über den Weg laufen!
Da stimme ich dir absolut zu, wir haben hier unser Soll erfüllt.
Dir auch einen guten Rutsch!
Hm... Bei dem exklusivem Interview komme ich wirklich ins Grübeln. Wenn es sich um eine Person des öffentlichen Interesses handelt, stimme ich dir zu. Handelt es sich um ein Interview mit einem Wissenschaftler zu einem Thema, das im Zentrum der fraglichen Arbeit steht, würde ich immer davon ausgehen, dass der Wissenschaftler das, was er den Medien gerade erzählt, auch publiziert... Und im nächsten Moment falle ich mir selbst ein, wie ich mit der Presse über aktuelle Erkenntnisse rede. ;) Würde ich aber in einem wissenschaftlichen Aufsatz einen Kollegen anhand eines Zeitungsartikels zitieren? Nein. Schließlich wurde mir selbst schon oft genug Zeug in den Mund gelegt, das ich so nie gesagt habe.
Ich würde in so einem Fall trotzdem versuchen, mit dem Interviewten selbst Kontakt aufzunehmen, wenn das irgendwie möglich ist, um den schreibenden Journalisten als potenzielle Fehlerquelle ausschließen zu können. Wenn es gar nicht anders geht, würde ich einen Zeitungsartikel nur mit deutlich formulierter Skepsis zitieren.